“Vollgas mit Handbremse“ (4.): Die Praxis: SV an FWSen

10. Juli 2009 at 12:39 pm 3 Kommentare

Dieser Artikel ist der vierte ( von fünf ) in der Reihe “ ‚Vollgas mit Handbremse‘: Warum Waldorfschulen mehr SchülerInnenpartizipation brauchen. Vgl. die restlichen Artikel dieser Reihe.
Mir selbst ist die Existenz von WaldorfSVen bisher an den folgenden Schulen relativ sicher bekannt. Ganz unten habe ich eine Liste mit SVen/ SMVen eingefügt, die auf der Internetseite ihrer jeweiligen Schule vorgestellt werden.

Baden-Württemberg: Böblingen, Emmendingen, Freiburg-St. Georgen, Heidelberg, Lörrach, Offenburg, Pforzheim, Ravensburg, Reutlingen, Schopfheim, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Stuttgart (am Kräherwald), Tübingen

Bayern: Augsburg, Hof/ Saale, München-Gröbenzell, München-Schwabing, Prien

Berlin: Dahlem, Zehlendorf

Bremen: ?

Hamburg: Bergstedt, Nienstedten

Hessen: Frankfurt, Kassel

Niedersachsen: Benefeld, Göttingen, Hannover-Maschsee, Ottersberg

Nordrhein-Westfalen: Aachen, Bonn, Dinslaken, Köln, Krefeld, Mönchengladbach, Münster, Oberberg, Sankt Augustin, Siegen

Rheinland-Pfalz: Frankenthal, Mainz, Neuwied , Trier

Saarland: Bexbach

Das sind 45 Schulen von über 200, also kein Viertel der FWSen in Deutschland. Von einigen dieser SVen weiß ich nicht, wie aktiv sie sind, und von manchen, dass sie ziemlich inaktiv sind, andere auch sehr aktiv und erfolgreich. Unterschiedlich ist auch die Rolle der SVen in der Organisation der Schule, manch haben nur „Anhörungsrecht“ in den anderen Gremien ( etwa in Berlin-Dahlem ), existieren nur zur Organisation von SchülerInnenpartys, Oberstufenfahrten und der Einrichtung von Aufenthaltsräumen ( was aber auch an vielen öffentlichen Schulen so ist, es hat leider nicht jedeR Interesse an Mitverwaltung ). Es ließe sich also noch eine ganze Menge verändern, verbessern, neu aufbauen! Aber: Ich kann natürlich nur die SVen aufzählen kann, die mir bekannt sind, erhebe also in keiner Weise Anspruch auf Vollständigkeit, im Gegenteil: Mit ziemlicher Sicherheit sind mir welche entgangen.

Repräsentativ für Selbstverständnis und Aktivitäten von vielen WaldorfSVen dürfte ein Text sein, den ich auf der Webseite der FWS Offenburg fand:

„Wir versuchen nicht nur einseitig die Schülerinteressen durchzusetzen, sondern fungieren auch immer wieder als Vermittler zwischen Lehrer- und Schülerideen.
Auch fordern wir nicht einfach nur, sondern bringen uns aktiv mit ein, entwickeln eigene Konzepte und Lösungen.
Als Hauptaufgabe sehen wir es, die Schüler/innen zu vertreten, Schwachstellen unserer Schule aufzudecken und Lösungen zu suchen und das Demokratiebewusstsein der Schüler/innen zu stärken und sie immer wieder zu animieren, sich in ihrer Schule einzubringen.
Zudem organisiert die SV auch Vorträge, Umwelt- und Menschenrechtsprojekte, Diskussionen etc.
Bei Fragen wenden Sie sich an unsere Schulsprecher.“

( SV der FWS Offenburg, Link s.u. )

Manche SchülerInnenVertreterInnen fühlen sich nicht genug in den Schulalltag eingebunden, artikuliert etwa jüngst von der SMV ( SchülerInnenmitverwaltung ) der FWS Schwäbisch-Hall, die von den LehrerInnen nicht richtig ernstgenommen wird, ihre Vorschläge seien dort oft auf Ablehnung gestoßen, etwa, wenn es darum ging, die SMV bei LehrerInnenwechseln in der Oberstufe „grundsätzlich und verpflichtend“ mit einzubeziehen. ( vgl. Markus Stettner-Ruff: „Waldorfschule statt Waldorfgymnasium – Mit Dreizehntklässlern im Gespräch“, in: „Erziehungskunst“, 5/ 2009, S. 570 )

