Die Atlantis-Debatte. Anthroposophische Mythen in der Waldorfschule?
27. Juli 2009 at 6:00 pm 61 Kommentare
1. Eine Weltanschauungsschule?
Dass an Waldorfschulen Anthroposophie gelehrt bzw. heimlich eingetrichtert würde, haben KritikerInnen und GegnerInnen dieser Schulen schon seit ihrer Gründung behauptet. Rudolf Steiner hat die Frage zum Verhältnis von anthroposophischen Glaubensinhalten und waldorfpädagogischen Unterrichtsinhalten in seinem ersten Vortrag vor zukünftigen WaldorflehrerInnen vehement verneint:
„Die Waldorfschule soll keine Weltanschauungsschule sein, in der wir die Kinder möglichst mit anthroposophischen Dogmen vollstopfen. Wir wollen keine anthroposophische Dogmatik lehren, Anthroposophie ist kein Lehrinhalt, aber wir streben auf praktische Handhabung der Anthroposophie.“ (GA 293,15)
Das sagt gegenüber allen gegenteiligen Unterstellungen der „Bund der Freien „Waldorfschulen“ (BdFW) auch bis heute. Erst 2007 erschien eine umfassende WaldorfabsolventInnenstudie, die sich auch der Frage widmete, wie weit FWSen als „Weltanschauungsschulen“ bezeichnet werden können. Insgesamt sind nach der Studie gut 2% der AbsolventInnen nach ihrer Schulzeit in anthroposophischen Kreisen aktiv, der größte Teil steht der Anthroposophie „indifferent bis skeptisch gegenüber.“ Über die Präsenz der Anthroposophie im Unterricht heißt es u.a.
„Im Rückblick“ sage „nicht einmal jeder Zehnte Absolvent (…), dass die anthroposophischen Werte überbetont worden seien, obwohl (…) [ viele] Ehemalige – wenn auch in abnehmender Jahrgangstendenz (62-66jährige: 48%; 59-59jährige: 46%; 30-37jährige: 38%) – hochgradig zu berichten wissen, dass Waldorfschulen ‚in ihren Inhalten stark an der Anthroposophie Rudolf Steiners ausgerichtet‘ sind. Beinahe zwei Drittel (…) bekunden allerdings, dass ‚die Anthroposophie (…) im alltäglichen Schulleben kaum eine Rolle gespielt hat‘.“ (Barz/ Randoll, S. 139)
Bei diesem grundsätzlich positiven Befund wird aber auch deutlich, dass anthroposophische „Dogmen“ in einzelnen Fällen durchaus im Unterricht auftauch(t)en. Ein besonders heiß diskutierter Fall, der allermeist als Hauptmotiv der Diskussion dient, ist ist der mythische Kontinent „Atlantis“, der nach manchen WaldorfkritikerInnen im Geschichtsunterricht der fünften Klasse auftauchen soll (so etwa Jakob/Drewes, S. 129ff.). Diesen einen Beispielfall möchte im Folgenden Artikel diskutieren.
2. Atlantis in der Anthroposophie
Wie praktisch jeder Mythos wird in Rudolf Steiners Anthroposophie auch das sagenhafte Atlantis einbezogen. Schon zu seinen Lebzeiten wurde zwar die Existenz des von Plato beschriebenen Kontinents recht eindeutig widerlegt, das machte ihm aber offensichtlich nichts. Aus der Theosophie Helena Blavatskys hat Steiner wohl das Motiv übernommen, Atlantis als „Entwicklungsstufe“ der Menschheit zu sehen, die nach ihrer Absolvierung verschwand (es ergeben sich problematische Parallelen zu Steiners Rassentheorie vgl die Philosophie der UNFreiheit). Die Erinnerung an Atlantis, dass in Steiners Vorstellung ab etwa 10.000 Jahren (mit dem Ende der Eiszeit) versank, stecke hinter einer Menge Sagengut der Mythen der Alten Hochkulturen:
„Was die germanische Mythologie mit dem Namen Niflheim oder Nebelheim – Wolkenheim – bezeichnete, das ist das Land der Atlantier. Die Erde war zu dieser Zeit in der Tat wärmer und noch umhüllt von einer konstanten Dampfhülle. Der atlantische Kontinent ging unter durch eine Reihe von sintflutartigen Wolkenbrüchen, in deren Verlauf die Erdatmosphäre sich lichtete. Erst dann entstanden blauer Himmel, Gewitter, Regen und Sonnenschein. Aus diesem Grunde sagt die Bibel, daß, nachdem die Arche des Noah gelandet war, der Regenbogen zum neuen Zeichen des Bundes zwischen Gott und dem Menschen wurde.“ (GA 94, S. 24f.)
Heutige AnthroposophInnen beziehen zu Steiners Atlantis-Passagen unterschiedlich Stellung. Die einen deuten das Motiv als „das innere Atlantis“: Das mythisch-archetypische Bild eines vergessenen „göttlichen“ „Seinsurgrundes“ vor dem Beginn jeder Geschichte, das zwar „kaum anders als mythologisch oder literarisch“ verstanden werden könne, gerade als solches aber „dicht, stimmig und lebensfördernd“ sein könne. (Sünner, info3 07/08, S. 46ff.). Solche Motive finden sich ja in der Tat bei soziemlich allen Kulturen.
Andere AnthroposophInnen halten an der Historizität des platonischen Märchenkontinentes fest, mitunter mit eigenartigen Begründungen:
Atlantis „ist bei Steiner keine nur historisch-geographische Größe (was im übrigen inadäquate Begriffe für eine ‚vorhistorische‘ wie auch ‚vorgeographische‘ Zeit sind), sondern vielmehr eine geistig-pysische Entität, die sich weder durch Dokumente belegen noch durch Tetraederstrukturen widerlegen lässt.“ ( Swassjan, S. 70)
Achso. Im Großen und Ganzen ist die historische oder sonstwie „geistig-physische“ Existenz von Atlantis für die meisten AnthroposophInnen also eine Realität. Das hat auch seine Konsequenzen für die Waldorfpädagogik. Die wurde nämlich bekanntlich aus der Anthroposophie begründet und hat auch heute noch mit ihr viele ideologische Überschneidungen. So kann scheinbar ein anthroposophischer Dozent auch an heutigen WaldorflehrerInnenseminaren im Unterricht vor sich hin spekulieren: „Ist Atlantis ein geographischer Raum oder ein Bewusstseinszustand?“ (Wundersame Waldorfpädagogik).
3. Geschichte und Mythologie
Wie aber verhält es sich mit dem Unterricht an FWSen? In der Tat beginnt dort der Geschichtsunterricht mit der „Vor- und Frühgeschichte“ in der 5. Klasse. Steiner hat sich dazu nur einmal und sehr knapp geäußert. Es gelte „alle Anstreungungen“ zu machen, „um mit wirklich geschichtlichen Begriffen für das Kind beginnen zu können.“ Dabei solle allerdings auch noch „an sein Gefühl appeliert“ werden. Über den Inhalt des Unterricht sagte Steiner acht Worte: „Die Kultur der morgenländischen Völker und der Griechen.“ (GA 295, S. 162) Im offiziellen „Lehrplan der Waldorfschule“, der aber eher Anregung denn Vorschrift sein soll, heißt es unter anderem:
„Am Beginn stehen noch mythologische Bilder früher Verhältnisse der Menschheit. Der Weg führt dann in vier Jahren [bis Klasse 8 – A.M.] von den frühen Hochkulturen über die Zeit des klassischen Altertums und das Mittelalter mehr und mehr in unsere gegenwärtige Situation und ihre politisch-sozialen Verhältnisse hinein. (…) Der Weg führt vom Mythos zur Dampfmaschine, zur Dampfmaschine, zur Entdeckung der Atomkraft und den Folgen ihres Einsatzes.“ (Richter, S. 230-232)
Von „Atlantis“ keine Spur. Der erwähnte „Mythos“ allerdings lohnt ebenfalls eine nähere Betrachtung: Er meint in concreto die Sagenwelten in den Alten Hochkulturen des vedischen Indiens, Irans, des Vorderen Orients und Griechenlands, die in der 5. Klasse der Waldorfschule ausführlich behandelt werden, angeblich als Überleitung zur eigentlichen Geschichte. Die erwähnten Kulturen wurden nicht von Steiner diktiert, s.o., sondern haben sich offenbar später an FWSen etabliert, sie stimmen namenetlich überein mit den sog. „nachatlantischen Kulturepochen“ in der theosophischen Evolutionstheorie, was zwar aber nicht heißt, dass diese esoterischen Annahmen im Unterricht tradiert werden. Nach anthroposophischem Glauben gehen sie aber (namentlich „Urindien“) direkt aus dem untergegangenen Atlantis hervor und deren Motive und Symbolik und vermeintlicher „seelischer Zusammenhang“ sich auch in der Waldorf-Geschichtsliteratur durchgehend finden.
Ich persönlich kann mich aus meiner Schulzeit daran erinnern, dass die im „Erzählteil“ des „Hauptunterrichts“ vorgelesenen und vorgetragenen Sagen von dem Unterrichtsfach „Geschichte“ fein säuberlich getrennt waren, die 5.-Klass-Hefte, die ich aus meiner Schule oder von Bekannten ergattern konnte, bestätigten das aber nur zum Teil: Vielfach waren da fließende Übergänge von mystisch-mythischen „Eingeweihten“ wie „Krishna“ oder Steiners ganz besonderem Liebling Zarathustra zu den demgegenüber nur marginal behandelten Kulturleistungen bestimmten Regionen und „Völker“. Ein im Jahr 2001 vorgelegter Bericht der Arbeitsgemeinschaft der FWSen in NRW, der entsprechende Geschichtshefte aus 29 Waldorfschulen untersuchte, kam zu einem ähnlichen Ergebnis:
„Anhand der Texte im Epochenheft wird deutlich, dass die didaktische Aufgabe, den Übergang vom Mythos zur faktischen Geschichte kenntlich zu machen, von der Lehrkraft nicht immer geleistet wurde (…) auch fiel immer wieder die stark europazentrierte Betrachtungsweise auf.“ (vorgelegt in: Erziehungskunst 03/01, S. 313f.)
