Typen? Themen? TEMPERAMENTE! (Just another anthroposophical typology)
15. Dezember 2009 at 7:57 pm 31 Kommentare
Eine kritische Materialsammlung
Waldorfpädagogik „heute“
Die „Erziehungskunst“, das vom „Bund der Freien Waldorfschulen“ herausgegebene Magazin zu aktuellen Themen und Interessen der Waldorfpädagogik (oder derer, die diese festsetzen), erscheint seit diesem Schuljahr in neuer Ausgabe. Der alte Titel, „Zeitschrift zur Pädagogik Rudolf Steiners“, ist nun durch „Waldorfpädagogik heute“ ersetzt. Die Zeitschrift wird nicht länger per Abonnement verschickt, sondern für jedes Elternhaus an Waldorfschulen gedruckt.
Mensch zeigt sich liberal und modern. Die Inhalte – und das auch schon seit längerer Zeit – kreisen oft und gerne um aktuelle Themen. Im November gab es etwa – im Übrigen gute – Artikel zu Inklusion (wo ja die Waldorfschule Emmendingen ein Vorzeigemodell über den Waldorfraum hinaus ist), früher verglich mensch Aussagen Steiners mit aktuellen Forschungsergebnissen zu Legasthenie, hinterfragte Abitur und Leistungsstandards, ja: Gelegentlich darf sogar mal Kritik an Steiner ran. So wurde etwa ein Artikel von Prof. Heiner Ullrich aus Mainz („Pädagogik für die obere Mittelschicht“, Erziehungskunst 10/09, S. 64f.) gedruckt, der Steiners „pädagogische Grundlehre (…) zwischen dem traditional-modernen und dem fundamentalistisch-modernen Kindheitsmuster“ ansiedelte (S. 65).
Bei all der Suche nach einem waldorfpädagogischen Profil auf der Höhe der Zeit bleiben natürlich unschöne Aspekte unter dem Tisch. In praktisch allen Selbstdarstellungen internen Diskussionen bleiben etwa Themen wie Steiners Temperamentenlehre außen vor. Das Stichwort „vier Temperamente“ hat die „Erziehungskunst“ bei allen Mühen um eine moderne Verpackung ihrer Vorstellungen fleißig umgangen. Und das ist auch nachvollziehbar.
Temperamente bei Steiner
Steiners Temperamentenlehre geht auf die geläufige Vorstellung seit der Antike zurück, die im 19. Jahrhundert breit ausgemalt wurde. Möglicherweise war die hohe Präsenz dieser simplen und zusätzlich noch irgendwie „antiken“ und damit für EsoterikerInnen gleich nochmal attraktiveren Lehre für Steiner ausschlaggebend, sie auch in seine Pädagogik einzubauen.
Entwickelt wurde diese Vorstellung von Hippokrates (460-375 v. Chr.), der die vier klassischen Temperamente überdies mit den vier Elementen verband. Der Arzt Galenos von Pergamon (129-216 n. Chr.) verknüpfte diese Vorstellung mit der ebenfalls von Hippokrates aufgestellten Viersäftelehre, die einen Zusammenhang der menschlichen Gesundheit mit den Körpersäften Blut, Schleim, gelber und schwarzer Gallensaft postulierte.
Dabei werden vier unterschiedliche Menschentypen nach vier Eigenschaften sortiert, bekanntlich cholerisch, phlegmatisch, sanguinisch und melancholisch. Auch Steiners ekklektische Tour durch die mystischen und esoterischen Menschenbilder v.a. des Abendlandes führte ihn recht bald nach seinem Beitritt zur Theosophischen Gesellschaft auch an die Temperamentenlehre:
„Schon 1903 (GA 34,430) und 1909 hatte Steiner die Lehre von den vier Temperamenten (Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker, Sanguiniker) in seine Theosophie integriert und sie mit der Hüllenanthropologie in Verbindung gebracht. (…) Steiner stellte sich darunter eine Mischung aller vier Temperamente wie im Farbkasten vor, so daß es zu dominanten und nachgeordneten Temperamenten in einer Person komme (GA 57, 285).
Während die Temperamentenlehre vor dem Ersten Weltkrieg nur eine marginale Rolle spielte, erhielt sie mit ihrer Integration in die Pädagogik eine hohe Präsenz mit weitreichenden Folgen: Nicht nur einzelne Schüler und Schülerinnen wurden nach Temperamenten klassifiziert, sondern die gesamte Klasse danach geordnet.„ (Helmut Zander: Anthroposophie in Deutschland, S. 1408f. – kursiv A.M.)
Die behaupteten Eigenschaften der Temperamente schilderte Steiner so:
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Melancholiker: „Wenig Erregbarkeit, viel Stärke“
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Phlegmatiker: „Stärke und Erregbarkeit am geringsten“
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Choleriker: „Stärke und Erregbarkeit am grösten“
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Sanguiniker: „Viel Erregbarkeit, wenig Stärke“
Folgende Grafik ordnet (wenn sie auch nicht aus anthroposophischer Hand stammmen dürfte) jedem Temperament eine Reihe charakteristischer Adjektive zu:
Wie im oben zitierten Text von Helmut Zander erwähnt, schlug Steiner eine Sitzordnung nach Temperamenten vor. Deren unterschiedliche Extreme sollten sich in so engem Kontakt gegenseitig „abschleifen“, d.h. etwa ein Paar „jähzorniger“ CholerikerInnen sich durch gegenseitiges Abreagieren zeigen, dass es auch ohne Jähzorn geht. Damit sollen die „Einseitigkeiten“ der angeblichen Temperamente allmählich überwunden werden. Alles interessante, aber naive Überlegungen, da es in einer Klasse selten identische Charakterzüge und vielmehr die Wahrscheinlichkeit geben wird, dass Kinder sich in ihren Gemeinsamkeiten gegenseitig bestärken. Zum selben Zweck entwickelte Steiner auch besondere „Formen“ (geometrische Figuren) für jedes Temperament, die im Formenzeichenunterricht (1.-3- Klasse Waldorfschule) vom Lehrer verteilt werden könnten.
Würde die Einseitigkeit des Temperamentes aber nicht ausgeglichen, imaginierte Steiner, drohten schreckliche Folgen: „In jedem Temperamente liegt eine kleine und eine große Gefahr der Ausartung.“ Beim „cholerischen Menschen“ seien dies „Zornwütigkeit“ und „Narrheit“. Beim „sanguinischen Temperamente“ „Flatterhaftigkeit“ und „Irrsinn“. Bei PhlegmatikerInnen „Interesselosigkeit gegenüber der äußeren Welt“ und „die Idiotie, der Stumpfsinn“. Und schließlich bei MelancholikerInnen „Trübsinn“ und „Wahnsinn.“ (GA 57, Vortrag von 1909, 1990, S 291)
Um dem vorzubeugen, gäbe es aber auch für jedes Temperament die richtigen Erziehungsmittel: SanguinikerInnen bräuchten z.B. vor allem „Liebe zu einer Persönlichkeit. Alles muß getan werden, daß bei einem solchen Kinde die Liebe erwache.“ CholerikerInnen „müssen besonders solche Gegenstände in den Weg geführt werden, die ihm Widerstand entgegensetzen.“ (vgl. Steiner und die Prügelstrafe?) „Das melancholische Kind ist nicht leicht zu leiten. (…) Das Mitfühlen mit dem Schicksale dessen, der um einen ist, wirkt hier erziehend.“ Es solle „sehen, daß es Dinge im Leben gibt, an denen man Schmerz erfahren kann.“ Und „Der Phlegmatiker darf nicht einsam aufwachsen. Wenn es bei den anderen schon gut ist, Gespielen zu haben, so ist das besonders beim Phlegmatiker der Fall. Er muß Gespielen haben mit den mannigfaltigsten Interessen.“ (ebd., S. 292)
Und selbst bei geglückter Erziehung sei es auch im Erwachsenenalter nicht vorbei mit dem Temperamentenspuk. LehrerInnen könnten SchülerInnen durch unkontrolliertes Ausleben des eigenen Temperamentes bis in die Physis hinein schaden, wie Tomàs Zdrazil zusammenfasst. Steiner schildere:
„…wie durch Ausbrüche eines ungezügelten cholerischen Temperamentes des Lehrers beim Zögling Herz- und Zirkulationssystem und Atmung ständig attackiert werde, so dass sich hieraus physiologische Grundlagen von späteren Krankheiten und organischen Störungen ausbilden könn[t]en. Negative Wirkung eines extremen (…) sanguinischen Lehrertemperementes (…) könne sich auch in einer Neurotisierung und chronischen Ermüdung oder „Mangel an Vitalkraft“ zeigen.“ (Tomàs Zdrazil: „Gesundheitsförderung und Waldorfpädagogik“, Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie an der Fakultät fur Pädagogik der Universität Bielefeld, vorgelegt Dezember 2000, S. 116, vgl. GA 309)
In einer Seminarbesprechung am 22. August 1919 verkündete und skizzierte Steiner angehenden WaldorflehrerInnen sogar, wie die vier Temperamente seiner Meinung nach aussahen:
„Die melancholischen Kinder sind in der Regel schlank und dünn; die sanguinischen sind die normalsten; die, welche die Schultern mehr heraus haben, sind die phlegmatischen Kinder; die den untersetzten Bau haben, so dass der Kopf beinah untersinkt im Körper, sind die cholerischen Kinder.“ (GA 295, 1985, S. 28)
Für wen diese physischen pder psychischen alles nicht zutrifft, hätte Steiner auch eine (wohl weitaus weisere) Diagnose gehabt. Er „diagnostizierte“ und betonte nämlich auch die Existenz von „Mischcharakteren“ (vgl. dazu den Abschnitt bei Zander, a.a.O.). Damit hebt sich die Relevanz der reichlich simplen Lehre aber aus den Angeln: Wenn Kinder nach Vierer-Kategorien eingeteilt werden, macht es keinen Sinn, welche draußen zu lassen…
Typologien in der Psychologie
Die Temperamentenlehre ist zwar heute in der Hobby- und Populärpsychologie immer noch nicht gänzlich aus der Mode gekommen (temperamentenlehre.de), für die Universitätspsychologie oder gar Pädagogik aber relativ irelevant. U.a. weil
„die Zuordnung eines Menschen zu einem der vier Temperamente uns von diesem nichts weiter verrät, als was für die Zuordnung bereits erforderlich ist.“ (Hofstätter: Psychologie, Frankfurt a. M. 1957, zit. bei Fritz Beckmannshagen: Rudolf Steiner und die Waldorfschulen, Wuppertal 1984, S. 19 – kursiv A.M.)