Meine persönlichen Erfahrungen als SVler an der FWS Mainz sind recht positiv. Wir sind auch in pädagogischen Fragen eingebunden: Als im letzten Jahr eine Erweiterung des freiwilligen Ganztagsbereichs bis Klasse 10 stattfand, wurde das pädagogische Konzept sowie das Kursangebot und die Suche nach entsprechendem Personal zu gleichen Teilen von jeweils einer Person aus dem LehrerInnenkollegium, dem Elternrat und der SV, in diesem Fall mir, gestaltet. In ein momentan ( von einer ebenfalls zu gleichen Teilen aus SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen gebildeten Arbeitsgruppe ) neu erarbeitetes „Leitbild“ der Schule wird als Strukturmerkmal unserer „Selbstverwaltung“ erstmals die Rolle eines SchülerInnengremiums einfließen. Außerdem sind wir aber fest in der LandesschülerInnenVertretung Rheinland-Pfalz involviert bzw. in der StadtschülerInnenvertretung Mainz.

Wenn es an einer Ecke mangelt, dann allerdings an der wichtigsten, nämlich in der SchülerInnenschaft selbst: Viele sehen gar keine Notwendigkeit darin, sich an irgendwas zu beteiligen – Ein Problem wiederum, dass wir mit vielen SVen an Regelschulen teilen. Und das sicher der klassischen SchülerInnenrolle als m.o.w. passivem Aufnehmen von Lernstoff anzulasten ist.

Ich habe abschließend den Eindruck, dass die Zahl der SVen an FWSen relativ kontinuierlich wächst spätestens seit der Gründung der WaldorfSV, vor allem aber die Azeptanz für die Forderungen von SVen an FWSen. Manche AnthroposophInnen haben den Eindruck von einer „neuen Schülergeneration“ durch die das Waldorfsystem in seinen „orthodoxen Neigungen (…) gesunde Korrekturen“ erfährt. ( Jens Heisterkamp: „Anthroposophie im Aufgang…“, info3, 1/2009 ) Das erscheint mir allerdings sehr optimistisch.

Links zu den Webpräsenzen von WaldorfSVen:

Aachen, Bonn, Köln, Krefeld, Mönchengladbach, Münster, Oberberg, Sankt Augustin, Siegen Frankenthal, Bexbach Benefeld, Göttingen, Hannover-Maschsee, Ottersberg Frankfurt, Kassel , Augsburg, München-Gröbenzell, München-Schwabing, Prien Bergstedt, NienstedtenEmmendingen, Freiburg-St. Georgen, Heidelberg, Lörrach, Offenburg, Schopfheim, Schwäbisch Hall, Stuttgart (am Kräherwald)Mainz, Tübingen

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“Vollgas mit Handbremse“ (3.): Eine bundesweite Waldorf-SV? “Vollgas mit Handbremse“ (5.): Schule für Menschen

3 Kommentare Add your own

  • 1. c.wichert  |  11. Juli 2009 um 3:22 pm

    Hallo, die FWS Freiburg Rieselfeld hat eine SMV mit Geschäftsordnung und allem was dazugehört.
    Grüße
    C.Wichert

    Antworten
  • 2. Cardinal  |  11. Juli 2009 um 9:13 pm

    Dann sinds ja schon 46. Das Viertel schafft ihr noch!!! 😉

    Antworten
  • […] Schule stehen etc., aber das eher außerhalb des Tagungsprogramms. Immerhin kann ich meiner „Liste von SVen an FWSen“ die Schulen in Karlsruhe, Mannheim, Kaltenkirchen, Wolfsburg, Bielefeld und Oberursel […]

    Antworten

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Ich bin Ansgar Martins, geb. 1991 und war bis Juni 2010 Schüler an der FWS Mainz. Inzwischen studiere ich Religionsphilosophie, Soziologie und Geschichte in Frankfurt a. M. Dieser Blog ( dessen "Leitbild" ganz oben rechts ) ist mein persönliches Projekt, um die oft einseitigen und selbstgerechten Pro- und Contra-Positionen in der Debatte um die Waldorfpädagogik und Anthroposophie kritisch zu kommentieren. Ich hoffe, das gelingt, und freue mich über Rückmeldungen jeder Art!

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