Viele WaldorfkritikerInnen haben „polemisiert“, dass hier offensichtlich Indoktrination betrieben, ja: am Ende Steiners Rassentheorie tradiert werde. Anhand der mir zugänglichen Hefte, dem, was ich von Bekannten von anderen FWSen höre, der Ergebnisse der WaldorfabsolventInnenstudie und den Beobachtungen der Arbeitsgruppe aus NRW erscheint mir das zwar hysterisch und übertrieben, aber: einer weiteren Betrachtung wert. Jeder „Einzelfall“ ist einer zu viel, auch, weil die Grenzen zu Steiners Evolutionsdoktrin fließend sind, bei der wiederum seine Rassentheorie nicht mehr allzu weit ist.
Diese makaberen Querverbindungen zeigt ein Epochenheft von 1995 (es sind aber Vorfälle bis 2007 bekannt) aus der Schweiz, dass die Seite „Aktion Kinder des Holocaust“ in den 90ern veröffentlichte. Hier findet sich nicht nur Atlantis als „Ursprung“ aller Kulturen, sondern auch die Erwähnung von „Rassen“:
Ein Einzelfall, ja. Aber was für einer!!! Überdies einer, der mit Sicherheit an einer anthroposophischen Schule immer wieder aufzufinden ist. Aus Waldorfkreisen hat niemand Stellung genommen, einzig die 2001 veröffentlichte Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft der FWSen in NRW bestätigt in der „Erzeihungskunst“ als zentralem Waldorf-Organ, dass es solche Vorkommnisse gibt. Zu anderen bekannten siehe weiter unten.
4. Auswertung von Waldorf-Geschichtsliteratur
Das Problem ist bisher ungenügend behandelt, so ist auch ungeklärt, wie häufig solche „Einzelfälle“ tatsächlich auftreten. Und: Was ist jetzt mit Atlantis? In den „Klassikern“ der waldorfpädagogischen Literatur zum Geschichtsunterricht tauchen zwar die Benennungen der Hochkulturen Indien, Persien etc. auf, unterschiedlich ist Art und Reihenfolge, wie sie behandlet werden. So schlägt Christoph Lindenberg in „Geschichte lehren“ die klassisch theosophisch-anthroposophische Reihenfolge Indien-Persien-Mesopotamien-Ägypten-Griechenland vor, Atlantis wird ebensowenig erwähnt wie der esoterische Evolutionskontext dieser Reihenfolge.
Johannes Tautz beschreibt in seinem Aufsatz „Das Fach Geschichte im Aufbau des Lehrplans“ nur ganz knapp, in der 5. Klasse seien „die ältesten Kulturvölker“ dran, ferner:
„Heroen der mythischen Überlieferung“, die „Geschichte der Hochkulturen in den Großen Stromtälern des Vorderen Orients, der Morgenröte des europäischen Geisteslebens in Griecheland. In diese Unterrichtseinheit gehört auch die Schilderung Indiens und Persiens, deren Kulturleistungen in den späteren Dokumentationen der Veden und des Avesta fassbar werden.“ (Tautz, S. 547)
Die evolutionäre Reihenfolge wird hier weggelassen, ebenso der bei Steiner übliche Terminus von „Ur-„Indien und“Ur-„Persien. Dieses Motiv schillert aber durch, wenn Avesta und Veden zeitlich nach diesen Kulturen angesiedelt werden: Zwar wurden etwa die Veden erst im 5. Jhdt n. Chr. niedergeschrieben, aber mündlich überliefert seit dem Beginn der altindischen (deshalb auch meist „vedisch“ genannten) Kultur um 2000 v. Chr. Steiner setzt sein mythisches Urindien aber Jahtausende früher an.
In seinem Beitrag „Warum alte Geschichte?“ legt der Waldorfpädagoge Erich Weismann zunächst Wert auf eine Unterscheidung des sog. „Geschichtlichen“ der Geschichten, Sagen und Mythologien „vom eigentlich Historischen“. Letzteres sei fassbar vor allem im Alten Griechenland, dessen Kulturgut uns auch heute noch bis in wichtige Begriffe (Namen von Wissenschaften wie Philosophie, Mathematik, Geographie, Mechanik etc. über Musik, Plastik, Lyrik zu Politik, Demokratie…) erhalten geblieben sei. (Weismann, S. 583f.) Er empfiehlt, von solchen den Kindern bekannten Begriffen zur eigentlichen altgriechischen Geschichte überzugehen, die er ohne esoterische Motive schildert (S. 584ff.). Weiter heißt es: „Für den Geschichtslehrer ergibt sich aber bald genug eine sehr gewichtige Frage der Frage der Fortsetzung bzw. des Anschlusses weiterer historischer Kreise.“ (S. 586) Dafür biete sich zunächst das Perserreich an, mit dem die Griechen ja immer wieder in kriegerischem Kontakt waren, und daran anknüpfend weiter:
„Dabei kommt man nun in große zeitliche und auch räumliche Entfernungen hinein. Da ist Kleinasien, seine frühen Reiche vom Lyderreich unter Krösus bis zu den frühen Hethitern. Über diese Brücke ins eigentliche Asien gelangt, stehen nun Syrien, Palästina, das Zweistromland, das Nilland, dann aber auch die weiten Gebiete des Iran bis nach Indien vor dem überschauenden Blick des Lehrers.“ (ebd.)
Die Festlegung der Reihenfolge liege freilich „ganz beim Klassenlehrer“ (S. 587). Die Evolutionsdoktrin ist hier praktisch verschwunden, die „Reihenfolge“ der Kulturen verhält sich nicht nur fast umgekehrt wie die Schilderung Steiners, sondern wird auch lediglich aus geographischen Räumen hergeleitet. Außerdem werden Kulturen erwähnt, die auf 90.000 Seiten Steiner-Gesamtausgabe kein mal genannt werden: Lyder oder Hethiter.
In einem weiteren Beitrag zum Geschichtsunterricht an FWSen in dem Kompendium „Zur Unterrichtsgestaltung im 1. Bis 8. Schuljahr an Waldorf-/ Rudolf Steiner Schulen“ wird das Atlantismotiv allerdings gleich zu Anfang explizit diskutiert. Da heißt es zunächst begrüßenswert:
„Eine phantasievolle Ausmalung der alten Atlantis hat nichts in diesem Unterricht zu suchen. Es kann angedeutet werden, dass Platon von einem mächtigen alten Reich Atlantis spricht, das durch gewaltige Stürme, Erdbeben und Überschwemmung untergegangen sei.“ (Bäuerle, S.137f.)
Da scheint jemand endlich mal deutlich für eine Trennung von Historie und Legende plädieren zu wollen. Dann aber fällt eine kleine Fußnote mit der Begründung auf: Steiners Darstellungen riefen „Kopfschütteln“ hervor, weshalb „anerkannte“ Quellen wie Plato besser wären. Was heißt das? Wo ist die Trennung von Legende und Historie geblieben? Wozu dient sie, wenn durch die Hintertür der nächste Mythos hereinschneit? Das einschlägige Buch wird auch heute noch verkauft – Herausgeber sind die „Pädagogische Forschungsstelle“ des „Bundes der Freien Waldorfschulen“ und die „Pädagogische Sektion am Goetheanum“.
Eine weitere Fußnote aus dem Buch verweist als Quelle für die Vorbereitung des Geschichtsunterrichts auf „Die großen Eingeweihten“ (Les grands Initiés). Ein Buch des französischen Dramaturgen und Theosophen Edouard Schuré, in dem diverse „Eingeweihte“ (vermeintliche geistige „Führer“ der Menschheit) behandelt werden, eingebettet in mythologisch-okkulte Phantasien über untergegangene Kontinente, Kulturen und astralmagische Priesterkulte grauer Vergangenheit. Besonderen Wert legt Schuré auf den Antagonismus von schwarzer und weißer „Rasse“, die er Licht und Dunkelheit, Christus und Satan zuordnet – die „weiße“ Kultur des frühen Indiens, die Schuré wie Steiner als Ausgangspunkt jeglicher Kulturentwicklung betrachtet, sei nur durch die Vertreibung der „Schwarzen“ und ihrer doppelsinnig „schwarzen Magie“ durch den Helden „Rama“ möglich geworden. Das Buch wurde von Rudolf Steiners späterer Frau Marie Sievers 1904 ins Deutsche übersetzt, Steiner schrieb in den folgenden Auflagen mehrere Vorworte.
Noch ein Buch von Schuré steht neben allerlei Kuriosem aus der anthroposophischen Interpretation der Frühgeschichte auf einer Literaturliste für WaldorflehrerInnen aus dem Jahr 1995 (aus Lichte, S.37, hier abgebildet mit dessen Genehmigung). Im Jahr 2000 wurde das Buch „Atlantis und die Rätsel der Eiszeitkunst“ von Ernst Uehli vom Verlag aus dem Programm genommen, nachdem eine Indizierung aufgrund rassistischer Inhalte durch die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ drohte (vgl. auch info3 9/2000, S. 40). Die Liste wurde einer Berliner Waldorflehrerin trotzdem noch 2 Jahre später ausgehändigt.

(ehemalige) Literaturliste zum "Geschichtsunterricht" an FWSen
Ist es verwunderlich, wenn bei solcher „Vorbereitung“ immer wieder anthroposophische Mythen oder gar völkerpsychologische Darstellungen in den Unterricht an FWSen einfließen? Ich glaube nicht.
5. Positionen im Waldorflager
Zu den problematischen Verbindungen dieser sog. „Geschichtsliteratur“ voll von anthroposophischen Kerndogmen über okkulte „Erdentwickelung“ hat der BdFW nie Stellung genommen. Der lies verlauten, wenn Atlantis im Unterricht erwähnt werde, dann nur im Zusammenhang mit Plato und der griechischen Mythologie – als Mythos eben.
Mit dem Verweis auf den Atlantis-Mythos bei Plato hat auch Henning Kullak-Ublick vom BdFW am 17. November 2008 in einer Radio-Diskussion mit Michael Grandt über dessen „Schwarzbuch Waldorf“ den Vorwurf gekontert, das „Atlantis“ im Unterricht an FWSen auftauchen könne: In der 5. Klasse könnte im Rahmen der Behandlung der griechischen Mythologie gelegentlich und an manchen FWSen davon die Rede sein (Erzieher als Seelenführer).