Und das ist auch für die Waldorfpädagogik das Problem. Mehr als unbewiesene Behauptungen über Unterrichtserfolge (wie im Falle der Sitzordnung) oder allgemein notwendige Floskeln („Liebe muss erwachen“ oder „Gespielen sind nötig“) bis hin zu zumindest problematisch deutbaren Forderungen (CholerikerInnen „Widerstände“ bereiten) hat sie nicht hervorbringen können.
Nicht leugnen will ich die Tatsache, dass es natürlich Leute gibt, bei denen mensch den Eindruck hat, dass sie öfter „melancholisch“ oder „cholerisch“ sind (deshalb gibt es diese Adjektive ja) – aber das hat mit individuellen Erlebnissen und Charakterzügen zu tun, die ihrerseits mit „Formenzeichnen“ oder Sitzordnungen einfach nicht viel zu tun haben. Es werden beliebige Charakterzüge erfasst. Pädagogische „Maßnahmen“ steuern hier nichts zu nichts bei.
Typologien eignen sich sicher als austauschbare, immer nur auf bestimmte Aspekte ausgerichtete Analyse von Komponenten und Eigenschaften einer Persönlichkeit (vgl. Ken Wilber: Integrale Vision, Kösel Verlag, 2009, S. 45ff., der hierfür den Begriff „durchspielen“ von Eigenschaften verwendet).
Eingewandt werden könnte hier, dass mancheR in der moderne Psychologie, etwa Hans Eysenck, ja ebenfalls ausgerechnet vier psychologische Grundtypen aufgestellt hat. Eysenck stellte diese allerdings auf umfangreiche psychologische Tests, die Persönlichkeitseigenschaften übergeordnete Faktoren aufzeigen sollten. Daraus ergaben sich für ihn die „Superfaktoren“ Introvertiert und Extrovertiert, die in stabiler und labiler Form auftreten könnten.(Introvertiert-Stabil, Introvertiert-Labil, Extravertiert-Stabil, Introvertiert-Labil ließen sich den vier Temperamenten zuordnen). Eysenck bestand aber bei alledem auf ständige empirische Überprüfung und Falsifizierbarkeit, und die ist angesichts psychologischer Faktoren auch nötig. EinE einzelne LehrerIn, egal welchen Systems, kann das schlicht nicht leisten – ganz abgesehen davon, dass es eben doch einige Unterschiede zu Steiners Vorstellungen gibt.
Auch das heute diskutierte Thema von „Lerntypen“ (es ist von auditiven, visuellen, kommunikativen und motorischen die Rede, vgl. dazu kritisch Maike Looß), das m.W. von der Waldorfpädagogik bisher gar nicht erkundet wurde, ließe sich höchstens bedingt und assoziativ auf vier Temperamente beziehen.
Auch wenn also in Psychologie und Pädagogik gelegentlich von „Typen“ die Rede ist, erscheinen die vier Temperamente und ihr Nutzen nach Steiner doch erstaunlich schlecht begründet – und überdies als sehr starr.
Typologien, Temperamente und Rassentheorie
WaldorfkritikerInnen sprechen deshalb auch immer wieder gerne von einer rassistischen Dimension der Steinerschen Temperamentenlehre. Die Temperamentenvorstellung sei Teil von Steiners Rassentheorie oder zumindest wesensgleich. Michael Grandt lässt es sich nicht nehmen, in seinem „Schwarzbuch Waldorf“ (Gütersloher Verlagshaus, 2008) gleich mehrfach darauf zu verweisen – mysteriöser Weise sind die Ausführungen bis in viele Formulierungen praktisch identisch mit den 20 Jahre älteren von Fritz Beckmannshagen in „Rudolf Steiner und die Waldorfschulen“ (a.a.O., S. 19f., was übrigens leider kein Einzelfall in Grandts Buch ist, vgl. Pleiten, Plagiate, Pech und Pannen). Die überaus anthroposophiekritische Seite NWA berichtete ein Jahr früher, Steiner biete
„Rassismus und `Pädagogik´ aus einem Guss (…) Genauso souverän wie Steiner menschliche „Rassen“ unterscheidet und qualifiziert, konstatiert er vier menschliche Temperamente, nach denen Schulkinder zu klassifizieren und zu behandeln sind, bis hin zur Sitzordnung.“ (Hottentotten und Melancholiker)
Zusammenhänge zwischen Temperament- und Rassenlehren sind historisch und in anthroposophischen Darstellungen und außerhalb zwar nicht derart simpel, aber durchaus feststellbar.
Mit den Vorstellungen des oben erwähnten Galenus hantierte etwa holländische Anatom Peter Camper (1722-1789), zeitweise Professor in Amsterdam, dessen Zuordnungen von „Rassetypen“ zur Physiognomie altgriechischer Statuen etwa Goethe während seiner Italienreise in einem Briefwechsel mit Herder diskutierte. Diese Vorstellungen bildeten den Grundstein zahlreicher Pseudowissenschaften wie der „Kranometrie“.
Steiner hat Camper auch bei seiner Herausgabe der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes kennengelernt, Goethe hat diesen dort pathetisch gelobt, lehnte aber die von Camper vertretene Abstammung des Menschen vom Affen ab – und auch Steiner streifte kurz Campers Thesen über den Zwischenkieferknochen bei Affe und „Neger“ (Rudolf Steiner: Einleitung, in J.W: Goethe: Naturwissenschaftliche Schriften, Bd. I, herausgegeben von Rudolf Steiner, fotomechanischer Nachdruck nach der Erstauflage in „Deutsche National-Litteratur“; Joseph Kürschner (Hg.), Berlin und Stuttgart 1883-1897, Dornach 1982, S. XLI), wie er dessen Namen innerhalb des Textes auch immer wieder fallen lies.
Auf Campers Theoreme zumindest zurückgehen dürften auch Steiners Ansichten über „Rassetypen“ und „griechische Götterypen“ (Zeus entspricht dem „arischen Typus“, Merkur den asiatischen und Pan/die Faunen den afrikanischen Völkern, vgl. GA 105, S. 107f.).
„In realem Sinne kann man von einem Volkstemperament sprechen. Völker haben wirklich ihre Temperamente, doch der einzelne kann sich gut herausheben aus dem Volkstemperament, es wirkt nicht prädisponierend auf das Individuum. (…) Jeder hat die Möglichkeit, zu seinem eigenen Temperament zu kommen.“ (GA 295, S. 54)
Diese Logik stimmt doch hoffnungsfroh.
Der angelegte Gedankenfaden wurde aber in der dogmatischen anthroposophischen Tradition (vgl. Anthroposophische Mythologeme oder wie man mit dem Hammer denkt) fleißig weitergeponnen:
Die Zeitschrift „Die Drei“, damals wie heute herausgegeben von der „Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland“, veröffentlichte in der Januar/Februar-Ausgabe 1950 (20. Jahrgang) einen Artikel des Anthroposophen Sigismund von Gleich (zu dessen Biographie siehe hier), der mit dem Titel „Goetheanistische Erkenntnis der Völkerseelen“ beglückte (ebd. S. 13-26).
Von Gleich beginnt mit einer augenscheinlich sehr differenzierten und offensichtlich belesenen Wiedergabe von Positionen Hegels, Goethes und Steiners „Grundlinien einer Erkenntnistheorie…“ zum Thema Völker und Volksidentität – und endet in einer plakativen Zuordnung europäischer „Völker“: Wir erfahren etwa, SpanierInnen und PolInnen seien begabt in
„…der religiösen Glaubenskraft, wenig begabt für die Wissenschaften, die Deutschen sind geborene Gelehrte, die Italiener oder noch mehr die Griechen geborene Künstler, (…) die Engländer geborene Politiker. (…) Die Franzosen sind (…) auffallend begabt für die Rechtswissenschaften und Mathematik, (…) die Holländer für Chemie, (…) die Russen für alles Religiöse und Sozialethische. (…) Jedes Volk ist als ein Glied des Ganzen unentbehrlich.“ (S. 24f. – kursiv A.M.)
– und das über zwei Seiten. Zugrunde lägen diesen vermeintlichen „Lebens-Triebe[n] und und -Tendenze[n] der Völker“ diverse „sinnlich-übersinnlichen Elemente“:
„…das Feucht-Wässrige z.B. im Nordwesten Europas das Phlegma der Engländer und Holländer; das Lichtdurchdrungene Luftelement, die sangesfrohe, sanguinisch-lebhafte Natur der Mittelmeervölker usw.“ (S. 23)
Eine explizite Nennung der vier Temperamente also. Von Gleich hat auch Waldorfliteratur verfasst (Die Atlantis-Debatte).
Und es bedarf auch geringer Mühen, um in der umfangreichen anthroposophischen Literatur der Gegenwart Ausführungen über Temperamente in der Völkerpsychologie zu finden. So bei Harrie Salman: „Die Heilung Europas. Das Erwachen des europäischen Selbstbewusstseins“ (Novalis Verlag, Schaffhausen 1999, aus dem Niederländischen übersetzt und „stark erweitert“ von Petra Arbes). Das Buch enthält teilweise sehr interessante geschichtliche und zeitgeschichtliche Bezüge, aber auf Basis kruder völkerpsychologischer Behauptungen:
„Die Achsen Nord (Skandinavien) – Süd (die Welt der Antike), West (England, Frankreich) – Ost (die slawischen Völker) bilden ein Kreuz über der Mitte (Mitteleuropa). Der Grundstein für dies Entwicklung wurde im Altertum gelegt…“ (S. 34)
„In der ätherischen Geographie der Griechen gab es eine Vierteilung, die mit den vier Himmelsrichtungen und den vier Elementen verbunden war. Auf dieser Grundlage entstand die Einteilung Europas in vier Temperamentgebiete: die Phlegmatiker (Wasser) im germanischen Norden, die Melancoliker (Erde) im slawischen Osten, die Choleriker (Feuer) am Mittelmeer und die Sanguiniker (Luft) im keltischen Westen.“ (S. 304)
Zu beachten: Die Temperamentzuordnungen bei Salman und Von Gleich sind unterschiedlich, obwohl beide sich auf eine objektive, immer irgendwie „übersinnliche“ Realität berufen. Es zeigt sich einmal mehr die Beliebigkeit und Austauschbarkeit dieser stereotypen Zuordnung.
