Ein Geschenk zum neuen Jahr? Heiner Ullrichs Biographie „Rudolf Steiner“
2. Februar 2011 at 1:37 pm 31 Kommentare
(von Stephan Geuenich)
Zum 150. Geburtstag Rudolf Steiners erschienen drei kritische und unabhängige Biographien. Eine davon floss aus der Feder des Erziehungswissenschaftlers Heiner Ullrich. Seine Doktorschrift „Waldorfpädagogik und okkulte Weltanschauung“ dürfte in der Diskussion um Steiner und die Waldorfpädagogik bekannt sein. Der Titel des neuen Buches: „Rudolf Steiner – Leben und Lehre“: Es geht um eine Einführung „in das Leben und die Entwicklung der Lehre Rudolf Steiners“, „mit größtmöglicher Fairness“.
Damit wären wir schon beim Inhalt angekommen: Nach einer ersten Darstellung des Lebens Rudolf Steiners versucht Ullrich in einem Rundumschlag, möglichst viele Aspekte von Steiners Wirken aufzuzeigen. Zum Schluss steht, ganz seiner akademischen Provenienz entsprechend, eine Darstellung der Waldorfpädagogik im Zentrum.
Die Ausgangslage von Ullrichs „wissenschaftliche(r) Auseinandersetzung mit Rudolf Steiner“ stellt dessen Autobiographie dar. In die historischen Begebenheiten einordnend, werden die verschiedenen Stationen in Steiners Leben nachvollzieh- und erklärbar. Vor allem der gesellschaftliche und wissenschaftliche Wandel zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die damit verbundenen Reaktionen auf die entstandene Unüberschaubarkeit erhellen – wenn auch nicht originell und das erste Mal – gewisse biographische Aspekte. Beispielhaft schreibt Ullrich:
„Die literarischen und weltanschaulichen Kreise, in denen der junge Steiner damals [angesprochen ist hier seine Wiener Zeit, Anmerkung S.G.] … verkehrte, waren überwiegend von einer rückwärtsgewandten idealistischen und spätromantischen Atmosphäre und von katholischtheologischen Orientierungen bestimmt. Und so stand Steiner selbst […] den vielen Gestalten des Fortschritts … höchst skeptisch gegenüber.“ (S. 18)
Damit einher geht das Verhaftetsein Steiners in einem „vordarwinistischen idealistischen All-Einheitsdenken“ (S. 21) vor dem Hintergrund des Wirkens von Ernst Haeckel. Ullrich kratzt abermals an der bevorzugten anthroposophischen Darstellung eines stringenten Lebenslaufs. Das ist zwar nicht neu. Doch die 90 Seiten über Steiners Biographie sind angenehm unaufgeregt, mit wissenschaftlichem Anspruch und mit kleinen Details angereichert – und damit lohnt sich das Lesen sowohl für mit dem Thema Vertraute als auch „Neulinge“.
„fortschreitender Prozess“?
Zur bevorzugten anthroposophische Darstellung von Steiners Leben als fortschreitendem Prozess der Selbsterkenntnis, finden sich in diesem Buch immer wieder zurecht angebrachte Klarstellungen: zum vergeblichen Versuchs Steiners eine Universitätslaufbahn einzuschlagen, zu mitunter amüsanten Aussagen zur Theosophie während seiner Berliner Zeit, den Bekundungen zum Anarchismus, von welchem er sich später distanzierte, oder der Behauptung der inneren Konsistenz und Kontinuität von der naturwissenschaftlich orientierten Weltanschauung hin zur Anschauung einer übersinnlichen geistigen Welt. Ebenso wird dargestellt, dass Steiner mit Erfolg das Bild seines stringenten Lebenslaufs installierte:
„Steiner ist es tatsächlich gelungen, in seiner Anhängerschaft seine Sicht der eigenen Entwicklung als eines kontinuierlichen Bildungsganges vom idealistischen Goethe-Verehrer über den nietzscheanischen Freigeist und individuellen Anarchisten zum Anführer der deutschen Theosophen durchzusetzen.“ (S. 50)
Ullrichs ausgesprochen guter Überblick über das Wirken Steiners, verdient besondere Anerkennung im Hinblick darauf, dass es sich um einen ersten Einstieg in dessen Leben und Werk handelt. In aller Kürze und Prägnanz wird „das Programm für eine umfassende spirituelle Erneuerung des Lebens nicht nur in der Kunst, sondern auch in Politik, Erziehung, Medizin, Religion, Landwirtschaft und Heilpädagogik“ (S. 75) dargestellt. Auch hierbei wird deutlich, dass es sich wohl kaum um ein stringentes Wirken handelte, sondern vielmehr um im Zeitgeist verhaftete Ansätze, Überlegungen und Agitationen. Das Eintreten für die Theorie der „Dreigliederung des sozialen Organismus“ – ein „dritter Weg“ zwischen Kapitalismus und Sozialismus – mit der er prominente Unterstützer erreichte, kann dafür beispielhaft genannt werden. In der öffentlichen Wahrnehmung dauerhafter und erfolgreicher waren die Gründung der Freien Waldorfschule, die Konzeption einer „geisteswissenschaftlich“ erweiterten Medizin und Pharmazie und vor allem auch die Ideen zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Auch die von Steiner konzipierte Heilkunst nach „geisteswissenschaftlicher“ Erkenntnis ordnet Ullrich historisch ein. Er zeigt deren Unklarheiten in Bezug zur naturwissenschaftlichen Medizin und Ungereimtheiten auf, auf welche er vor allem in einem späteren Teil seines Buches nochmal zurück kommt.