Diese Rhetorik wurde postwendend von der Zeitschrift „Erziehungskunst“ übernommen und in der nächsten Ausgabe abgedruckt, im Rahmen eines Artikels, der festhielt, dass FWSen juristisch keine Weltanschauungsschulen sind und programmatisch keine sein wollen, lediglich gewisse thematische „Schwerpunktsetzungen“ im Unterricht seien vorhanden, etwa „eine breitere Darstellung verschiedener weltanschaulicher Ansichten als sonst“ und das sei ja auch „begrüßenswert“, solange sich die Waldorfschule damit nicht „auf eine bestimmte Anschauung“ festlege. Dann:
„So werden bestimmte historische Erzählungen, Märchen und Mythen, z.B. auch die Atlantis-Sage lediglich als Erzählstoffe verwendet (unter Bezug auf die Atlantis-Erzählung von Platon), nicht aber als historische Wahrheiten vermittelt. Eigentlicher historischer Unterricht wird erst ab den Mittelstufenklassen erteilt.“ (Bader, S. 1294)
Aber die Diskussion ging ja gerade darum, ob die Atlantis-Sage eben im Geschichtsunterricht der „Mittelstufenklasse“ 5 auftaucht. Und die auch für meinen Überblick recht wenigen, aber existenten Hefte, in denen das Atlantis-Thema behandelt wird, haben das in einer Kurzfassung des anthroposophischen Evolutionstheorie getan – nicht als Behandlung einer platonischen Gesellschaftsutopie oder Moralfabel. Das ist nicht nur in dem abgebildeten Heft so, sondern war es z.B. auch in dem von Jacob/Drewes (a.a.O.) erwähnten, oder auch in zwei Geschichtsheften, die Andreas Lichte 2007 dem Familienministerium vorlegte:
- Eines aus der 5. Klasse einer Berliner Waldorfschule, in dem Atlantis und die auf es folgenden „Kulturepochen“ behandelt wurden – aus dem Jahr 2000!
- Eines ohne Herkunfts- oder Altersangabe, in dem überdies noch die von Steiner postulierten atlantische „Planetenorakel“ behandelt wurden.
Das ist auch und gerade nach den Beteuerungen von Bader und Kullak-Ublick eine Katastrophe! Umsomehr dadurch, dass keinerlei Protest über solche Vorfälle oder eine eindeutige Richtlinie für Waldorf-Geschichtsunterricht vom BdFW kamen, im Gegenteil: heute noch verkaufte Bücher weisen auf regelrechte Klassiker esoterischer (und nebenbei rassistischer) Literatur zur Vorbereitung für den Unterricht hin.
Die Problematik wird nicht diskutiert, sondern – wahrscheinlich, um nicht blamiert in der Öffentlichkeit dazustehen – einfach totgeschwiegen. Lediglich auf der großen WaldorflehrerInnentagung in Greifswald im Oktober 2007 war ein Seminar angekündigt mit dem Titel „Rudolf Steiner auf den Index? – Atlantis etwa in den Geschichtsunterricht?“ mit der Beschreibung:
„In einem Gespräch zwischen Klassen- und Gesprächsthema wird das Thema: ‚Wie gehen wir mit Rudolf Steiner wirklich um?‘ zu erörtern sein. Schwerpunkte werden Darstellungen zu Mesopotamien/ Ägypten sein (…)“ (Programmheft, S. 17)
Das Seminar wurde vor Beginn der Tagung bedauerlicherweise und ohne Begründung abgesagt.
6. Anthroposophische Absolutismen vermeiden
Die Behandlung von „Atlantis“ oder esoterischen „Kulturepochen“ im Geschichtsunterricht an FWSen kann und darf so nicht hingenommen werden. Hier müssen Elternräte oder SchülerInnenvertretungen beim Bekanntwerden von schulinternen Fällen aktiv werden, im Idealfall würde das Problem in KlassenlehrerInnenkonferenzen geklärt.
Am hilfreichsten wäre es aber sicher, wenn der BdFW entsprechende Richtlinien und Beratung ausarbeitete (die niederländischen FWSen haben das 1998 bereits getan). Aus oben genannten Gründen glaube ich aber nicht, dass dies in den nächsten Jahren der Fall sein wird.
Der größte „Knackpunkt“ liegt in der LehrerInnenausbildung. Solange dort Atlantis als historisches Faktum vermittelt wird, kann es immer wieder vorkommen, dass LehrerInnen das auch so weitererzählen, auch wenn der BdFW sich das anders vorstellt. Vielleicht ist es sinnvoll, die eigene LehrerInnenausbildung abzuschaffen oder in zeitgemäßer Art mit den Erkenntnissen der internationalen universitären Erziehungswissenschaft abzugleichen, wie dies an der Alanus-Hochschule für einige LehrerInnenausbildungen versucht wird: der Abschluss enthält sowohl die staatliche Qualifikation für den Unterricht bis Sekundarstufe II (Gymnasien und Gesamtschulen) als auch die waldorfeigenen Qualifikationen (alanus.edu). Hier braucht es aber weitere Forschung, größeren Ausbau und umfassendere Angebote!
Wie weit das herkömmliche LehrerInnen-, SchülerInnenmodell (ganz zu schweigen von esoterischer „Menschenerkenntnis“) aber eigentlich sinnvoll ist oder vielmehr als ganzes durch ein dialogisches Unterrichtswesen ohne Epochen- oder Stundenplänen mit jeweils diktierenden Lehrkräften ersetzt werden müsste, ist natürlich auch zu diskutieren – das allerdings liegt in weiter, weiter Ferne.
+ + + QUELLEN + + +
Anna-Sophia Bäuerle: „Geschichte“, in: „Zur Unterrichtsgestaltung im 1. Bis 8. Schuljahr an Waldorf-/ Rudolf Steiner Schulen“, (Hrsg.: Pädagogische Sektion am Goetheanum, Pädagogische Forschungsstelle am BdFW, Stuttgart), Verlag am Goetheanum
„Wirklichkeit und Idee“, Fortbildungstagung in Greifswald 3. Bis 6. Oktober 2007, Programmheft zur Buchung, herausgegeben vom Bund der Freien Waldorfschulen
Hans-Jürgen Bader: „Keine Weltanschauungsschulen“, in „Erziehungskunst“ 12/2008
Johannes Tautz: „Das Fach Geschichte im Aufbau des Lehrplans“, in: „Vom Unterricht des Klassenlehrers an der Waldorfschule“ (Hrsg. Helmut Neuffer), Freies Geistesleben, Stuttgart 1997
Erich Weismann: „Warum alte Geschichte?“, in: „Vom Unterricht des Klassenlehrers an der Waldorfschule“, a.a.O.
Tobias Richter: „Pädagogischer Auftrag und Unterrichtsziele – Vom Lehrplan der Waldorfschule, Stuttgart 2006
Andreas Lichte. Gutachten zum Indizierungsverfahren der Bände 107/121 aus der Steiner Gesamtausgabe durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (Antrag vom 06.06.06 durch das BMFSJ; Pr 782/06; 783/06). Bei Lichte Verweis zur Herkunft auf: „Literatur und Funstellen zum Geschichtsunterricht in der Mittelstufe an Waldorfschulen“, Hans-Jürgen Schumacher, Gabriele Kühne; Manuskriptdruck der Pädagogischen Forschungsstelle beim BdFW, 1995
Karen Swassjan: „Aufgearbeitete Anthroposophie – Bilanz einer Geisterfahrt“, Verlag am Goetheanum, 2008
Rüdiger Sünner: „Eine Reise ins innere Atlantis. Zum Akasha-Filmprojekt von Alexander Kluge und Andrej Tarkowski“,in: „info3 – Anthroposophie im Dialog“ 07/2008
Sibylle-Christin Jakob, Detlef Drewes: „Aus der Waldorfschule geplaudert, Alibri, Aschaffenburg
Rudolf Steiner: GA 94 „Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums“; 1906; 1979
Rudolf Steiner: GA 295 „Erziehungskunst. Seminarbesprechungen und Lehrplanvorträge“; 1919; 1984
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1.
Andreas Lichte | 28. Juli 2009 um 10:04 am
http://www.ruhrbarone.de/ich-wurde-mein-kind-nie-an-einer-waldorfschule-anmelden“/
„»Ich würde mein Kind nie an einer Waldorfschule anmelden.«
Heidrun G. war ein Jahr lang Lehrerin an einer Waldorfschule im Ruhrgebiet. Heute unterrichtet sie an einer staatliche Schule und blickt kritisch auf ihre Zeit als Waldorfschullehrerin zurück.
(…) G. hat viel Unfug gehört: In den unteren Klassen haben die Kinder Epochenunterricht über Zwerge und Gnome gehabt. Atlantis und Sagen waren Stoff im Fach Geschichte. „Sagen gehören in den Deutsch-, aber nicht in den Geschichtsunterricht“, weiß G., die studierte Historikerin ist. (…)“
2.
Andreas Lichte | 28. Juli 2009 um 10:05 am
Stuttgarter Zeitung, Leserforum
Diskussion zur Anthroposophie
LESERMEINUNGEN:
24.07.2007 20:58, Autor: Christoph Bloss
„In diesem Zusammenhang ist auch der Geschichtsunterricht zu sehen. In den ersten vier Klassen werden Märchen und Mythologien (…) erzählt. Die Überleitung zum Geschichtsunterricht stellt dann die platonische Sage von Atlantis dar.“
.
27.07.2007 12:42, Autor: Dr. Hermine Straub, Schülermutter und Vorstandsmitglied der FWS Böblingen
„[Waldorfschüler] bestehen diese [zentralen Abschlussprüfungen], auch wenn sie in der fünften Klasse Bekanntschaft mit dem „sagenhaften“ Atlantis gemacht haben, das an unserer Schule durchaus so relativiert wurde wie es die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse erfordern.“
.
27.07.2007 17:47, Autor: Gerd Beinhauer aus Stuttgart
„Zu Atlantis ist zu sagen, dass sich interessanterweise nicht nur ein paar esoterische Spinner mit dem Thema beschäftigen, sondern offensichtlich auch einige durchaus ernst zunehmende Menschen und sogar Wissenschaftler (siehe ‚wikipedia‘ und dort, ‚Lokalisierungshypothese zu Atlantis‘).“
3.