Temperamente in der Waldorfliteratur
Detlef Hardorp, „der Berlin-Brandenburgische Bullterrier der anthroposophischen Öffentlichkeitsarbeit„ (so über Hardorp Christian Grauer, vgl. zu Hardorps kühnen Thesen auch Steiner und die Schrödingergleichung, dort unten der Link zur Untersuchung von Andreas Krämer), meint in einer Waldorf-Werbebroschüre (der einzigen übrigens, die überhaupt die Temperamentenlehre Steiners erwähnt), zur pädagogischen Praxisrelevanz:
„Die vier klassischen Temperamente – Choleriker, Sanguiniker, Melancholiker und Phlegmatiker – sind dabei nur Anhaltspunkte.“ (Was will Waldorfpädagogik).
Die klassischen Schmöker der Waldorfliteratur sind ein bisschen offensiver. Hier wird Steiners Temperamentenlehre, ohne der Grundlehre Wesentliches hinzuzufügen, für den praktischen Unterricht herangezogen. Das begann schon 1922 mit Caroline von Heydebrand („Das Kind in seelisch-geistiger Hinsicht“, Die Drei, 2. Jahrgang, Heft 1/April 1922, S. 25-34) und setzt sich durch alle prominenten Bücher zur Waldorfliteratur hindurch fort. Dazu, um im anthroposophischen Zahlenrahmen zu bleiben, sieben Beispiele. Ich habe mich um Darstellungen möglichst jungen Datums bemüht:
(1.) Stefan Leber erzählt in „Die Menschenkunde der Waldorfpädagogik“ (Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1993) von Steiners grundlegender Temperamentenlehre (S. 308-333), Steiners verschiedenen Ausführungen zwischen 1909 und 1922 und deren inhaltlichen Widersprüchen (S. 317-328), liefert schließlich drei Seiten Praxisrelevanz (S. 328 ff.) und eine „Zusammenschau“ (S. 331 ff.). Leber glaubt zwar, die Temperamentenlehre weise „allenfalls auf einen bestimmten, den vielleicht vorherrschenden Grundzug [des menschlichen Charakters] hin, mehr auch nicht.“ (S. 313). Aber er hält sie pädagogisch trotzdem für relevant.
(2.) Franz Carlgren berichtet in seinem Klassiker „Erziehung zur Freiheit – Die Pädagogik Rudolf Steiners“ (bearbeitete Ausgabe, Fischer Verlag, 1981, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1972) ebenfalls von der Temperamentenlehre (S. 127-143). Er bringt vor allem Beispiele von Kindern und Verhaltensweisen, die er einem der Temperamentenzüge zuordnen kann. Am Ende geht er auf einen Zusammenhang von „Temperament und Lebenskräften ein“ (S. 139f.), und hält das Temperament der LehrerInnen für einflussreich (S. 141), weswegen er auf „die Selbsterziehung des Erziehers“ setzt (S. 142f.).
(3.) Johannes Kiersch sieht die Sache in seinem Buch „Fragen an die Waldorfschule“ (Flensburger Hefte Verlag, Flensburg 1991) relativ locker:
„Steiner hat den behaupteten Anspruch nie erhoben, eine deskriptive Charakterologie im üblichen Sinne wissenschaftlicher Forschung geliefert zu haben. (…) Mehr Leben im Unterricht ist die Zielvorstellung Rudolf Steiners, nicht die Manipulation von Schülerseelen.“ (S. 56)
Das ist ja sehr schön, und ich will nicht Kierschs Kompetenz im Unterrichten anzweifeln, die er haben mag, aber führt die Temperamentenlehre aus sich heraus dazu? Die Frage darf eine rhetorische bleiben.
(4.) Ernst Schuberth bezieht die Temperamentenlehre in „Der Geometrieunterricht an Waldorfschulen“ (Bd I, Klasse 1-4, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1991 – im Jahr danach erschien ein Nachfolgeband zum „Anfangsunterricht in der Mathematik an Waldorfschulen“) ausdrücklich mit ein. Er entwirft, nach Anregungen Steiners (s.o.) Formen für Kinder der vier Temperamente (S. 46-53), aber mit der Bemerkung:
„Was im Einzelfall richtig und angemessen ist, vermag der Lehrer nur aus der Gesamtsituation zu entscheiden. Nicht notwendig sollte die Bemerkung sein, dass es die idealtypischen Temperamente unter den realen Kindern nicht gibt. Die Übungen sprechen die Cholerik, die Sanguinik usw. in den Kindern an.“ (S. 46)
Na denn…
(5.) Peter Lipps hat dem Band „Zum Unterricht des Klassenlehrers an der Waldorfschule“ (Verlag Freies Geisteslebens, Stuttgart 1997, zuerst erschienen in der „Erziehungskunst“ 1991) einen Aufsatz mit dem Titel „Unterrichtsgestaltung im Blick auf die vier Temperamente“ beigesteuert (S. 1075-1090). Er beschreibt dabei mehrere Themengebiete, allerdings keines davon ausführlich, und irgendwie scheint ihm auch nicht sonderlich viel eingefallen zu sein:
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Die Einführung der Buchstaben in der ersten Klasse (Genaueres erfahren wir über K, R, M und P, die alle mit verschiedenen Figuren assoziiert werden, beispielsweise einem „cholerischen“ König) (S. 1075-1078)
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Eine Ansprache an eine neue zweite Klasse, die Lipps so offenbar für ansprechender hält (S. 1078 f. )
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Die Einführung von Kolumbus in der siebsten Klasse mit einer Schilderung seiner Seefahrt (womit auch sonst?), in der sich nach Lipps für jedes Temperament etwas schönes findet (S. 1080-1087). Es folgen Gedichte über Kolumbus von Georg Heim, Schiller und Nietzsche (S. 1087-1090).
(6.) Anna-Sophia Bäuerle (vgl. Die Atlantis-Debatte) hat zum selben Band einen Aufsatz über „Das Wecken moralischer Kräfte im Blick auf die Temperamente“ geschrieben (a.a.O., S. 1091-1100, ebenfalls Jahre früher in der „Erziehungskunst“ erschienen). Bäuerle findet die Temperamente aber offenbar nicht zwingend konstitutiv für den Menschen. Sie beginnt:
„Oftmals begegnet man dem Vorurteil: Die Waldorflehrer würden es sich zu einfach machen, indem sie ihre Schüler sozusagen in die vier Schubladen der vier Temperamente einsortieren, und damit sei ihre grobe Psychologie am Ende. Dieser Meinung sei entgegengehalten, dass gerade die Waldorfschule nicht der Ansicht ist, das Wesen eines Menschen zu erziehen, sondern den Weg freizumachen für die sich entfaltende Individualität [vgl. Spirituelle Grundlagen – A.M.]. So wenig, wie ich meine Schuhe oder mein Mantel selber bin, so wenig bin ich mein Temperament.“ (S. 1091)
Bäuerle vermutet in den Temperamenten scheinbar eher die Anlagen zu unangenehmen Angewohnheiten und Marotten, die ja schon Steiner als „Entgleisungen“ festgestellt haben wollte. Und so berichtet sie eben, wie dieser angebliche Hang zur Schlechtigkeit ausgeglichen werden könnte. Da wird bei MelancholikerInnen „Missgunst“ zu „Mitleid“ (S. 1092f.), bei SanguinikerInnen „Oberflächlichkeit zu Durchaltevermögen“ (S. 1093), bei CholerikerInnen „Machtlust zu Selbstbeherrschung“ (ein Miniabsatz auf S. 1095), bei PhlegmatikerInnen „Trägheit“ zu „Pflichterfüllung“ (S. 1095). Am Ende mahnt Bäuerle nochmal, „mit diesen Anregungen und Betrachtungen soll nichts Absolutes dargestellt werden. Nie darf ja, wie oben bemerkt, das Temperament allein betrachtet werden.“ (S. 1096), rügt anschließend den „sinnlose[n] Krawall der Bildergeschichten im Fernsehen“ (wo sie recht hat, hat sie recht…), empfiehlt dann aber als „Anregung“ und „Beispiel“ eine mir ebenfalls nicht viel gebendende „‚lustige Teufelsgeschichte‘ für den Sanguiniker“ (S. 1097-1100)
(7.) Und Helmut Eller verdanken wir schließlich eine umfangreiche und lächerliche Eso-Liste mit allerlei Assoziationen zu Temperamenten (wobei auch Hippokrates in dieser Hinsicht fleißig war), die beispielsweise noch 2001/2002 am WaldorflehrerInnenseminar Berlin ausgeteilt wurde (mündlicher Hinweis von Andreas Lichte am 18. Oktober 2009, die Erlaubnis, ihn zu zitieren, gab mir Andreas in einer Mail vom 21. Oktober). In Verbindung mit sanguinischen, phlegmatischen, cholerischen und melancholischen Menschen stehen für Eller u.a.:
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Winde (Nord, Süd, Ost, West)
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Die „Qualitäten“ kalt, warm, trocken, feucht
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Lebenslauf (Kindheit – Jugend – Mittleres Alter – Greisenalter)
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Elementarwesen (u.a. Gnomen, Undinen, Sylphen, Salamander)
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Kohlarten[!!?] (Kohlrübe – Kohlrabi – Rosen-/Blumenkohl – Weißkohl)
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Tannenarten (Eibe – Kiefer – Lärche – Fichte)
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Flusslauf (Quelle – Wasserfall – Stromschnelle – Mäander/Mündung)
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Kunststile (Romantik – Gotik – Barock – Rokoko)
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Hausbau [Thema in der 3. Klasse Waldorfschule] (Ton/Lehm – Vermengen/Formen – Trocknen – Brennen)
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Berufe (Bauern, Müller, Bäcker, Glasbläser, Schmied, Wagner, Kerzenzieher, Töpfer jeweils in ihrem Metier)
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Zucker – Eiweiß – Stärke – Fett
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Feuerarten (die nach ihm auch erdig, wässrig, luftig sein können)
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Farben (Rot, Gelb, Blau, Grün)
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Lieder (jedes Temperament bekommt zwei/drei Volkslieder zugeordnet)
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Instrumente (Blasen – Klavier/Harmonium – Schlagzeug/Trommel/Rhythmus – Streichen)
Eller liefert sogar eine anderthalbseitige Liste mit Ernährungs-Tips, die sich v.a. auf Getreide- und Gemüsesorten beschränken (Vegetarismus wird empfohlen), und an die Ernährungsvorschläge für die Doshas im Ayurveda erinnern.
