“Vollgas mit Handbremse“ (3.): Eine bundesweite Waldorf-SV?
5. Juli 2009 at 12:39 pm 8 Kommentare
Dieser Artikel ist der dritte in der Reihe „‚Vollgas mit Handbremse‘: Warum Waldorfschulen mehr SchülerInnenpartizipation brauchen“. Er baut inhaltlich auf die vorangegangenen auf, vgl. daher:
2. SchülerInnenpartizipation an FWSen – Ein Rückblick
…Es gab bereits in den 70ern und 80ern als solche anerkannte und eingebundene SchülerInnenVertretungen an FWSen – wahrscheinlich aufgrund anthroposophischer Vorbehalte seltener als an öffentlichen Schulen.
So wurde auch erst im Jahr 2000 durch Lukas Mall die Bundes-Waldorf-SV gegründet – Andererseits: Auch erst 2004 wurde die offizielle deutsche BundesschülerInnenkonferenz gegründet, in der aber nur neun Länder vertreten sind, u.a. da etwa 2008 mehrere Bundesländer aus Protest gegen undemokratische Strukturen wieder austraten. Die Waldorf-SV organisiert sich durch zwei jährlich stattfindende Tagungen, auf denen auch neue Mitglieder des fünfköpfigen „Sprecherkreises“ gewählt werden Dieser hat außer für die nächste Tagung auch für den Kontakt zum BdFW ( der die WaldorfSV auch finanziert ), zur Presse ( die sie mit trauriger Regelmäßigkeit nicht auf dem Laufenden hält ) und für die Umsetzung beschlossener Projekte ( momentan beispielsweise eine Art bundesweiten SchülerInnenaustausch für Waldorfschülis und eine Verbesserung der Kommunikation zwischen SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern ) zu sorgen. In der Theorie existieren auch regionale „Landesschülerräte“ ( LSR ), die ich allerdings nur in Hessen und BW als einigermaßen aktiv erlebe.
Nach einer Selbstdarstellung aus dem Jahr 2006 versteht sich die WaldorfSV mittlerweile als „kreative Plattform und Netzwerk als Impulsgeber für die deutschen WaldorfschülerInnen und Schulen“. Auch sie findet, dass Schule „weit mehr als ein Ort der Wissensvermittlung“ sein soll:
„Jedem soll neben dem nötigen Know-how die Energie und der Wille mitgegeben werden, den es braucht, um vorhandene Strukturen zu ändern und neue zu schaffen. Den Mut dessen man bedarf, um in Konfrontation zu gehen, mit Situationen und Menschen, die sich dem entgegenstellen. Um das Vertrauen in die Notwendigkeit und Machbarkeit des Neuen!“
Dieses Potential schulverändernder Revolutionsambitionen hat die WaldorfSV meiner Meinung nach bisher nicht wirklich an den Tag gelegt. Wohl findet auf ihren Tagungen Kommunikation zwischen SVen statt, zweifellos gehen die nachher mit größerer Motivation und neuen Ideen in ihre Arbeit an den einzelnen Schulen zurück, aber über eine Plattform für Kommunikation und Vernetzung von WaldorfSVen ist sie bisher nicht hinausgekommen.
Ich jedenfalls habe die gewiss nicht ungewichtige Stimme eines Organs für die Vertretung von WaldorfschülerInnen in vergangenen Situationen und Debatten sehr vermisst:
- Einerseits in der Presse zu den wohlbekannten Debatten rund um Waldorf – signifikanterweise gibt es auf der im November 2008 neu gestarteten und seitdem leider relativ leer gebliebenen Internetpräsenz ( die Inhalte der früheren Seite wurden nicht übernommen ) überhaupt keine Spalte für Pressemitteilungen.
- Andererseits auch gegenüber dem BdFW, dem in seiner Arbeit durchaus mehr – produktives – Kontra geboten werden sollte, das bisher waldorfintern größtenteils fehlt
- Drittens werden Aktionen, die sich mit waldorfspezifischen Dogmen herumschlagen ebenso wie die Beseitigung von schuleigenen Problemen größtenteils den einzelnen SVen überlassen werden, statt sie direkt zu untersützen.
Es folgen:
4. Die Praxis: SV an FWSen
5. Schule für Menschen
Entry filed under: SchülerInnenpartizipation an FWSen.
8 Kommentare Add your own
Kommentar verfassen
Trackback this post | Subscribe to the comments via RSS Feed
1.
Helga | 6. Juli 2009 um 2:16 pm
Bist du also für oder gegen die Waldorf-SV?
2.
Ansgar Martins | 7. Juli 2009 um 9:03 pm
Klar FÜR eine WaldorfschülerInnenVertretung. Auch nicht GEGEN die jetzige WaldorfSV – die letzte Tagung war einfach toll!!! Aber ich bin trotzdem kritisch demgegenüber, was sie bisher tut – oder vielmehr nicht tut.
Ich hatte gehofft, das kommt in dem Artikel raus! 😦
3.
Helga | 8. Juli 2009 um 9:13 pm
Es kommt im Artikel raus. Ich meinte eher sowas wie ein Fazit: Sollte die Waldorf-SV sich deine Meinung nach auflösen, neu strukturieren oder sontwas anderes?
4.
Ansgar Martins | 9. Juli 2009 um 8:01 pm
Das ist die Sache der WaldorfSV selber! Zunächst mal würde ich mir einfach wünschen, dass mensch die eigene Position und Situation dort klarer reflektiert und überdenkt. Von dem Ergebnis würde ich dann mein abschließendes Urteil abhängig machen.
5.
Cardinal | 9. Juli 2009 um 8:14 pm
Stimmt. Der in der Einleitung mit so großem Aufwand angekündigte Schulerneuerungsaufruf fällt hier sehr gering aus! 🙂
6.
Cardinal | 9. Juli 2009 um 8:18 pm
Nanu, mein Kommentar ( 5. ) von eben bezog sich auf den Kommentar von Helga.
7.
Ansgar Martins | 10. Juli 2009 um 11:55 am
Der „Aufruf“ kommt noch. Hier bin ich grade im versucht analytisch-untersuchenden Zwischenteil 😉 Außerdem vertritt die WaldorfSV ja in der Theorie die selben Forderungen an Pädagogik wie ich, sie ist in ihrer Organisation und Arbeitsweise zu kritisieren.
Außerdem hat es bisher m.W. noch keine große schriftliche Auseinandersetzung mit der WaldorfSV gegeben ( Zander z.B. hat sie beim Schreiben seines Werks einfach übersehen, weil sie fast unterhalb jeder Wahrnehmungsschwelle agiert ) und das wollte ich hier mit meinen bescheidenen Mitteln nachholen. =)
8. Freiheit, Dummheit und Schule – Rückblick auf die 14. WaldorfSV-Tagung in Berlin | Waldorfblog | 9. November 2014 um 3:10 pm
[…] (16.-18. Oktober) hatte ich das ganz besondere Vergnügen wieder einer Tagung der WaldorfSV (vgl. Vollgas mit Handbremse 3) […]