Andreas Lichte | 28. Juli 2009 um 10:49 am
SWR, „Betrifft: WIE GUT SIND WALDORFSCHULEN?“
„(…)
O-Ton Mama: Also ich bin noch nie über irgendwelche Inhalte gestolpert, die mich irritiert hätten, ist mir nicht passiert
SWR: Aber uns. Als wir in Julias alten Epochenheften graben finden wir ein Geschichtsheft, das doch tatsächlich mit der Beschreibung von Atlantis beginnt. Siehe Rudolf Steiner.
(…)“
YouTube, Teil 1 von 5 (das obige Zitat aus einer späteren Folge):
4.
S.E. | 28. Juli 2009 um 4:42 pm
Hallo Ansgar,
Guter Artikel, gutes Blog. Ich bin mit meiner Waldorfschulzeit eigentlich zufrieden, aber den Scheiß muss man endlich stoppen!
Hatte nicht in meiner Klasse, aber an der Schule eine Lehrerin, die hat ihre (5.) Klasse einen Aufsatz über Atlantis schreiben lassen.
( Der Kommentar ist als privates Dankeschön gedacht, wenn du Lust hats kannst du ihn ja veröffentlichen )
Wir können zum Thema auch gern per Mail plaudern.
Sebastian E.
5.
Ansgar Martins | 28. Juli 2009 um 4:48 pm
Hallo allerseits,
Ein weiterer Kommentar von Andreas Lichte mit Zitat aus der Wie gut sind-Waldorfschulen-Sendung, der scheinbar irgendwie als Spam abgeblockt wurde:
http://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-vorsicht-steiner/
“Waldorfschule: Vorsicht Steiner
(…)
Ruhrbarone: Werden die Eltern über den weltanschaulichen Hintergrund der Waldorfschulen aufgeklärt?
Lichte: Waren Sie schon einmal auf einem Eltern-Informationsabend einer Waldorfschule? Ich schon. Da heisst es: „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“. Und: „Anthroposophie? Was soll das sein?“ Es wird abgestritten, dass die Anthroposophie auch nur die geringste Rolle im Unterricht spielen könnte.
Ruhrbarone: Offiziell heisst es ja, dass nur die Pädagogik auf Rudolf Steiner beruhe, die Anthroposophie selber aber nicht unterrichtet werde.
Lichte: Mir wurde nach dem Besuch einer Informations-Veranstaltung [im Jahre 2007] einer sich modern und liberal gebenden Waldorfschule ein Geschichts-Epochenheft zugespielt. Der Inhalt: Das anthroposophische Geschichtsverständnis nach Rudolf Steiner, kindgerecht aufbereitet. Inklusive Atlantis.
Ruhrbarone: Sie meinen „Atlantis“?
Lichte: „Atlantis“ fällt natürlich sofort ins Auge, weil das Heft damit beginnt und der Stoff so exotisch ist.
Ruhrbarone: Was haben Sie denn daran auszusetzen, dass griechische Mythologie – der Atlantismythos Platons – in der Schule unterrichtet wird?
Lichte: Platon? Es ist Steiner für Kinder! Ich habe ein Geschichts-Epochenheft mit Steiner verglichen, es ist eine fast wörtliche Wiedergabe von Steiners Neo-Atlantis-Mythos. Danach leben wir alle im „Fünften Nachatlantischen Zeitalter“.
Ruhrbarone: Ist uns neu.
Lichte: Atlantis spielt eine entscheidende Rolle im anthroposophischen Geschichtsverständnis: Atlantis ist für den Anthroposophen eine historische Tatsache. Im „Atlantischen Zeitalter“ werden die Voraussetzungen für die heutige Menschheit geschaffen: Die Rassen entstehen und es beginnt eine fiktive Völkerwanderung, angeführt von „Manu“, dem „Menschheitsführer“ …
Ruhrbarone: Wohin geht denn die Reise?
Lichte: Kurz gesagt: „Vom Menschen zum Arier“ (siehe Abbildung oben).
Ruhrbarone: Der Mensch steht am Anfang der Evolution?
Lichte: Das ist Anthroposophie …
Ruhrbarone: Das ist Humbug!
Lichte: Sie sagen es! Und das ist für mich das eigentlich Erstaunliche: Wieso bemerken die Eltern nicht, womit ihre Kinder in der Waldorfschule Zeit verschwenden? Schaut denn niemand in die Hefte? Systematische Kindesvernachlässigung? Zu verstehen, dass Atlantis und die sich daran anschliessenden „Kulturepochen“ Original Steiner sind, ist ja eine Sache, aber dass das krudeste Esoterik ist, sollte jedem doch sofort klar sein. (…)”
6.
Cardinal | 29. Juli 2009 um 5:00 pm
@ Lichte. Cool, sich selbst zitieren ist immer der glaubhafteste Weg
7.
Ansgar Martins | 29. Juli 2009 um 6:55 pm
Hier rumpöbeln aber nicht.
8.
Andreas Lichte | 30. Juli 2009 um 6:32 am
@ Cardinal & Ansgar
„Sich selbst zitieren, ist immer der glaubhafteste Weg“
In der Tat: Ansgar weiss, was in dem Geschichts-Epochenheft der „liberalen“ Waldorfschule steht … ein Heft aus dem Jahre 2007.
9.
Ansgar Martins | 30. Juli 2009 um 10:18 am
(Zu Andreas, Kommentar 8, unter mir)
Weswegen ich im Artikel ja vor dem Bild aus dem „Atlantisheft“ erwähnt hab, dass mir solche Dinger bis 2007 bekannt sind.
10.
Ansgar Martins | 28. Juli 2009 um 4:58 pm
So, und jetzt meine Kritik.
Natürlich tauchen diese Fälle auf, und offenbar mit einer gewissen Regelmäßigkeit.
Zu verstehen, dass Atlantis und die sich daran anschliessenden „Kulturepochen“ Original Steiner sind, ist ja eine Sache, aber dass das krudeste Esoterik ist, sollte jedem doch sofort klar sein.
Ja!
Und das ist für mich das eigentlich Erstaunliche: Wieso bemerken die Eltern nicht, womit ihre Kinder in der Waldorfschule Zeit verschwenden? Schaut denn niemand in die Hefte? Systematische Kindesvernachlässigung?
So arg, wie Eltern an FWSen mitmischen bei der Gestaltung von allem möglichen, dürfte denen das doch größtenteils auffallen. Diese Unterstellung ist weder glaubhaft noch einleuchtend. Welches Problem hast du mit der Tatsache, dass die Atlantis-Sache eben doch eine Ausnahmeerscheinung ist? Oder: wie kannst du nachweisen, dass es nicht so ist?
11.
Gertrud Kiefer-Volkert | 15. Januar 2010 um 2:02 pm
Die ganze eigensinnige Geschichtsauffassung nach Rudolf Steiner ist durchaus Standard für Waldorfschulen. Weshalb so etwas Eltern nicht auffällt, hängt vielleicht daran, dass sich bei Waldorflehrern herumgesprochen hat, wie umstritten diese Unterrichtsinhalte sind.
Ich frage mich z.B. auch, wieso oder ob ich seinerzeit die betreffenden Epochenhefte nicht wahrgenommen habe und befürchte, dass diese ganz einfach nicht zu Hause vorgelegt sondern im Klassenschrank aufbewahrt wurden, um keine störenden Debatten zu provozieren.
Abgesehen davon ist es nicht die Aufgabe der Eltern (ich weiss: für Waldorfschulen als Ersatzschulen braucht man eine Ersatzaufsicht) die Schule zu kontrollieren. Damit sind Eltern erstens völlig überfordert, zweitens ufern solche Diskussionen aus und spalten die „Schulgemeinde“. Besonnene Elternhäuser beugen daher vor und helfen mit, hier abzublocken. Was tut man nicht alles um des lieben Friedens willen? Recht haben sie in gewisser Weise schon, denn viele der Beteiligten würden ins Bodenlose stürzen. Wo sollen sie denn auch hin?
12.
Gertrud Kiefer-Volkert | 1. Februar 2010 um 2:36 pm
Und weitere umstrittene Inhalte, die in der Waldorfschule als selbstverständlich gelten, möchte ich hier aufzeigen:
In der Mysteriengeschichte – und nur diese ist nach Steiner relevant, alles andere gilt als äußere Geschichte, die oft nicht richtig verstanden ist – haben die Gralsmysterien (Hiram, Salomo und die Königin von Saba) schon einen kosmischen Ursprung. Die Tempellegende hat große Bedeutung. Um die Zeitenwende (Mysterium von Golgatha) kommen nun u.a. Manu und Zarathustra, Plato und Aristoteles, die beiden Jesusknaben (salomonischer und nathanischer Jesus), schwarzmagische Mars- und Venusmysterien, die Schule von Athen, die Akademie von Gondishapur, die Weisheit der Gnosis
sowie Sophia und Achamod zur Sprache.
Die weitere Gralsgeschichte (die Gralsschale oder der Gralskelch gelten als Gefäß für das Blut des Erlösers, sind Symbol für den Christus, mit dem sich das eigene Ich verbinden kann, ein Vorgang, der als Gralseinweihung bezeichnet wird) manifestiert sich dann weiter in Spanien, wurde u.a. von Römern, Goten und Arabern bestimmt.
Im Zusammenhang mit der Gralseinweihung kommen Titurel und Melchisedek, Klingsor-Iblis (Klingsor ist ein Magier, Iblis ein islamischer Teufel), Manes (ein Sonneneingeweihter) und Parzival vor, die unterschiedlichen Einweihungsstufen und die diversen Reinkarnationen ließen sich dann auch noch zu erwähnen, was mir zu heikel ist.
Die Weltmission der Templer, Rosenkreuzer-Impulse (die einzelnen Inkarnationen von Christian Rosenkreuz mit den jeweiligen Bruderschaften ließen sich auch noch erörtern) und die relativ junge Idee des Michael-Impulses, der die Welt retten soll, runden das Thema ab.