Entsprechend diesen assoziativen und beliebig wirkenden Zuordnungen verlief auch die erwähnte Unterrichtseinheit am Berliner WaldorflehrerInnenseminar in der Ellers Text gelesen wurde, wie Andreas Lichte schilderte:
„Es folgt eine ausführliche Darstellung der mit diesen Adjektiven verbundenen Charakterzüge. Irgendwann kommt dann die unvermeidliche Frage: ‚Kann man einen Schüler denn eindeutig in eine dieser vier Kategorien einordnen?‘, woraufhin auf die Möglichkeit von Mischcharakteren verwiesen wird: ‚Hier haben wir einen Schüler, der eindeutig Phlegmatiker ist, der aber auch melancholische Züge aufweist.'“
Und mit den „Mischcharakteren“, wenn sie auch der einzige realistische Bezug des Ganzen sind, hebt sich der Sinn des Konstrukts (wie oben beschrieben) in sich selbst auf. Eller versteht das alles ausdrücklich „nur“ als „Anregungen“. Das meiste davon ist für jede unterrichtliche Tätigkeit aber schlichtweg irrelevant. Was sollen etwa Lebensalter oder Kohlarten? Und was soll das LehrerInnen nützen? Als Mensch, der selbst meditiert, kann ich nachvollziehen, wie mensch meditativ von einem Gegenstand oder einem Gedanken zum Bewegen in und Ausfalten von immer weiteren Assoziationen und Bildern kommt, die von außen betrachtet nicht immer einleuchten. Aber diese sicher eindringlichen Erlebnisse ausgerechnet in „Anregungen zum Unterricht“ einzubauen zeugt – in meinen Augen – entweder von Größenwahn, Selbstdarstellungssucht oder zumindest pädagogischer Inkompetenz.
Vor allem solch völlig nutzlosen Ausführungen wie denen Ellers ist es m.E. nach zu verdanken, dass die wenigsten WaldorflehrerInnen der Temperamentenlehre heute noch Beachtung schenken, aber dazu weiter unten. Dass ein solches Skript vor acht Jahren an einem WaldorflehrerInnenseminar ausgeteilt wurde (und wahrscheinlich heute noch wird), ist für die Qualität dieses Seminars – gelinde gesagt – besorgniserregend.
Distanz tut Not – jedenfalls offiziell
In seiner mit spitzer Feder – aber oft treffend – verfassten Kritik der Waldorfschule hat Fritz Beckmannshagen 1984 geschrieben:
„Man steht erneut und nochmals verblüfft vor dem gleichen Rätsel, das uns schon die dürftige Entwicklungspsychologie stellte: Wie kann mit einer solchen, noch unvergleichlich dürftigeren ‚Persönlichkeitspsychologie‘ ein Schulsystem seit sechzig Jahren existieren [und mitterweile neunzig – A.M] und weiter fortbestehen …? Einige mögliche Gründe wurden schon genannt – der m. E. ent- scheidende wurde bisher nicht klar ausgesprochen: der okkulte Kernpunkt dieser Anthropologie. Nach Steiners und seiner Anhänger Auffassung sitzen auf den Schulbänken nicht einfach Kinder mit einer menschengemäßen Lebensfrist, sondern ewige ‚Entelechien‘, die schon viele Verkörperungen hinter sich und weitere Verkörperungen vor sich haben. (…) kein Lehrer kann sicher sein, daß er nicht Goethe oder Schiller unter seinen Rangen hat. Dieser metaphysische Aspekt ist es aber, der, nach meiner Beobachtung, den wirklich gläubigen anthroposophischen Lehrer veranlaßt, sich das Äußerste an Leistung abzuverlangen. Und eben das bleibt nicht ohne Wirkung.“ (Beckmannshagen, a.a.O., S. 21)
Meine Einschätzung ist eine andere. Zum einen ist der Anteil an „gläubigen anthroposophischen Lehrern“ an FWSen inzwischen um einiges geschrumpft, zweitens zeigt sich an vielen Stellen, dass dort heute um die Temperamentenlehre – glücklicherweise – herumgearbeitet wird. Wer sich die auf zahlreichen Sommerfesten und Herbstbasaren ausgestellten Formenzeichen- oder Rechen-Epochenhefte anschaut, wird dort kaum eine „melancholische“ oder „cholerische“ Form finden: Vielmehr fast überall dieselben in unterschiedlicher Ausführung (Stichwort Frontalunterricht, den Waldorf ja auch nur in der Theorie ablehnt, vgl. Rüdiger Iwan: „Die Neue Waldorfschule – Ein Erfolgsmodell wird renoviert“, Rowohlt 2007 – ich finde, dass eine persönliche Förderung als „ewige Entelchie“ da doch um einiges nützlicher wäre!).
Auch Sitzordnungen sind in den seltensten Fällen nach „Temperamentgruppen“ geordnet: Während spätestens ab Klasse 9 meistens die SchülerInnen sitzen, wo sie Lust haben, würden pragmatische KlassenlehrerInnen bei einer Klasse von meist über 30 Kindern sog. „störende“ oder unruhige Kinder nicht auch noch zusammensetzen – und das tut natürlich auch praktisch keiner. Und auch viele anthroposophische LehrerInnen verweisen, wenn mensch sie auf die „Temperamentenlehre“ anspricht, oft darauf, dass diese Theorie zumindest „ein bisschen unpraktikabel“ sei, jeder Mensch („außer vielleicht Buddha“) habe ja ein Temperamentengemisch. Ihn also nach nur einem Temperament zu behandeln, mache alles „nur noch viel komplizierter“.
In Eugene Schwartz‘ „Überlebenshandbuch für Waldorflehrer“ (aus dem Englischen von Patricia Buschmann, Maroverlag, Ausgsburg 2000), das als ein Dialog zwischen zwei WaldorflehrerInnen diverse Fragen und Probleme aus deren Berufsalltag erörtert, wird z.B. Steiners Entwicklungslehre mehrfach gestreift, die Temperamentenlehre aber nur in einer Randbemerkung (S. 79) und reichlich zynisch:
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Lehrerin I berichtet von Problemen in der Kommunikation mit Elternhäusern.
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Darauf LehrerIn II: Bist du vielleicht ein Melancholiker?
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Wieder Lehrerin I: Nein, nur eine typische Waldorflehrerin! (…)
Ein weiteres Indiz ist das Beinahe-Totschweigen der Temperamentenlehre auch in waldorfinternen Publikationen seit den frühen 90ern (die entsprechende Literatur habe ich oben aufgelistet). Sie werden sicher nicht völlig unerwähnt geblieben sein, werden sicher auch durchaus noch an WaldorflehrerInnenseminaren behandelt, aber eine tiefgehende Behandlung fehlt, erst recht in dem „Wir – verpassen – unseren – Vorstellungen – ein – modernes – Outfit, – wenn – es – gerade – zur – öffentlichen – Diskussion – passt“ – Kurs der „Erziehungskunst“ (den die nicht erst seit ihrer Neuauflage 2009 fährt). Wenn überhaupt, dann ist die Temperamentenlehre als komödienhaftes Unterhaltungsstück in der Waldorfschule präsent: Viele achte Klassen an FWSen spielen Nestroys Theaterstück „Das Haus der Temperamente“ (wie eine simple Suche bei Google zeigt)
Im März 2009 erschien zuletzt in der anthroposophischen Zeitschrift Info3 ein Beitrag des Waldorflehrers Holger Baumann, „Neulich im Lehrerzimmer – Notizen aus der Waldorfwelt“, in dem die „Temperamentenlehre“ eher achselzuckend verworfen wird:
„Upps. Das ist nun gar nicht mein Schwerpunkt. Muss ich irgendwie überbrücken, um zu wesentlicheren Dingen zu kommen…“ (S. 58)
Und dann folgt die schlichte Bezeichnung dieser Lehre als ein
„natürlich (…) arg grobes Raster, um Menschen zu typisieren – wie alle Schubladensysteme.“ (S. 58)
Dem ist nun endlich nicht mehr viel hinzuzufügen. Vermutlich stieße keine Waldorfschule, und kein „Waldorfbund“, der sich von der Temperamentenlehre distanzierte oder diese wenigstens im Bemühen um Erkenntnisgewinn kritisch beäugte, auf Widerstand – wohl eher auf viel stillschweigende und viel offene Sympathie. Aber dazu müsste mensch sich ja offiziell die schlichte Untauglichkeit eines Steinerschen Gedankens eingestehen (Der Schatten einer Seifenblase), außerdem wäre die Außenwirksamkeit seltsam: Ein Schulsystem, dass sich seiner „Erziehung zur Freiheit“ rühmt, kritisiert erst nach 90 Jahren ein Schubladen-Modell ihres Gründers? Und all das steht überdies noch einer wirklichen Auseinandersetzung, und sei’s mit anderen und ergänzenden Typen- und Charakterlehren (s.o.), im Wege.
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1.
Andreas Lichte | 16. Dezember 2009 um 7:58 am
Hallo Ansgar,
sehr guter Artikel !
Nur für den „normalen“ Leser zu lang – wie wär’s denn mit einem:
„best of Waldorf-Wahnsinn“ ?
2.
Gertrud Kiefer-Volkert | 18. Januar 2010 um 12:45 pm
Gleich zu Beginn des Artikels wirds interessant: Sofort fiel mir auf:
“ … Waldorfpädagogik (oder derer, die diese festsetzen) … “
Damit ist ein wesentlicher Topos angesprochen. Wer bestimmt, was unter Waldorfpädagogik firmieren kann? Waldorfoffiziell gibt es nicht genauso wenig wie es ein Waldorfministerium oder Waldorfbeamte gibt – so witzig alles auch klingen mag – ist Schule schon eine ernst zu nehmende Angelegenheit.
3.