Nichts dagegen, dass sich hinter solch apokalyptisch versiegeltem esoterischem Wissen durchaus interessante Aspekte verbergen, tiefe Einsichten möglich sind, es werden aus diesen Gründen wohl gegenwärtig viele Innen- und Außenansichten der oben angesprochenen Themen (populär)wissenschaftlich angegangen, so ist gerade der Waldorfgeschichtsunterricht auch vielen Waldorflehrern ein Greuel, manch einer scheitert an den (selbst?)auferlegten Ansprüchen und wird krank davon.
13.
Ansgar Martins | 28. Juli 2009 um 5:07 pm
Oh gott, hilfe. Allmählich verlier ich den Überblick bei den Kommentaren^^
Hallo Sebastian, danke fürs Feedback. Ich kann bei meiner überaus großen Bescheidenheit auf die Veröffentlichung von Lob nicht verzichten 🙂
Irgendwie müsste mensch wie gesagt eine gemeinsame öffentliche Position bei WaldorfSVen organisieren.
Gern weiteres per Mail.
PS Kennt sich jemand mit wordpress aus und kann mir sagen, warum manche Kommentare ganz willkürlich zum Spam erklärt?!?!!?
14.
Ingo | 28. Juli 2009 um 5:25 pm
@ Ansgar Martins
Lichte hat doch oben ne menge Beispiele gegeben dass diese Atlantis nummer keine Ausnahme ist, sondern von den Schulen gewollt. Das ist doch nur noch schrill:
27.07.2007 12:42, Autor: Dr. Hermine Straub, Schülermutter und Vorstandsmitglied der FWS Böblingen
“[Waldorfschüler] bestehen diese [zentralen Abschlussprüfungen], auch wenn sie in der fünften Klasse Bekanntschaft mit dem „sagenhaften“ Atlantis gemacht haben, das an unserer Schule durchaus so relativiert wurde wie es die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse erfordern.”
Atlantis wie es die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse erfordern, alles klar, frau Vorstandsmitglied!
15.
Andreas Lichte | 28. Juli 2009 um 6:12 pm
Ansgar,
du schreibst: „So arg, wie Eltern an FWSen mitmischen bei der Gestaltung von allem möglichen, dürfte denen das doch größtenteils auffallen. Diese Unterstellung ist weder glaubhaft noch einleuchtend.“
Und was ist mit Julias Mama: „Also ich bin noch nie über irgendwelche Inhalte gestolpert, die mich irritiert hätten, ist mir nicht passiert“
tja, und Julias Mama ist ja nicht allein … du weisst, wie übergross Waldorfklassen sind … niemandem ist aber etwas aufgefallen.
Warum nicht? Vielleicht finden die Eltern das alle Klasse?
16.
Ansgar Martins | 28. Juli 2009 um 9:35 pm
@ Ingo
220 Schulen, großenteils mehrzügig und jedes Jahr also mindestens eine 12. Klasse. Das müsste dann doch ein etwas breiteres Echo geben als eine tendenziöse ( und sie ist tendenziös! ) Sendung im SWR, ein paar LeserInnenbriefe in der Stuttgarter Zeitung und die Kommentare bei Ruhrbarone.
Und damit wir uns verstehen: Ich bin überzeugt, dass der Kram an anthroposophisch geprägten Schulen mit Sicherheit immer wieder auftaucht – auch, solange solche Bücher verkauft werden wie das mit dem Beitrag von Anna-Sophia Bäuerle und den „Grands Initiés“. Und das habe ich doch im Artikel auch so geschrieben.
Bisher ist aber auch noch kein faktischer Nachweis erbracht worden, DASS es in jeder 5. Klasse so ist oder sein soll. Sich empirisch mit Waldorf auseinanderzusetzen, wird ja von den GegnerInnen gern den neutralen bis sympathisierenden Menschen überlassen – denn der empirische Nachweis könnte ja der eigenen Verschwörungstheorie zumindest quantitativ schaden.
@ Andreas
Bitte führ diesen Gedanken doch zu Ende. =) Die Eltern finden Atlantis klasse? Dann ist doch wohl eher die nichtanthroposophische Gesellschaft das Problem, die Anthroposophie nur Futter.^^ Das erscheint mir doch ein bisschen abgedreht.
17.
Andreas Lichte | 29. Juli 2009 um 6:47 am
Ansgar,
abgedreht finde ich, dass sich EIN entsetzter Vater bei mir meldet, mir das Epochenheft seiner Tochter liefert – der Rest der Eltern derselben Klasse das aber offensichtlich total o.k. findet, oder seine Kinder vernachlässigt, gar nicht erst in die Hefte schaut.
Für diejenigen, die nicht an einer Waldorfschule sind: „Atlantis und Kulturepochen“ werden von der Tafel abgeschrieben, alle Hefte einer Klasse sind inhaltlich gleich.
18.
Ansgar Martins | 29. Juli 2009 um 10:22 am
Achso. Dann hab ich mir wohl wieder eingebildet, dass ich Aufsätze geschrieben habe^^
19.
Andreas Lichte | 29. Juli 2009 um 11:08 am
Ansgar,
willst du mir sagen, dass Waldorfschüler sich selbständig diesen Atlantik- und Kulturepochen-Quark ausgedacht haben?
20.
Ansgar Martins | 29. Juli 2009 um 3:09 pm
Nö.
21.
Cardinal | 29. Juli 2009 um 5:01 pm
Die Frage ist doch, wieviele Lehrer den „Quark“ beibringen.
22.
Andreas Lichte | 29. Juli 2009 um 6:53 am
Ansgar,
du antwortest Ingo: „Das müsste dann doch ein etwas breiteres Echo geben als eine tendenziöse ( und sie ist tendenziös! ) Sendung im SWR… “
Was an der Sendung tendenziös sein soll, müsstest du erst noch erläutern.
Was die Entdeckung in Julias Epochenheft angeht, die ist ganz sicher NICHT tendenziös: Julia und Mutter haben sich freiwillig zu einem Interview bereit erklärt, wurden nicht etwa vom SWR ausgesucht. Und auch bei Julia gilt: Sie war nicht allein in der Klasse …
23.
Ansgar Martins | 29. Juli 2009 um 10:23 am
Ich meinte nicht die Auswahl von Julia und Mutter, sondern die Aufmachung der Sendung. Wie so oft bringt sie richtige Probleme zur Sprache, aber ignoriert chronisch jeden gegenläufigen Fall.
24.
Andreas Lichte | 29. Juli 2009 um 7:03 am
Ansgar,
du schreibst Ingo: „Sich empirisch mit Waldorf auseinanderzusetzen, wird ja von den GegnerInnen gern den neutralen bis sympathisierenden Menschen überlassen – denn der empirische Nachweis könnte ja der eigenen Verschwörungstheorie zumindest quantitativ schaden.“
Du weisst, dass mich Waldorfschüler an ihre Schule eingeladen haben, ihnen das aber von der Schulleitung verboten wurde … wenn das schon nicht geht, wie soll ich dann einen „empirischen Nachweis“ erbringen?
Zuständig wäre die Schulaufsicht und die ist von mir und anderen umfassend informiert worden – auch zu Atlantis – handelt aber nicht. Dazu schrieb ich neulich jemandem:
I sent this „very scientific stuff“ to Ansgar to illustrate what „AMK“, „Allgemeine Menschenkunde“, Rudolf Steiner, really MEANS.
I informed Berlin school authorities about it. I even had a meeting with the person in charge where I READ „Allgemeine Menschenkunde“ to him.
His answer: „What do you expect me to do? To forbid a book?“
He was fooling me and everybody else who tried to do s.th. about Waldorf schools.
By the way: this person in charge of Berlin school authorities – Hans-Jürgen Pokall – seems to be a supporter of „Opus Dei“, obviously it’s hard to definitely prove it:
http://www.esowatch.com/index.php?title=Opus_Dei
25.
Ansgar Martins | 29. Juli 2009 um 10:28 am
Wenn ich von den GegnerInnen generell spreche, meine ich auch die generell, nicht allein dich^^
Dass Schulleitungen dich nicht an ihre Schulen lassen ist natürlich dämlich – und nicht deine Schuld
Andere Leute sagen dann, dass sie keinen repräsentativen Eindblick in die Praxis haben, ODER sie setzen sich mit den paar Studien auseinander, die es gibt, ODER sie lassen beides und posten 3000 Kommentare mit quasi demselben Inhalt. =)
Das ist natürlich dein gutes Recht. Aber es ist nicht die seriöseste Art, sich mit Waldorf zu beschäftigen.
26.
Andreas Lichte | 29. Juli 2009 um 11:14 am
Ansgar,
es ist schon schräg, dass du mir vorwirfst, nicht „seriös“ zu sein. Streich mal alles aus deinem Artikel, was als „befangen“ abzulehnen ist, weil es aus anthroposophischen Quellen stammt: Was bleibt dann übrig?
Die infos, die du von mir und anderen „Kritikern“ hast. Vielleicht bedankst du dich mal?
27.
Ansgar Martins | 29. Juli 2009 um 3:12 pm
Hallo,
Fast alle Artikel dieses Blogs drehen sich darum, dass die anthroposophischen Quellen allermindestens „befangen“ bis kontrafaktisch sind, es ist also reichlich seltsam, mir das Gegenteil vorzuwerfen.
Der Stichpunkt „Befangenheit“ trifft aber auch auf fast alle kritischen bis gegnerischen Waldorfdarstellungen zu.
Wegen beiden bedauerlichen Umständen halte ich ja dieses Blog für nötig.
Trotzdem bin ich dankbar für die Infos auf beiden Seiten. =)
28.
Cardinal | 29. Juli 2009 um 5:05 pm
@ Lichte
Das ist ja mal wieder daneben. Genauso wie wenn die „Nachsichten aus der Welt der Anthroposophie“ sich auf Alexander Kissler stürzen, weil er extremistisch katholisch sein soll. Opus dei findet die Anthroposophie doch genauso schlimm wie umgekehrt.
29.
Andreas Lichte | 30. Juli 2009 um 6:21 am
@ Cardinal
„eine Krähe hakt der anderen kein Auge aus“:
Ich traf mich zusammen mit einem anderen Teilnehmer des „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“ mit Hans-Jürgen Pokall, Leiter der Berliner Schulaufsicht.
Offensichtlich wollten wir über die Waldorfpädagogik sprechen.
Pokall hielt uns aber einen langen Vortrag über katholische Schulen. Pokalll führte umständlich und nicht überzeugend aus, dass wenn er in Sachen Waldorf handeln wolle, er doch auch gegen konfessionelle Schulen vorgehen müsse.
Ich habe überhaupt nicht verstanden, was der Mann wollte, er verschenkte nur kostbare Zeit, es gab nur eine halbe Stunde Gesprächszeit.
Dann traf ich zufällig auf einer Party eine Mitarbeiterin des Berliner Senats. Sie sagte: „Was erwarten Sie von Pokall? Wissen Sie denn nicht, dass er bei Opus Dei ist? Von dem können Sie keine Unterstützung erwarten. Er wird kaum gegen die Waldorfschulen vorgehen, wenn er selber religiöse Schulen unterstützt.“
Kurz darauf machte die Nachricht die Runde, dass in Potsdam eine Opus Dei Schule eröffnet werden soll …
30.
Manuel | 29. Juli 2009 um 10:54 am
Hallo Ansgar,
will ja nicht Lichte oder andere Kritiker verteidigen, aber lesen solltest du schon, vor allem wer welchen kommentar schreibt:
27.07.2007 12:42, Autor: Dr. Hermine Straub, Schülermutter und Vorstandsmitglied der FWS Böblingen
“[Waldorfschüler] bestehen diese [zentralen Abschlussprüfungen], auch wenn sie in der fünften Klasse Bekanntschaft mit dem „sagenhaften“ Atlantis gemacht haben, das an unserer Schule durchaus so relativiert wurde wie es die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse erfordern.”
wenn die das schreibt, dann würde ich doch mal vermuten, dass Atlantis an der ganzen Schule läuft, auf allen kanälen
31.
Ansgar Martins | 29. Juli 2009 um 3:21 pm
Hallo,
Bitte „verteidige“! Dazu nennen wir das hier doch Diskussion.
Ich versuch mir die Schule auch auszumalen. Entweder Atlantis oder „wissenschaftlich relativiert“, vllt dann tatsächlich in Form eines platonischen Mythos?
Aber natürlich läuft dann zumindest permanent ein Atlantiskanal. Einer zuviel. Das seh auch ich so.
32.
Jens Gerlach | 29. Juli 2009 um 1:07 pm
Sich empirisch mit Waldorf auseinanderzusetzen, wird ja von den GegnerInnen gern den neutralen bis sympathisierenden Menschen überlassen
Soll das ein Witz sein?
Von Waldorfseite gibt es nichts Empirisches auch nichts tendenziöses, sondern nur knüppeldicke Lügen. Einzelne Schulen wie ihr Dachverband folgen der Anweisung ihres legendären Schulgründers, der Öffentlichkeit keinesfalls zu sagen, worum es geht und wie es zugeht. Würden Eltern offen über das Konzept und seine Zielsetzung in Kenntnis gesetzt, dann würden nur noch überzeugte Anthroposophen ihre Kinder an einer Waldorfschule anmelden und die behördliche Genehmigung als Ersatzschule stünde auf dem Spiel. Das wusste Steiner, das wissen seine Nachfahren, das gilt es aus ihrer Sicht mit allen Mitteln zu vermeiden.
Wenn der eine sagt: 5+5= 10
Und der andere behauptet: 5+5= 20
Dann sagen Sie, das ist alles tendenziös, ich bin objektiv: 5+5= 17
Nicht sehr überzeugend.
J.G.
33.
Ansgar Martins | 29. Juli 2009 um 3:19 pm
Hallo,
Ich meinte nicht den BdFW, sondern die Studien, auf die ich oben verlinkt habe. Und die sind existent.
Mir kommts vor als ob die einen sagen: 5+5=9
Und die andern sagen: 5+5=11
Und ich sage, das ist alles tendenziös, schwebe vltt selbst mal zwischen 7 und 15, versuch mich aber auf die 10 einzupendeln.
Aber ich stimme Ihnen in einem nach wie vor voll und ganz zu: Entweder muss mensch den ganzen Kram aufarbeiten ( was die Waldorf-Führungsriege vermeiden will ), oder die Hintergründe öffentlich kommunizieren mit dem Risiko, dass einem (zurecht) die Kunden weglaufen.
34.
Helga | 31. Juli 2009 um 7:27 pm
Hallo, Ich war 13 Jahre auf einer Waldorfschule (Bremen) un hab von Atlantis das 1. Mal gehört als ich 20.000 Meilen unter dem Meer gelesen hab.
Un jetz 😉
35.
Andreas Lichte | 31. Juli 2009 um 7:55 pm
Hallo Helga,
schick mir doch mal deine alten Epochenhefte …
… auch ohne Atlantis könnten sie für mich interessant sein: „Atlantis“ ist ja nur ein Beispiel für Anthroposophie, es gibt andere Möglichkeiten, sie unters Volk zu bringen. Ich weiss, wie’s geht, bin ausgebildeter Waldorflehrer.
Meine Adresse hat Ansgar Martins.
36.
Helga | 31. Juli 2009 um 8:28 pm
weil nicht sein kann was nicht sein darf^^
Mal sehn, könnte ich eigentlich mal machen
37.
Ansgar Martins | 31. Juli 2009 um 8:08 pm
Nichts jetz. Willkommen im Club =)
38.
Dana_Tools | 14. September 2009 um 4:01 am
Notwendigkeit zu uberprufen:)
39.
jk | 24. Oktober 2009 um 1:51 pm
hallo, interessante Diskusion hier
Ich habe mich vor einiger zeit selbst gefragt in wiefern ich vielleicht etwas über Atlantis gelernt haben könnte (man wird ja öfter damit konfrontiert das es das an Waldorfschulen gibt).
Also habe ich mein 5-klass-Epochenheft rausgeholt.
da steht nix von Atlantis. es gibt lediglich am Anfang der indischen Mythologie eine Erzählung in der ein König (?), Manu, vor einer Flut flieht.
Ob das mit Atlantis in Verbindung steht weiß ich nicht, es wurde auf jeden Fall nicht in Unterricht erwähnt.
was man aber sicher dem Geschichtsunterricht vorwerfen kann ist das er in der fünften Klasse (und bei mir nur dort) einen Übergang zwischen Mythen (4. Klasse, Edda und so. Aber das war nicht als Geschichte gekennzeichnet) und Geschichte darstellt. und dies vielleicht nicht klargenug gemacht wird.
ach ja …. bei „wertvollen“ beiträgen in den Medien wie dem im SWR (und nicht nur da) bekomme ich und viele meiner Freunde die auch auf Waldorfschulen gehen das ganz große kotzen.
40.
Ansgar | 24. Oktober 2009 um 8:33 pm
Hallo J. =) Schön das du vorbeischaust
Ob das mit Atlantis in Verbindung steht weiß ich nicht, es wurde auf jeden Fall nicht in Unterricht erwähnt.
Tut es im anthroposophischen Kontext. Da heißt es, aus der von Göttern gegebenen Weisheit der Menschen von Atlantis führten „Eingeweihte“ wie Manu die Menschheit auf die unterschiedlichen Kontinente und begründeten die Alten Hochkulturen.
Steht auch alles oben im Artikel =)
was man aber sicher dem Geschichtsunterricht vorwerfen kann ist das er in der fünften Klasse (und bei mir nur dort) einen Übergang zwischen Mythen (4. Klasse, Edda und so. Aber das war nicht als Geschichte gekennzeichnet) und Geschichte darstellt. und dies vielleicht nicht klargenug gemacht wird.
Ja. Dabei könnte mensch das wahrscheinlich sicher unheimlich spannend lösen, den Übergang von Geschchtsschreibung und Mythos bzw. was der Unterschied ist, welche Bedeutung beides für die Menschheit hat und hatte etc. Aber dazu müsste mensch das alles viel mehr reflektieren…
ach ja …. bei „wertvollen“ beiträgen in den Medien wie dem im SWR (und nicht nur da) bekomme ich und viele meiner Freunde die auch auf Waldorfschulen gehen das ganz große kotzen.
Ja, wie wohl die meisten Waldorfschülis. Und ich finde auch zurecht. Die einen übersehen chronisch die Schwachstellen, die anderen zwanghaft das, was gut läuft. Das ist auch schade, weil die übers Ziel hinausschießende Kritik deswegen von vielen WaldorfbefürworterInnen als Ganzes abgelehnt wird, auch in den sehr sehr berechtigten Teilen. Und deswegen versuch ich mich an diesem Blog.
41.
jk | 24. Oktober 2009 um 10:59 pm
Sorry
ich habe nicht direkt nach dem Lesen des Artikels den Comment geschrieben sondern ein paar Tage später. Und ich habe in dem beeindruckent langen (!) Artikel zum Teil auch Passagen überflogen.=)
42.
Andreas Lichte | 27. Oktober 2009 um 10:12 am
Hallo Ansgar,
du schreibst: „Dabei könnte mensch das wahrscheinlich sicher unheimlich spannend lösen, den Übergang von Geschchtsschreibung und Mythos“
Versuch doch mal die AUSSENperspektive: Wieso werden in der Waldorfschule in den ersten Klassen überhaupt Mythen unterrichtet? Das ist alles andere als selbstverständlich.
Ein Kind unterscheidet meines Erachtens nicht zwischen Mythen – Fiktion – und gesicherter Erkenntnis: Da ist erst einmal alles spannend.
Spreche aus Erfahrung: Vom 2-jährigen Lukas und seiner unbefangenen Sicht der Welt lerne ich viel. Macht viel Spass.
Ich halte die „Mythen“ natürlich ohnehin für eine Schutzbehauptung des Bundes der Freien Waldorfschulen: In Wahrheit werden damit Glaubensinhalte der Religion Anthroposophie in den Unterricht getragen, wie du selber am Beispiel „Manu“ als wesentlichem Element der anthroposophischen Kulturepochenlehre erläutert hast.
43.
Ansgar | 27. Oktober 2009 um 9:59 pm
Versuch doch mal die AUSSENperspektive: Wieso werden in der Waldorfschule in den ersten Klassen überhaupt Mythen unterrichtet? Das ist alles andere als selbstverständlich.
Naja. Deine Perspektive erscheint mir eher das Negativ der Innenperspektive zu sein. Die Außenperspektive müssen wir wohl beide anderen überlassen.