Michael Eggert | 20. Dezember 2009 um 10:09 pm
Ein PDF-Download wäre wirklich sehr angenehm, da der lange, anregende Artikel in der schmalen Spalte sehr unangenehm zu lesen ist. Teilweise auch wegen der schreienden Schriftfarben. Sonst natürlich Dank für eine neue, intensive Recherche!
4.
Ansgar | 20. Dezember 2009 um 11:37 pm
Ich besitze schlicht nicht das Know-how um den Artikel in ein PDF umzuwandeln. Mit den Farben versuche ich immer, das Ganze ein bisschen übersichtlicher zu gestalten…^^
Bitte, gerne und bei Gelegenheit wieder.
5.
Andreas Lichte | 21. Dezember 2009 um 8:04 am
„(…)
„Jahrsiebtelehre“: Rudolf Steiners esoterische Einteilung der Individualentwicklung des Menschen in Abschnitte von 7 Jahren. Neben der „Temperamentenlehre“ der für die Praxis der Waldorfpädagogik folgenreichste Aspekt der esoterischen „Menschenkunde“ Rudolf Steiners.
In der Waldorfpädagogik ist eine viergliedrige Unterteilung in „Jahrsiebte“ üblich:
– von 0–7 Jahre wird der physische Leib entwickelt
– von 8–14 Jahre der Ätherleib
– von 15–21 Jahre der Astralleib
– vom 21 Lebensjahr an wird das „Ich“ ausgebildet, erst dann ist der Mensch ein Mensch, vollwertig.
Das Ergebnis ist ein „Mensch“, der nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt ist. So hölzern und unpädagogisch Steiners Entwicklunglehre daherkommt, so wenig zutreffend ist dafür das beliebte Schlagwort „ganzheitlich“.
Für die Unterrichtspraxis bedeutet die Jahrsiebtelehre, dass der Waldorflehrer nur die Fähigkeiten ansprechen darf, die der Schüler laut Steiner seinem Alter entsprechend auch schon besitzt. Beispiel: Ein Schüler der 1sten bis 8ten Klasse, – der Klassenlehrerzeit, sie ist identisch mit dem 2ten Jahrsiebt –, verfügt noch nicht über einen voll ausgebildeten „Astralleib“ oder gar ein „Ich“. Was soll der Lehrer mit einem so unvollständigen Schüler anfangen? Richtig, er gibt „Frontalunterricht“. Und zwar in seiner extremsten Form: Der Schüler soll nachahmen, nachahmen, nachahmen …
Hören wir zu den Jahrsiebten noch den Anthroposophen Prof. Dr. Wolfgang Schad, der im „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“ als eine „Kapazität der Waldorfpädagogik“ vorgestellt wurde. In „Der Umschwung in der Reifezeit – Lebensprozesse und Seelengeburt“ erklärt Schad, Zitat:
„Es sei eine unendliche Hilfe für die ganze Biographie, wenn dem Kinde und dem Jugendlichen dieser Sieben-Jahre-Rhythmus durch die Pädagogik vermittelt werde. – Er ist also nicht fertig mitgegeben und so diagnostisches Resultat, sondern er ist THERAPEUTISCHE AUFGABE [sic! hervorgehoben auch im Original]. Durch die Abweichungen vom Sieben-Jahre-Rhythmus zeigt das Kind seine karmische Individualisierung. Aber wenn durch Mithilfe der erziehenden Erwachsenen der Anschluß an diesen Sieben-Jahre-Rhythmus wiedergefunden wird, dann kann das individuelle Schicksal wieder mit dem in Beziehung treten, was alle Menschen miteinander verbindet: mit dem Menschheitlichen. Das ist tief karmisch wirkendes Therapeutisches. Diesen Sieben-Jahre-Rhythmus gäbe es nur dann für jeden Menschen in der menschlichen Ordnung, wenn die Widersachermächte Luzifer und Ahriman in die Menschheitsevolution nicht eingegriffen hätten. Führen wir die uns Anvertrauten zum Sieben-Jahre-Rhythmus zurück, so helfen wir ihnen bei der Bewältigung der Gegenmächte gegen alles Menschliche.“
Mit anderen Worten: dem Wolferl (Mozart) hätte die Waldorfpädagogik schon noch die Flauseln ausgetrieben. (…)“
Aus dem Glossar zu:
„Die Waldorfschulen informieren – Heute: Die Johannes-Schule Berlin“
http://www.ruhrbarone.de/die-waldorfschulen-informieren/
6.
Gertrud Kiefer-Volkert | 27. Dezember 2009 um 9:57 pm
– Dass Waldorfschulen protegiert werden, hat unter anderem wohl den Grund, dass hier Kinder untergebracht werden können, die aus vielerlei persönlichen Gründen nicht gern in die öffentlichen Schulen gegeben werden. Auch schicken die Mitglieder verschiedener Sekten ihre Kinder wahrscheinlich lieber in eine Waldorfschule, wo ihnen Verständnis entgegengebracht wird und wo sie nicht so bald geoutet werden. Dort ist man eben unter sich und manchmal muss auch ganz einfach Zeit gewonnen werden.
– Dass Mathematik etwas mit seelischen Regungen zu tun hat, ist nun wirklich ein alter Hut. Tatsächlich haben schon Kinder unterschiedliche Vorlieben für die diversen mathematischen Betrachtungsfelder und Arbeitsweisen, die in der Schulmathematik vorkommen und das hängt vielleicht mit ihren seelischen (ich verwende hier den Begriff seelisch wie Rudolf Steiner, bei ihm ist das Denken eine Seelentätigkeit) Dispositionen zusammen wie bei allen möglichen Vorlieben. Ob die überholte Temperamentenlehre hier hilfreich ist, wage ich zu bezweifeln. Der Stoff muss halt gelernt werden, dazu gibt es Methodik und Didaktik (diese Begriffe meine ich jetzt im modernen Sinn, nicht in dem von Rudolf Steiner), d.h. der Lehrer arbeit mit verschiedenen Motivationen aus der Kulturgeschichte, aus dem Alltag, der Technik usw., dabei achtet er z.B. auf geschlechtsspezifische Unterschiede. Weiterhin wird er durch variierende Übungen, vielfältige Einkleidungen, bei denen er Wiederholungen vornimmt, die (in der staatlichen Schule vorgeschriebenen) Lernziele operationalisieren. Unter Operationalisieren versteht man, dass Lernziele in geeignete Lernschritte untergliedert, dazu entsprechende Aufgaben gestellt und in gewissen Abständen das Erreichen der Lernziele durch darauf abgestimmte Tests überprüft wird.
7.
Gertrud Kiefer-Volkert | 28. Dezember 2009 um 2:37 pm
Unter „Fachthemen“ veröffentlicht der anthroposophische Verlag am Goetheanum folgendes Buch: Das offenbare Geheimnis der Temperamente von Gerda Scheer-Krüger mit dem Untertitel: Studien zu einer vertieften Temperamentskunde Rudolf Steiners.
Der Werbetext dazu lautet:
„Die vier Temperamente – als Gesetzmäßigkeiten verstanden – lassen einen inneren Zusammenhang mit einer Vielzahl innerer Qualitäten, die auf der Vierzahl beruhen, erahnen, sodass sich daraus die Frage ergibt, wie beispielsweise die Elemente, die Jahreszeiten oder das Kreuz der Himmelsrichtungen mit den Temperamenten zusammenhängen.“
In der Rubrik „Pädagogik“ findet sich z.B. ein Buch von Eugen Kolisko mit dem Titel: Vom therapeutischen Charakter der Waldorfschulen, herausgegeben von Peter Selg von der Medizinischen Sektion am Goetheanum.
Der Mediziner Peter Selg hat ein Buch mit dem Titel: Der therapeutische Blick. Rudolf Steiner sieht Kinder geschrieben.
Geworben wird hier mit: „… Ansichtig wird die Signatur einer neuen Begegnungsgestalt, in dem das Sein des Gegenübers, seine Individualität … zum Vorschein kommen kann.“
Existentieller gehts wohl nicht mehr. Dass es Persönlichkeitsrechte gibt in diesem Staat, dass es für personenbezogene Daten (darunter würden die Temperamente wohl fallen) strenge rechtliche Vorschriften gibt, das wird Waldorflehrern nicht beigebracht in ihrer Ausbildung, nein es wird ihnen das genaue Gegenteil als integraler Bestandteil der Waldorfpädagogik beigebracht. An der Schultüre der Waldorfschule gibt man sämtliche Rechte ab – so ist die Praxis. Das unglaubliche Getratsche in und an Waldorfschulen ist ein weiteres typisches Phänomen, das aus der Missachtung dieser staatlich verbrieften Grundrechte resultiert.
Schule ist eben keine Therapieanstalt!
Personen zu studieren ist schlichtweg verboten!
Ein Grund mehr, staatlichen Politikunterricht in Waldorfschulen
einzuführen, um diesem Übel abzuhelfen.
8.
Andreas Lichte | 28. Dezember 2009 um 5:01 pm
@ Ansgar Martins
Hallo Ansgar,
Gertrud Kiefer-Volkert schreibt „oder das Kreuz der Himmelsrichtungen“ mit den Temperamenten zusammenhängt.
Nicht nur mit den Temperamenten …
„Das Kreuz auf der Erde. Aus dem Erdkundeunterricht der 9. Klasse“ von Hermann Fink findet sich in dem Sammelband:
Christoph Göpfert, „Das lebendige Wesen der Erde – Zum Geographieunterricht der Oberstufe“, Verlag Freies Geistesleben
http://www.geistesleben.de/buecher/9783772502798/das-lebendige-wesen-der-erde
Dazu meint Jana Husmann-Kastein im Focus, Zitat:
………………………………..
“Waldorfschulen – Steiner nicht auf dem Index
Focus, Schule, Donnerstag 06.09.2007
(…) Die Problematik bleibt
Die Vorwürfe, Steiners Weltbild enthalte rassistische Tendenzen, waren nicht neu. „Das steht schon seit 15 Jahren fest“, meint Jana Husmann-Kastein von der Humboldt-Universität Berlin und eine der Gutachterinnen im Prüfverfahren [der BPjM], „und das ist der eigentliche Skandal.“ Entsprechend war im Vorfeld des Prüfverfahrens viel diskutiert worden – vor allem über die Frage, inwieweit Steiners anfechtbares Menschenbild in der aktuellen Waldorfpädagogik heute noch eine Rolle spielt.