Ein Kind unterscheidet meines Erachtens nicht zwischen Mythen – Fiktion – und gesicherter Erkenntnis: Da ist erst einmal alles spannend.
Spreche aus Erfahrung: Vom 2-jährigen Lukas und seiner unbefangenen Sicht der Welt lerne ich viel. Macht viel Spass.
Ja. Und genau deshalb halte ich persönlich Mythen und Märchen für bereichernd in der Erziehung. Nicht als „höhere Wahrheit“, sondern, weil ihre „naiven“, lebendigen Bilder und Ansichten eben „spannend“ sind und ungemein inspirieren und bestimmten „Ebenen“ im Menschen entsprechen, sie anregen.
Ich halte die „Mythen“ natürlich ohnehin für eine Schutzbehauptung des Bundes der Freien Waldorfschulen
Natürlich.
In Wahrheit werden damit Glaubensinhalte der Religion Anthroposophie in den Unterricht getragen, wie du selber am Beispiel „Manu“ als wesentlichem Element der anthroposophischen Kulturepochenlehre erläutert hast.
Ich halte es wie du weißt für unrichtig, im BdFW eine aktive Verschwörung gegen seine nichtsahnenden Kunden zu sehen. Dass die Mythen (Manu ist außerhalb des theosophischen Konzepts eine relativ wichtige Gestalt der Hindu-Mythologie, betreffend die Avatara Vishnus) nach anthroposophischen Vorstellungen ausgewählt wurden, heißt nicht, dass letztere auch transportiert werden. Sicher kommt das immer wieder vor (und das sei nochmal festgehalten)! Aber zunächst mal und in erster hören die Kinder halt Märchen und Fabeln.
Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass die die einen schlicht kalt lassen und nicht interessieren, andere schon. Mich haben sie beispielsweise brennend interessiert. Ich habe mich in Mythologie und Religionen eingelesen und finde das Thema immernoch unheimlich spannend, aber erst später ist mir der anthroposophische Kontext bekanntgeworden (als ich Steiner las und recht bald fand, dass es relativ doof ist, immer nur einen Kulturkreis grade für richtig und wichtig zu halten), aus dem Unterrichtsinhalt war der für FünftklässlerInnen nicht direkt ersichtlich.
Natürlich stimme ich trotzdem zu, dass dieser Unterricht mal streng durchleuhtet werden müsste. Das Thema Geschichten und Geschichte halte ich aber unabhängig von alledem für einen gerade für die Schule interessantes Themenfeld. Das wollte ich oben sagen. =)
44.
jk | 24. Oktober 2009 um 1:55 pm
Aufsätze habe ich übrigens auch geschrieben. und zwar nicht zu knapp. und auch in der 5. Klasse (es wurde aber auch von der Tafel abgeschrieben)
45.
Andreas Lichte | 28. Oktober 2009 um 8:07 am
Hallo Ansgar,
Lukas braucht keine „Märchen und Mythen“. Lukas findet alles spannend, was man so vorträgt, dass er etwas damit anfangen kann, und das ist viel. Sehr viel.
Es ist selbst ein Mythos, dass Kinder Märchen und Mythen brauchen. Besser finden, als alle andere Geschichten. Die „lebendigen Bilder“ produziert Lukas selber, das ist ja gerade der Riesen-Spass.
AUSSENperspektive heisst hier: sich von dem in der Waldorfwelt Selbstverständlichen – „Märchen und Mythen sind eine Notwendigkeit“ – frei zu machen.
Natürlich weiss ich, dass „Manu“ ursprünglich aus dem Indischen Kulturraum kommt. Aber was in der Waldorfschule daraus gemacht wird, hat Null mit Indischer Philosophie oder Religion zu tun. Was den Eltern nicht gesagt wird, warum nicht?
46.
Ansgar | 28. Oktober 2009 um 8:39 pm
Andreas,
Ich habe gecshrieben: Das Thema Geschichten und Geschichte halte ich aber unabhängig von alledem für einen gerade für die Schule interessantes Themenfeld.
Dass zweijährige Kinder auch ohne Spaß und enorm viel Phantasie und Begeisterung haben, brauchst du mir nicht zu erzählen.
AUSSENperspektive heisst hier: sich von dem in der Waldorfwelt Selbstverständlichen – „Märchen und Mythen sind eine Notwendigkeit“ – frei zu machen.
Quatsch. Außenperspektive hieße, zu schauen, was Waldorfschulen machen. Daraus könnte dann jemand den Schluss ziehen, dass er/sie sich davon frei machen will.
Mythen und Märchen sind keine Notwendigkeit (und es war klar, dass du mir das wieder unterschieben willst). Ich finde sie trotzdem interessant. Auch für eine Analyse in der Schule, und definitiv nicht im „Atlantis-Unrindien“-Stil.
47.
Gertrud Kiefer-Volkert | 9. Januar 2010 um 7:43 pm
Ist diese Frage ernst gemeint?
Sie beantwortet sich ganz einfach damit, dass Waldorflehrer so etwas normalerweise nicht wissen und sie können es nicht wissen und wenn sie es wissen, können sie nicht mehr an einer Waldorfschule arbeiten, denn sowas hält keiner aus. WaldorflehrerInnen haben oft nur die anthroposophische Sichtweise kennengelernt. Innerhalb der anthroposophischen Pädagogik gibt es nicht die angesprochene kritische Auseinandersetzung nicht, die Argumentation bleibt zirkulär und gebunden an die intern verwendete Literatur. Andere ist einfach nicht erlaubt.
In einem allgemeinbildenden Lexikon zu lesen, solche Inhalte in die Waldorfschule einzubringen, war schon grenzwertig.
Man hätte ein eigenes neues Lehrbuch schreiben müssen, um sämtlichen Ansprüchen gerecht zu werden.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich mich seinerzeit geweigert habe, die als Unterrichtskunst aufgefasste Form des „Geschichte(n)erzählen“ vor unserer Seminargruppe vorzuführen, es war mir zu gewagt. Man hätte mich beinahe gefeuert deswegen – ich galt wohl als renitent oder als gehemmt, denn die dummen Sprachgestaltungssprüche habe ich auch nicht nachgesprochen und bei dem Reinkarnationstheaterstück von Albert Steffen habe ich verdächtigerweise auch nicht mitgewirkt.
Ich „durfte“ dann im Rahmen eines Praktikums meine erzählerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen und habe diese intern vorgenommene Prüfung (wurde sicher nach „oben“ gemeldet) dann mit Bravour bestanden, worauf ich nicht stolz bin, denn es sind oftmals Klischees, die solcherweise in den Unterricht getragen werden, mein damit zusammenhängender innerer Konflikt wurde nicht ernst genommen, sondern als zu therapierendes Hindernis registriert und in Arbeit genommen. Der Tratsch um meine Person hat mich beinahe mein Leben gekostet. Wenn ich mich gelegentlich angepasst habe, so lasse ich mir so etwas nicht vorwerfen. Meine Kritik interessiert bis heute nicht – man kriegt die unterschiedlichen Auffassungen nicht auf einen Nenner:
waldorfkonform und zugleich verfassungskonform geht nicht- ein immer noch gelöstes Politicum.
Zugegebenermaßen gerät man bei der (schulisch notwendigen) pädagogischen Vereinfachung leicht an diese Grenze. Letztlich macht man sich doch immer ein Bild von irgendetwas. Der qualitative anthroposophische Anspruch besteht nun darin, an die innere Wahrheit dieser Bilder heranzukommen – Legenden, Sagen, Mythen und weitere Geschichten im Hinblick auf ihren Wahrheitsgehalt hin darzustellen – kritisches Denken gilt als schädlich für die Kinderseele, Fragen offenzulassen ebenfalls und da ist auch was Richtiges dran: Der Erwachsene hat nun mal die Aufgabe, Kindern die Welt zu erklären. Mit kritischer Sicht alleine kommt man nicht weit.
Ein Hinweis:
Im Lehrplan der siebten Klasse (nach Caroline von Heydebrand), der aus den zwanziger Jahren stammt und praktisch unverändert blieb,
ist ausdrücklich der Erzählstoff „Völker und Rassen“ ausgewiesen. Dieser Lehrplan ist 2009 wieder neu aufgelegt worden – wie weit er revidiert ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
48.
Andreas Lichte | 28. Oktober 2009 um 8:16 am
Geschichts-Epochenheft aus der Waldorfschule, wörtlich zitiert:
„Atlantis
Dort, wo heute der Atlantische Ozean wogt, gab es in Urzeiten den großen Insel-Erdteil Atlantis.
Wolkige, neblig-trübe Luft lag über dieser Insel, so dass den Menschen der Himmel und die Sterne verborgen blieben. Nie sahen sie die Sonne am blauen Himmel. –
Üppige Pflanzen wuchsen in der feuchtwarmen Luft und überwucherten den weichen Erdboden.
(…? unleserlich) Die Menschen wurden von den Göttern geführt. Sie besaßen ein gewaltiges Gedächtnis. Sie waren mit ihrem Leben noch ganz und gar im Wetter, im Wachsen und Vergehen der Natur verwoben. Ihre Sprache war zaubermächtig.
Wir wissen, dass Niflheim der nördliche und Muspelheim der südliche Teil von Atlantis war.
Die Atlantier wurden von den Priester-Königen geführt. Sie regierten die Menschen nach göttlichem Willen. Die Priester wurden in die höchsten Geheimnisse des Weltalls und der Geschichte der Menschheit eingeweiht, so dass sie göttliche Kräfte besaßen.
Doch nicht alle Priester konnten den Göttern selbstlos dienen, sondern sie wurden machthungrig und eigensüchtig. Sie misstrauten ihren göttlichen Kräften und verrieten die Geheimnisse. Damit wurde der Untergang von Atlantis eingeleitet.
Nur ein geringer Teil der Atlantier überlebte die große Flut und die Erdbeben. Diese hatten sich um Manu, den Sonnengeweihten, geschart. Er war dafür ausersehen, das helle Licht der Gedanken zu entfachen. Mit 7 heiligen Rishis führte er sie nach Osten.
Das größte Erlebnis für sie war, dass die Nebelmassen schwanden, die Gestirne sichtbar wurden, und sich ein Regenbogen als Brücke zwischen Himmel und Erde zeigte.”
Dazu einige Begriffsklärungen:
„Niflheim” [”Nebelwelt”], auch Hel genannt, ist in der nordischen Mythologie eine eisige Welt im Norden, im Gegensatz zu Muspelheim im Süden. Später ist es das Totenreich der Göttin Hel.
„Muspelheim” [”Welt des Muspell”] ist in der nordischen Mythologie die feurige Gegend im Süden.
Das heißt, in einem Text über Atlantis, das nach Darstellung des Bundes der freien Waldorfschulen eine Wiedergabe griechischer Mythologie – Platons – sein soll, tauchen originär germanische Begriffe auf …
Steiner „erfindet” Atlantis neu, unter kruder Verschmelzung von Kulturgut aller Länder, z.B. auch der indischen Mythologie:
„Manu” ist der erste Mensch am Anfang aller neuentstehenden Menschenrassen – bei Steiner wird daraus der “Menschheitsführer”.
„Rishi”: ein Heiliger und Weiser, ein inspirierter Dichter der vedischen Hymnen.
49.
Gertrud Kiefer-Volkert | 16. Januar 2010 um 2:31 pm
Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist der Unterhaltungswert von (solchem) Unterricht. Der UNTERHALTUNGSWERT ist für die Zufriedenheit von SchülerInnen mit ihrer Schule von Bedeutung. Warum sollten Eltern also intervenieren oder kritisch hinterfragen, wenn ihren Kinder Unterrichtstheater vorgespielt wird und es ihnen gut geht dabei, was für eine Karriere in der Unterhaltungsindustrie förderlicher ist als kritisches Denken!?
Sehen Sie sich doch die Medienkarrieren von Waldorfschülern an!
Bildung ist da manchmal nur hinderlich.
50.
Andreas Lichte | 28. Oktober 2009 um 4:25 pm
… und Atlantis in der Waldorfschule 2009:
http://waldorfhandarbeit.blogspot.com/2009/09/malen-mit-der-56.html
Zitat: „13.09.09 – Malen mit der 5./6.
Seit diesem Schuljahr darf ich auch Kunst in der 5./6. unterrichten. Hier die ersten beiden Bilder die ich die Kinder hab malen lassen:
Dies Bild entstand zu der Geschichte als Atlantis im Meer versank und Manu von Gott Vishnu in Gestallt eines Fisches gerettet wird.“
51.
Ansgar | 28. Oktober 2009 um 8:41 pm
Entzückend…
52.
Andreas Lichte | 29. Oktober 2009 um 7:53 am
… ja, entzückend ..
… und wie selbstverständlich Atlantis präsentiert wird, während hier noch darüber gestritten wird, ob das Unfälle sind.
Atlantis ist Anlass zur Freude, da verwirklichen sich die Schüler in lebendigen Bildern.
*Tusch*
Anthroposophie ist Anlass zur Freude: Du hast ja von mir das Skript über die Temperamente bekommen. Lies das mal. Dann stellst du fest, dass alle Fächer in der Waldorfschule Anthroposophie sind, nicht nur Atlantis-Geschichte.
*Tusch*
53.
Ansgar | 29. Oktober 2009 um 9:28 am
Was die ganze Debatte allerdings immer wieder aufhält und erschwert ist dein überheblicher Ton in der Sache.
… und wie selbstverständlich Atlantis präsentiert wird, während hier noch darüber gestritten wird, ob das Unfälle sind.
Wäre das überall so „selbstverständlich“, würde das doch ein bischen häufiger auftauchen als ein paar bildchen und heftchen. Dass es auftaucht ist weder deine Entdeckung noch hat das hier jemand bestritten.
Atlantis ist Anlass zur Freude, da verwirklichen sich die Schüler in lebendigen Bildern.
Findest du?
Lies das mal.
Wir hatten uns schon über das >S>kript unterhalten. Schon vergessen? Daraus könntest du dann doch auch mal schließen, dass ich es gelesen habe. Naja, Haarspalterei.
Zwischen anthroposophischer Begründung der Waldorfschule und dem was davon im Unterricht ankommt ist eine weite, weite Spanne. Das werden dir die meisten WaldorfschülerInnen bestätigen können – oder auch nicht, da die meisten eben keine Ahnung von Anthroposophie haben (die meisten, nicht alle). Atlantis ist ein einziges winziges Thema, von denen dutzende noch intensiver und empirischer abgeklopft werden müssten als es das atlantis-thema jetzt wird, um das mit sicherheit zu sagen.
54.
Andreas Lichte | 29. Oktober 2009 um 9:59 am
Hallo Ansgar,
du schreibst: „Wir hatten uns schon über das Skript [zur anthroposophischen Temperamente-Lehre in der Waldorfschule] unterhalten. Schon vergessen?“
Wie könnte ich das vergessen: Du hast mir einen satten Einzeiler dazu geschrieben.
Wenn das alles ist, was dir dazu einfällt, kann ich dir nicht mehr helfen. Aus dem Skript geht ganz deutlich hervor, dass ALLE Fächer in der Waldorfschule anthroposophisch geprägt sind.
Und natürlich sollen das Waldorfschüler und -Eltern gar nicht bemerken, das Skript richtet sich an die Lehrer.
Bei den Hintergrund-Informationen, die du inzwischen hast, kann ich nicht mehr nachvollziehen, wieso du das Offensichtliche weiter in Frage stellt: Eine religiöse Bewegung, die Anthroposophie, betreibt Schulen – jeder würde erwarten, dass versucht wird, die Religion Anthroposophie auch zu vermitteln.
55.
Ansgar | 29. Oktober 2009 um 3:06 pm
Bei den Hintergrund-Informationen, die du inzwischen hast, kann ich nicht mehr nachvollziehen, wieso du das Offensichtliche weiter in Frage stellt: Eine religiöse Bewegung, die Anthroposophie, betreibt Schulen – jeder würde erwarten, dass versucht wird, die Religion Anthroposophie auch zu vermitteln.
Das wäre zum Beispiel etwas, das du mit WaldorflehrerInnen diskutieren müsstest. Die machen den Unterricht, nicht irgendwelche Feindbilder im Vorstand des BdFW.
56.
Andreas Lichte | 29. Oktober 2009 um 4:23 pm
Hallo Ansgar,
du schreibst: „Das wäre zum Beispiel etwas, das du mit WaldorflehrerInnen diskutieren müsstest.“
„müsstest“. Du weisst ganz genau, dass ich abgeblockt werde. Ein Beispiel habe ich gepostet, hier:
https://waldorfblog.wordpress.com/2009/09/05/der-zug-ist-noch-nicht-abgefahren/
Und ich habe den Vorschlag wiederholt, dass du deine Lehrer interviewen könntest. Bei dir „Nein“ zu sagen, geht eigentlich nicht. Warum handelst du nicht endlich?
57.
Gertrud Kiefer-Volkert | 30. November 2009 um 11:18 pm
Als ausgestiegene Waldorflehrerin kann ich bestätigen, dass man in der Ausbildung die Kulturepochen Steinerscher Lesart als Unterrichtsinhalt erlernt. Man lernt diesen Stoff, damit man ihn später unterrichten kann. Diskutiert werden durfte bei uns nicht. Kritisch hinterfragen war nicht drin. Wem das alles nicht passte, der konnte gehen, man verabschiedete diese Leute dann freundschaftlich.
Im Nachhinein stellt sich mir die Frage nach dem Rechtsstatus des Waldorflehrers. Wenn Unterrichtsinhalte der Waldorfschule als grundgesetzwidrig erkannt werden, ist das schlimm. Noch schlimmer ist es allerdings, dass Lehrer ihren Unterricht wohl selber verantworten müssen, zur Not vor Gericht, da hilft kein Bund der Freien Waldorfschule, denn Waldorfschulen sind autonom und es ist eine beklemmende Aussicht für Betroffene, gegebenenfalls also eine Art Falle.
Man kommt aber immer wieder zu dem Punkt zurück, dass die Verantwortung auch beim Staat liegt, der das alles zulässt, denn nach GG (Art. 7) ist er zur Aufsicht verpflichtet.
Inzwischen ist viel Waldorfpädagogik mit ihren anthroposophischen Grundlagen offengelegt und Veränderungsbedarf festgestellt worden.
Die eigenartige Rechtskonstruktion der Waldorfschulen um die Elterninitiativen, die als Trägervereine auftreten, belässt viel Verantwortung bei den Eltern. Sie haben sich selber für die Waldorfpädagogik entschieden, sie haben es so gewollt.
58. Typen? Themen? TEMPERAMENTE! (Just another anthroposophical typology) « Waldorf Blog | 15. Dezember 2009 um 7:58 pm
[…] Eine explizite Nennung der vier Temperamente also. Von Gleich hat auch Waldorfliteratur verfasst (Die Atlantis-Debatte). […]
59.
Andreas Lichte | 23. Dezember 2009 um 9:33 am
Zu anderen anthroposophischen Inhalten der Waldorfpädagogik, bzw. zur „menschenkundlichen“ (anthroposophischen) Gestaltung des Unterrichts, siehe meinen beim blog „Ruhrbarone“ veröffentlichten Artikel über einen Eltern-Info-Abend einer Waldorfschule:
„Die Waldorfschulen informieren – Heute: Die Johannes-Schule Berlin“
http://www.ruhrbarone.de/die-waldorfschulen-informieren/
60. “Der Europäer” – Anthroposophie für Fortgeschrittene oder: Der Angriff der Antideutschen « Waldorf Blog | 21. April 2010 um 9:57 am
[…] die Insel zu den östlichen Randgebieten des vor etwa 10′000 Jahren gesunkenen, einstigen atlantischen Weltkontinents gehört haben, dem Schauplatz mächtiger alter Zivilisationen und großer Kulturen, von denen die […]
61. „Licht, mehr Licht!“ – zu Jana Husmann… « waldorfblog | 19. Mai 2011 um 10:33 am
[…] sich nicht nur auf Literaturlisten für Waldorflehrer_innenseminare befand (vgl. dazu kritisch Die Atlantis-Debatte), sondern in einem bis heute von der Pädagogischen Sektion am Goetheanum und der Pädagogischen […]