Die Beschwichtigung von Waldorfseite, Steiners Schriften würden im Unterricht ohnehin nicht behandelt, lässt Husmann-Kastein nicht gelten. „Ein großer Witz“, meint die Wissenschaftlerin im Gespräch mit FOCUS-SCHULE Online. „Steiner wird nicht gelesen, das stimmt“, sagt sie, aber „man müsste schon zur Kenntnis nehmen, dass das Steinersche Weltbild in der Lehrerausbildung sehr wohl vermittelt wird.“
Die Erde aus europäischer Sicht
Ein Beispiel: Von einem Geografie-Lehrbuch für Waldorfpädagogen mit dem Titel „Lebendige Wesen der Erde“ sei sie sehr schockiert gewesen. Das – trotz des verschrobenen Titels – relativ aktuelle Werk aus dem Jahr 1999 vermittelt Husmann-Kastein zufolge ein Evolutionsmodell mit stark europäischem Blickwinkel und deutlich hierarchischen Tendenzen. Darüber hinaus stieß die Forscherin in den Literaturlisten auch auf die der Prüfstelle vorgelegten Steiner-Werke, die dort vollkommen unreflektiert und unkommentiert aufgeführt werden. „Man müsste systematisch sämtliche Lehrbücher durchschauen“, fordert Jana Husmann-Kastein. (…)“
………………………………..
Anders gesagt: Gertrud Kiefer-Volkert hat ihren Schülern ein „eurozentrisches Weltbild“ vermittelt. Für was „eurozentrisch“ der Euphemismus ist, weisst du selber.
Ich hab es Prof. Dr. Heiner Ullrich mal deutlich gesagt: „Esoterik-Quark mit brauner Soße …“
9.
Gertrud Kiefer-Volkert | 30. Dezember 2009 um 10:10 pm
Dieses Buch von Göpfert gab es seinerzeit noch gar nicht, da wollte ich ein anderes (ministeriell genehmigtes) Lehrbuch in der Waldorfschule einführen, was mir jedoch nicht gelungen ist.
Und was an der Tetraedergestalt der Erdkruste eurozentrisch ist, müssen Sie mir mal erklären. Schmutz erkennt zwei ineinandergehende Tetraederformen bei der Betrachtung der Schwächezonen der Erdkruste – geometrisch nachvollziehbar und nicht ideologisch.
10.
Andreas Lichte | 31. Dezember 2009 um 1:03 am
@ Ansgar
Gertrud Kiefer-Volkert schreibt:
„Schmutz erkennt zwei ineinandergehende Tetraederformen bei der Betrachtung der Schwächezonen der Erdkruste – geometrisch nachvollziehbar und nicht ideologisch.“
Alles klar. Ich hab den Schmutz noch mal gelesen. Zumutung. Lies es selber.
Was ich an Gertrud Kiefer-Volkert besonders eindrucksvoll finde: Dass sie, obwohl keine überzeugte Anthroposophin, den ganzen Wahnsinn aktiv mit gestaltet hat. Wie eine Freundin, die zusammen mit mir die Ausbildung am „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“ machte und laut eigener Aussage Steiner „hasste“. Sie berichtete mir dann einmal, dass sie die zwölf Sinne nach Steiner in der Waldorfschule unterrichtet habe.
Ich frage: „Was hast du denn da gemacht? Erinnerst du dich nicht, wie wir 2 endlose Tage lang im Waldorfseminar darüber geredet haben? Das waren zwei verlorene Tage Lebenszeit. Und das machst du mit deinen Schülern …“
Antwort: „Meine Schüler merken schon, wenn ich selber nicht überzeugt bin.“
11.
Gertrud Kiefer-Volkert | 1. Januar 2010 um 6:27 pm
Diese persönliche Note weise ich zurück!
Ich könnte nicht kompetent kritisieren, wenn ich mich nicht in diese Bewegung hineingestellt hätte. Was meinen Sie, Andreas Lichte, wie abgeschlossen die Waldorfwelt damals war und wieviele problematische Auffassungen es in dem (für die Waldorfschule verbindlichen) Rahmen der Anthroposophie gibt! Das Problem besteht doch genau darin, dass es in diesem Zusammenhang (eigentilch immer noch) ein Alles oder Nichts, Waldorf oder Nicht-Waldorf, drinnen oder draußen gibt und keiner weiß, was wirklich in der Waldorfschule vor sich geht.
Die Hermetik ist das Problem. Ich habe mich dazwischen gestellt, habe z.B. (staatliche) prüfungsrelevante Inhalte in die Waldorfschule eingebracht und mich ein wenig anthroposophisch betätigt. Man hätte mir zum einen am liebsten den Steiner-Award verpasst, mich aber auch vergrault aus dieser Welt. Dass ich dafür angreifbar bin, dass meine Person in Waldorfkreisen durchaus umstritten ist, weiss ich selber.
Ihre Freundin hat wie alle Waldorfbeteiligten wahrscheinlich genau das getan, was sie in den anthroposophischen Lehrerausbildungsstätten gelernt hat, sonst hätte sie nicht arbeiten können in der Waldorfschule. Die Waldorflehrerausbildung gehört daher zuerst überprüft.
Weiterhin von juristischer Bedeutung sind die Trägervereine der Waldorfschulen, die sich die Waldorfpädagogik ausgesucht haben.
Diese Trägervereine, die auf Elterninitiativen zurückgehen, bereiten sich in der Regel viele Jahre darauf vor, eine Waldorfschule (oft erstmal einen Waldorfkindergarten) zu gründen und dann zu unterhalten.
Ich gebe übrigens Jana Husmann-Kastein Recht. Sämtliche in der Waldorfpädagogik verwendete Literatur gehört überprüft, die Unterrichtsinhalte sollten vollständig offengelegt werden, einer öffentlichen Debatte zugänglich gemacht werden: es sollte eine Überprüfung vorgenommen werden.
Mich persönlich hat es auch im Nachhinein schockiert, wie wenig über diese Zusammenhänge bekannt ist.
Es scheint aber wenig Interesse an Aufdeckung zu geben.
12.
Gertrud Kiefer-Volkert | 2. Januar 2010 um 6:24 pm
Passt doch ins Bild! Da Steiner die römische Konstitution (Konzil von Nicäa) und damit die Gründung der christlichen Kirche des Abendlandes nicht anerkennt, steht er außerhalb der damit verbundenen Traditionen. Er greift u.a. mit seiner Temperamentenlehre auf Inhalte zurück, die zur Zeit des Urchristentums (daran schließt auch die Gründung der Christengemeinschaft an) aktuell waren und kompiliert mit theosophischen, freimaurerischen usw. Lehren, was bei Zander en détail nachzulesen ist.
Zander hat die Anthroposophie weitgehend entmythologisiert – eine enorme Leistung, die auch anthroposophischerseits viel mehr gewürdigt werden sollte!
Auf dem Hintergrund der solchermaßen aufgeklärten Anthroposophie lässt sich nun Steiners Mediumismus betrachten, Steiner ist nicht vollständig auf okkult-esoterische Traditionen zu reduzieren, er hat etwas eigenes, das sehr schwierig herauszuarbeiten ist und das einer Integration zugänglich gemacht werden sollte, was auch zu Zanders Absicht gehört.
13.
Gertrud Kiefer-Volkert | 25. Januar 2010 um 5:52 pm
Lächerlich sind die hier angegebenen Assoziationen zu der Vierzahl der Temperamente in der Tat:
Dabei hat der erwähnte Autor nicht nur das Vierkantholz (absoluter Standard), den Vierzylindermotor (man schaue unter seine Motorhaube), sondern auch eine Liste von weiteren allgemein möglichen Assoziationen nicht erwähnt: Hier ein paar Beispiele aus meiner Lieblingslektüre Lexikon :
Vieraugenfisch,
Vierbergewallfahrt,
Vierblatt,
Vierchen,
Vierdrahrtbetrieb,
Viereck,
Viereckschanze,
Vierer,
Viererbande,
Viererpakt
Vierervekotren,
Vierfarbendruck,
Vierfarbenproblem,
Vierfelderverfahren,
Vierfingerfurche,
Vier Freiheiten,
Vierfürst,
Vierfüßer
Vier Gekrönte,
Viergötterstein,
Vierhornantilope,
Vierhundertsiebziger,
Vierjahresplan,
Vierkaiserjahr,
Vierkampf,
Vierkamdt,
Vierkant,
Vierkanter,
Vierkugelapparat,
Vierlande,
Vierlander,
Vierländer Tracht,
Vierleitersystem,
Vierling,
Viermächteabkommen,
Viermächtepakt,
Viermächtestatus,
Viermaster,
Vier-Megabit-Chip,
Vierne,
Viernheim,
Vierpaß,
Vierpol,
Vierschanzentournee,
Vierschichtdiode,
Vierschlag,
Vierseit,
Viersen,
Vierstreifennatter,
Viertaktmotor,
vierte Dimension,
vierte Geschlechtskrankheit,
Vierteilen,
Vierte Internationale,
Viertel,
Viertelstab,
Vierteltonmusik,
Vierte-Mai-Bewegung,
Vierte Republik,
vierter Stand,
vierte Wand,
vierte Welt,
Vierundzwanzig-Stunden-Rennen von Le Mans,
Vierung,
Vierwaldstätter See,
Vierzahlmoose,
Vierzehenschildkröte,
Vierzehnheiligen,
Vierzehn Nothelfer
Vierzehn Punkte,
Vierzeiler.
Die zwanghafte Zuordnung zu den vier Temperamenten dürfte doch ein wenig schwierig sein.
… und der Adventskranz hat auch vier Kerzen (genauso viele wie Zündkerzen am Auto sind)
Es lässt sich einfach herrlich flachsen über Waldorfs.
14.
Gertrud Kiefer-Volkert | 29. Januar 2010 um 12:00 pm
Den Joke kann ich mir nun doch nicht verkneifen:
2010 ist als „Jakobsjahr“ auserkoren. Bei der Jakobspilgerschaft, die sich über den gesamten europäischen Raum bis hin nach Nord- und Osteuropa erstreckte, haben sich v i e r Hauptwege herausgebildet, die sich in Spanien bei Puente la Reina zu dem eigentlichen Pilgerweg, dem Königsweg vereinen. Vielfältige kultur-, kunst- und geisteswissenschaftliche Themen sind mit diesem legendären und bis heute lebendigen Pilgerweg verbunden.
15.
Gertrud Kiefer-Volkert | 4. Februar 2010 um 9:31 am
Und die v i e r Arbeitsfelder werden von Waldorfschülern gemieden: Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Militär.
Ob das auch mit den Temperamenten zusammenhängt. Soll das alles an der Farbzuordnung scheitern?
16. Erziehung und Evolution – Steiners “Jahrsiebte” und die “Chimäre der Ganzheitlichkeit” zwischen Autorität, Selbsterziehung und Biologismus « Waldorf Blog | 16. Februar 2010 um 7:57 pm
[…] Die anthroposophische Entwicklungslehre, die neben den bereits behandelten Temperamenten im Wesentlichen von sog. “Jahrsiebten” ausgeht, liegt zumindest der theoretischen […]
17.
Andreas Lichte | 28. Februar 2010 um 10:55 am
“Daher ist es nützlich, wenn wir diesem [melancholischen] Kinde – so sonderbar das klingen mag – wirkliche Hindernisse, Hemmnisse aufbauen, so daß es über gewisse Dinge berechtigtes LEID und berechtigten SCHMERZ erleben kann.
Die beste Erziehung für ein solches Kind ist es, wenn die Hinlenkung auf das innere Leidgefühl, Gramgefühl dadurch abgelenkt wird, daß das, was nun einmal als Anlage vorhanden ist, sich entfalten kann an dem äußeren. Das Kind soll lernen sich aufzurichten, ZU LEIDEN an den äußeren Hindernissen und Hemmnissen, dann wird die Seele des Kindes allmählich in andere Bahnen kommen.”
“Die Temperamente – und ihre Behandlung im Unterricht” von Helmut Eller.
Dieses Skript wurde im “Seminar für Waldorfpädagogik Berlin” für die “Ausbildung” zum Waldorflehrer benutzt.
Was du in deinem Artikel nicht klar herausstellst, ist, dass Helmut Eller in seinem Skript “Die Temperamente – und ihre Behandlung im Unterricht” KONKRETE Anweisungen für den Unterricht in der Waldorfschule gibt.
“FEUERARTEN (in der Chemie-Epoche der 7. Klasse):
Erde: Glühen der Eierbriketts, ganz im Innern
Wasser: Brennender Spiritus läuft über ein Brett, entzündet aber nicht das Holz
Luft: eine Bäckertüte wird mit Gas gefüllt, so daß beim Ausdrücken in die Flamme ein kurzer, heller Feuerball entsteht
Feuer: Petroleum in einer Blechdose angezündet, läßt sich nicht mit einfachen Mitteln löschen und erzeugt große Hitze
Diese Versuche findet man in Mackensens Chemie-Abhandlungen. Mit den Kindern spricht man auch in diesem Zusammenhang wiederum über die 4 Temperamente.”
Das was ich hier für die “Chemie” abgeschrieben habe, gibt es für ALLE Fächer.
Das Skript “Die Temperamente – und ihre Behandlung im Unterricht” von Helmut Eller gibt dem Waldorflehrer konkrete Anweisungen für so ziemlich alles, u.a. dafür, welches Instrument für welches Temperament geeignet ist, Zitat:
“Sanguiniker:
Instrument: Blasen
Singen: Melodie
ganzes Orchester
Klavier: beide Hände
Chorgesang
Phlegmatiker:
Harmonie
Instrument: Klavier, Harmonium
Chorgesang
Klavier: beide Hände
Tanz
Choleriker:
Instrument: Schlagzeug, Trommel, Rhythmus
Orchester: Soloinstrument
Klavier: linke Hand
Melancholiker:
Instrument: Streichen
Singen: Sologesang
Orchester: Kontrapunkt
Klavier: rechte Hand”
ta-ta-ta-ta! Besonders überzeugend finde ich die einhändigen Choleriker und Melancholiker. Das schafft ganz sicher Freiräume, genauso wie die ausschliessliche Verwendung der Pentatonik, vergleiche:
http://www.ruhrbarone.de/die-waldorfschulen-informieren/
“Die Waldorfschulen informieren – Heute: Die Johannes-Schule Berlin.
Fünf vor Zehn. Und um Zehn soll der Eltern-Info-Abend zum Thema „Der musische, handwerkliche, künstlerische Unterricht“ an der Johannes-Schule vorbei sein. Da kann man doch mal fragen, oder?
„Ich habe eine Frage zur Musik: Wir haben während meiner Ausbildung zum Waldorflehrer ganz oft Mozart gesungen und ich habe mich immer gefragt, was passiert wäre, wenn Mozart in den Genuss einer Waldorf-Erziehung gekommen wäre … hätten wir dann die Zauberflöte? Wenn für Kinder nur die Pentatonik richtig ist.“ (…)”
[Anmerkung: Ich hab die drei Kommentare einfach mal in einen kopiert, weil sie inhaltlich nah genug aneinander sind und die Diskussion so übersichtlicher bleibt. – A.M. Ich habe Ellers Ausführungen oben zusammengefasst, hätte aber selbst eine Abhandlung wie er schreiben müssen, um auf alles einzugehen. Danke für die Details. Allerdings ist mir rätselhaft, wie der Lehrer den Kindern die Instrumente zuordnen will. Ich würde behaupten, der süße assoziiert da einfach – so wie bei Lebensaltern und Kohlarten. – A.M.]
18.
Andreas Lichte | 2. März 2010 um 7:53 am
@ Ansgar
du schreibst: „Ich würde behaupten, der süße assoziiert da einfach – so wie bei Lebensaltern und Kohlarten. – A.M.“
„Der Süsse“ ist Rudolf Steiner. Eller fasst ihn nur für die Waldorflehrerausbildung zusammen.
Natürlich ist das ALLES grober Unfug. Du solltest ihn aber ernst nehmen, weil dieser grobe Unfug GROSSEN SCHADEN anrichtet.
19.
Andreas Lichte | 23. März 2010 um 6:35 pm
Helmut Eller, „Die vier Temperamente: Anregungen für die Pädagogik“, Freies Geistesleben; Auflage: 2., Aufl. (Oktober 2007)
http://www.amazon.de/Die-vier-Temperamente-Anregungen-Pädagogik/dp/3772516440
2007 …
nö, ist klar, Temperamente gibt es in der Waldorfschule gar nicht. Wenn Ansgar Martins das sagt, muss es ja stimmen.
Anmerkung A.M.:
Ähm…^^ Deswegen auch dieser Artikel oben. Ihr Waldorfgegner mit euren Weisen tiefen Einsichten seid schon ein spaßiges Völkchen ;-))))))))))
20.
Cardinal | 30. März 2010 um 9:56 am
@ Ansgar
wie meinst du das?
@ Lichte
Hast du den Artikel nicht letztens noch wo verlinkt und fandest ihn ganz toll als Ergänzung zu dem was du geschrieben hast? Wieso der plötzliche Gesinnungswandel?
Anmerkung A.M.:
Ich meine das ganz ähnlich wie du zu Andreas, v.a. aber geht es in diesem Artikel um eine Kritik der Temperamentenlehre, weshalb ich seinen Kommentar nicht so sonderlich sinnvoll fand. Dass Andreas mich immer mal wieder gut und dann plötzlich wieder doof findet, liegt wohl daran, dass ich zur Waldorfschule ambivalent stehe und er mich deshalb manchmal für den „kritischen Waldorfschüler“ und manchmal für den „Apologeten“ hält. Aber da er selbst immer wieder hier vorbeischaut, kann er das sicher selber erklären.
21.
Cardinal | 30. März 2010 um 9:58 am
Oh Du sagst es sogar gleich im ersten Kommentar. Haha. Was ist passiert zwischendrin?^^
22.
Andreas Lichte | 31. März 2010 um 12:52 pm
@ Ansgar Martins
Ansgar schreibt: „geht es in diesem Artikel um eine Kritik der Temperamentenlehre, weshalb ich seinen Kommentar nicht so sonderlich sinnvoll fand“
Sag mal, zu was habe ich denn kommentiert? Es ging um:
Helmut Eller, “Die vier Temperamente: Anregungen für die Pädagogik”
Es ist DEIN Problem, wenn du die Tragweite der Materialien – „Die Temperamente – und ihre Behandlung im Unterricht” von Helmut Eller -, die du von mir exklusiv bekommst, nicht siehst.
Es ist DEIN Problem, wenn du nicht wahrhaben willst, dass die Waldorfpädagogik auf den Phantasmagorien des psychisch kranken Rudolf Steiner beruht.
Anmerkung A.M.
Immer schön ruhig mein Guter^^. Wäre das alles so, dann wäre es nicht mein, sondern DEIN Problem, der die Wahrheit erkannt und mich und die „Waldorfwelt“ so tief durchschaut hätte, dass dir offenbar niemand in deinen Einsichten folgen kann. MEIN Problem ist allenfalls, dass du mich damit stalkst, ich sei zu dumm, um dich zu verstehen (oder tue es – wieso auch immer^^ – am Ende noch absichtlich). Um aber deine Besorgnis zu beruhigen: ich arbeite nach bestem Wissen und Gewissen, ordne Eller, Steiner und dich durchaus richtig ein und werde mich mit euch dreien auch weiterhin auseinandersetzen. Dass dir die Ergebnisse nicht gefallen, ist wieder nicht mein, sondern DEIN Problem.
23.
Andreas Lichte | 31. März 2010 um 5:49 pm
… dass Steiner einen an der Waffel hat, wirst du doch wohl nicht ernsthaft bezweifeln wollen, oder?
Was willst du da noch „richtig einordnen“:
………………………………………..
„Der Schularzt spricht über besondere medizinische Fälle.
Dr. Steiner: Das Mädchen L. K. in der l. Klasse, da wird irgendeine recht schlimme Verwickelung da sein mit dem ganzen Inneren. Da wird auch nicht viel zu machen sein. Das sind diese Fälle, die immer häufiger vorkommen, daß Kinder geboren werden und Menschenformen da sind, die eigentlich in bezug auf das höchste Ich keine Menschen sind, sondern die ausgefüllt sind mit nicht der Menschenklasse angehörigen Wesenheiten. Seit den neunziger Jahren schon kommen sehr viele ichlose Menschen vor, wo keine Reinkarnation vorliegt, sondern wo die Menschenform ausgefüllt wird von einer Art Naturdämon. Es gehen schon eine ganze Anzahl alte Leute herum, die eigentlich nicht Menschen sind, sondern naturgeistige Wesen und Menschen nur in bezug auf ihre Gestalt. Man kann nicht eine Dämonenschule errichten.
X.: Wie ist das möglich?
Dr. Steiner: An sich ist nicht ausgeschlossen, daß im Kosmos ein Rechenfehler geschieht. Es sind doch lange füreinander determiniert die hinuntersteigen den Individualitäten. Es geschehen auch Generationen, für die keine Individualität Lust hat hinunterzukommen und sich mit der Leiblichkeit zu verbinden, oder die sie auch gleich am Anfang verlassen. Da treten dann andere Individuen ein, die nicht recht passen. Aber dies ist wirklich jetzt sehr häufig, daß ichlose Menschen herumgehen, die eigentlich keine Menschen sind, die nur menschliche Gestalt haben, naturgeistähnliche Wesen, was man nicht erkennt, weil sie in menschlicher Gestalt herumgehen. Sie unterscheiden sich auch sehr wesentlich von den Menschen in bezug auf alles Geistige. Sie können es zum Beispiel nie zu einem Gedächtnis bringen in den Dingen, die Sätze sind. Sie haben eigentlich nur Wortgedächtnis, kein Satzgedächtnis.
Die Rätsel des Lebens sind nicht so einfach. Wenn eine solche Wesen heit durch den Tod geht, dann geht sie zurück in die Natur, woher sie gekommen ist. Der Leichnam zerfällt; eine richtige Auflösung des Ätherleibes ist nicht da, und das Naturwesen geht in die Natur zurück.
Es könnte sein, daß irgendwie automatisch etwas geschehen könnte. Der ganze Apparat des menschlichen Organismus ist da. Man kann unter Umständen in den Gehirnautomatismen eine Pseudomoral züchten.
Man redet sehr ungern über diese Dinge, nachdem wir ohnedies vielfach gegnerisch angefallen werden. Denken Sie, was die Leute sagen, wenn sie hören, hier wird erklärt, daß es Menschen gibt, die keine Menschen sind. Aber es sind Tatsachen. Wir würden auch nicht solchen Niedergang der Kultur haben, wenn ein starkes Gefühl dafür vorhanden wäre, daß manche Leute herumgehen, die gerade da durch, daß sie rücksichtslos sind, etwas werden, daß die keine Men schen sind, sondern Dämonen in Menschengestalt.
Aber wir wollen das nicht in die Welt hinausposaunen. Die Gegner schaft ist so schon groß genug. Solche Dinge schockieren die Menschen furchtbar. Es hat einen furchtbaren Schock hervorgerufen, als ich genötigt war zu sagen, daß ein ganz berühmter Universitätsprofessor, der einen großen Ruf hat, daß der, nach einem sehr kurzen Leben zwischen Tod und neuer Geburt, ein wiederverkörperter Neger war, ein Forscher.
Aber diese Dinge wollen wir nicht der Welt verkünden.“
Rudolf Steiner, „Vorträge über Erziehung – Konferenzen mit den Lehrern III“, Konferenz vom Mittwoch 25. April 1923, 16.30-19 Uhr, GA 300c, S.70f
Der gesamte Vortrag: http://fvn-rs.net/index.php?option=com_content&view=article&id=3024:konferenz-vom-mittwoch-25-april-1923-1630-19-uhr&catid=193:ga-300c-konferenzen-mit-den-lehrern-iii&Itemid=14
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„Aber diese Dinge wollen wir nicht der Welt verkünden“
Wie haben es die Waldorfschulen geschafft, das 90 Jahre lang zu verheimlichen?
Wie kann es sein, dass der psychisch kranke Rudolf Steiner nach wie vor die Autorität der Waldorfschule ist?
Anmerkung A.M.
Auch das hatten wir schon diverse Male in derselben Kombination. Siehe Kommentare hierzu: https://waldorfblog.wordpress.com/2008/08/28/die-philosophie-der-un-freiheit-zu-rudolf-steiners-rassismus/
Zu Steiners Sublimationen und Abspaltungen: https://waldorfblog.wordpress.com/2009/09/22/die-machte-des-lichts-symptome-steinerschen-geisterkenntnis-eine-philosophische-stellungnahme/
Es gibt also keinen vernünftigen Grund, das hier NOCHMAL zu erörtern – oder nichts, was wir dazu hier NEUES herausfinden könnten.
24.
Andreas Lichte | 1. April 2010 um 7:11 am
Wenn Ansgar Martins es nicht schafft, die Frage zu beantworten, vielleicht jemand anders? Valentin Hacken vom Bund der Freien Waldorfschulen?
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“Aber diese Dinge wollen wir nicht der Welt verkünden”
Wie haben es die Waldorfschulen geschafft, das 90 Jahre lang zu verheimlichen?
Wie kann es sein, dass der psychisch kranke Rudolf Steiner nach wie vor die Autorität der Waldorfschule ist?
25. “Der Europäer” – Anthroposophie für Fortgeschrittene oder: Der Angriff der Antideutschen « Waldorf Blog | 21. April 2010 um 9:57 am
[…] Zeitschrift „Erziehungskunst“ [die sich momentan um eine seriösere Außenwirkung bemüht, vgl. Typen? Themen? Temperamente! – A.M.] nicht besprochen – weder positiv, noch negativ. Meine Besprechung wurde zurückgewiesen, […]
26. „Eine kritische Diskussion“ – Stephan Geuenich und sein neues Buch zur Waldorfpädagogik « Waldorf Blog | 28. September 2010 um 7:07 pm
[…] wie Steiners Entwicklungspsychologie (vgl. Erziehung und Evolution), seine Temperamentenlehre (vgl. Typen, Themen, Temperamente), „Karma und Strafe“ (vgl. Steiner und die Prügelstrafe) oder das verklemmte […]
27. “Norse Mythology and Spiritual Science” (early draft) by Bradford Riley « Rileybrad's Blog | 10. November 2010 um 3:31 pm
[…] The study of the four temperaments is also a division of and combination of etheric forces that make up the quality of personality we encounter in an earthly incarnation. Dominating qualities clearly allow us to observe the invisible field of etheric forces. Medical science cannot disprove that these temperaments exist; instead they have stolen the knowledge Empedocles introduced and by use of very cleverly disguised testing questions, determine how corporate human resource personnel managers can graph and chart these four etheric, temperamental forces. […]
28. „Licht, mehr Licht!“ – zu Jana Husmann… « waldorfblog | 19. Mai 2011 um 10:42 am
[…] und in kleinen Schritten (Husmann analysiert v.a. die Stellung der galenischen Viersäfte- und Temperamentenlehre) wurde allerdings das Konzept verschiedener Hautfarben, „Rassen“ und schließlich […]
29.
Andreas Lichte | 16. Juli 2011 um 6:01 pm
„Waldorfschule: „Man kann nicht nur ein »bisschen« Waldorf sein“
Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, über Waldorfschule, Rudolf Steiner und die Anthroposophie. Das Interview führte Andreas Lichte für die Ruhrbarone (…)
Hopmann: Waldorfschulen wollen nicht im allgemein üblichen Sinne „individualisieren“, d.h. die je einzigartige Persönlichkeit eines Kindes achten. Vielmehr werden entsprechend den Waldorflehren die Kinder unterschiedlichen Charaktertypen, Entwicklungsstufen, Seeleneigenschaften usw. zugeordnet, denen sich dann die jeweilige pädagogische Behandlung unterordnen soll. Gehörst du zum Typ A, richtet sich die Behandlung nach Verfahren B usw. Man kann das recht gut kennenlernen, wenn man sich ansieht, wie Rudolf Steiner selbst in seinen Lehrerkonferenzen Einzelfälle analysierte. Es ging ihm nicht um konkrete Individuen, sondern darum, jedes Kind in eine anthroposophische Kategorie zu pressen. (…)“
zum vollständigen Interview mit Prof. Hopmann beim blog „Ruhrbarone“: http://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-„man-kann-nicht-nur-ein-»bisschen«-waldorf-sein“/
Anmerkung AM
Soso 🙂
Bleibt weiterhin die Frage, wieso es Rudolf Steiner nicht um konkrete Individuen gegangen sein soll (und komm mir bitte nicht wieder mit „Geisteskrankheit“ – wir haben zur Genüge geklärt, dass du das 1. nicht beurteilen und dafür 2. keine Argumente vorweisen konntest). Es geht ihm um konkrete Individuen (die sogar einen übersinnlich-„karmischen“ Rattenschwanz) haben sollen – der Punkt ist, dass Steiner meinte, es sei für das Individuum „förderlich“, die ganzen Schubladen „heranzubringen“, weil sie es „veranlassen, sich zu entwickeln“:
„Man soll sich nicht sagen: du sollst dies oder jenes in die Kinderseele hineingießen, sondern du sollst Ehrfurcht vor seinem Geiste haben. Diesen Geist kannst du nicht entwickeln, er entwickelt sich selber. Dir obliegt es, ihm die Hindernisse seiner Entwicklung hinwegzuräumen, und das an ihn heranzubringen, das ihn veranlasst, sich zu entwickeln (…) Man muss so erziehen können, dass man (…) dem Zögling eine Umgebung schafft, durch die sein Geist in voller Freiheit in das Leben eintreten kann.“
Das macht die Situation ein wenig komplexer. Unter Hopmanns Aussagen halte ich diese deshalb für eine der missverständlicheren oder unglücklicheren.
30.
Heums | 30. August 2014 um 5:55 pm
CHOLERIKER knurren, PHLEGMATIKER gähnen, MELANCHOLIKER heulen und SANGUISTIKER lachen
31. Bradford Riley: Norse Mythology Esoterically Delivered | Vortex: Conscious and Courageous | 19. Dezember 2014 um 10:08 am
[…] The study of the four temperaments is also a division of and combination of etheric forces that make up the quality of personality we encounter in an earthly incarnation. Dominating qualities clearly allow us to observe the invisible field of etheric forces. Medical science cannot disprove that these temperaments exist; instead they have stolen the knowledge Empedocles introduced and by use of very cleverly disguised testing questions, determine how corporate human resource personnel managers can graph and chart these four etheric, temperamental forces. […]