Ist Goethe drin, wo Goethe drauf steht?
Nun sei mir ein kleiner Ausflug zum Bezug Steiners und seiner Theorie zu Goethe und dessen Darstellung bei Ullrich gestattet. Gerade auf die, bis heute wirkende, eigene Goetherezeption und wie diese als Basis für Steiners „fachphilosophisch unzeitgemäßen mystisch-vorkritischen Idealismus“ (S. 25) diente, geht Ullrich etwas genauer ein:
„Während aber Goethe sich dabei der Begrenztheit seiner Erkenntnis und des Abstandes seines endlichen Geistes vom absoluten bewusst war und aus Ehrfurcht vor dem Unerforschlichen in der sinnlichen Anschauung der Phänomene verblieb, drängte es Steiner von Anfang an über die von Kant gezogenen Schranken der Verstandeserkenntnis hinaus zur unmittelbaren intellektuellen Anschauung der Ideenwelt. Durch die Konzentration auf die Ideenlehre des frühen Goethe und die Vernachlässigung von Goethes Kant- Rezeption sowie durch die enge Bindung der Metamorphosenlehre Goethes an den Darwinismus nahm Steiner Goethes Vorstellungen für seinen eigenen erkenntnistheoretischen Monismus in Anspruch … .“ (S. 31)
Dass diese Art der Auffassung der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes weitreichende Folgen auf das Konzept seines eigenwilligen Interpreten hatte, wird plausibel erläutert. Diese Erneuerung der mystischen Erfahrung durch Steiner erklärt Ullrich biographisch mit dem Leiden Steiners unter der Entmythologisierung der Welt durch die exakten Naturwissenschaften und die kritische Philosophie. Die hinter Steiners Erkenntnistheorie stehenden Einflüsse und Grundannahmen werden durchaus kritisch wiedergeben und als „im Grunde spekulative Deduktion aus dogmatischer Metaphysik“ (S. 103) charakterisiert. Hierbei wird zurecht auf den Neuplatonismus verwiesen, wobei zwar ideengeschichtlich Autoren wie Jakob Böhmes, Giordano Bruno und Baruch Spinoza genannt werden, jedoch eine Darstellung der diesbezüglich von Steiner verwendeten Quellen ausbleibt.
Vertieft werden die ideengeschichtlichen Analysen auf mehreren Seiten. Dabei bezeichnet Ullrich die Erkenntnislehre Steiners als „rationalisierte Mystik“, welche „weder Mystik im religiösen Sinn einer Selbstaufgabe in die Unsagbarkeit des Einen noch Philosophie im Sinne einer Wissenschaft der sich selbst begreifenden Vernunft“ (S. 108) ist. Damit hat Ullrich sicherlich nicht ganz unrecht, wenn Mystik als das „Bestreben, durch Abkehr von der Sinnenwelt und Versenkung in die Tiefe des eigenen Seins“ (Preußner 2003a) verstanden wird. Im herkömmlichen Sinne ist dieses Streben bezogen auf die Erfahrung des Göttlichen und Wahren, weswegen hier durch die Bezeichnung „rational“ die gewollte und behauptete Wissenschaftlichkeit, gegenüber einer religiösen Suche, Erwähnung findet. Dennoch weist auch Ullrich auf die letztlich religiöse Komponente in der Selbstanschauung und Erkenntnistheorie Steiners durch den Verweis auf die gnostischen Einflüsse in Steiners Denken und die Annahme der Erinnerung an die „ursprüngliche Identität mit der göttlichen Erkenntnis“ (S. 107) hin. Damit sei, zumindest von meiner Seite aus, einem gnostischen Denken und den unter Umständen vorhandenen Bedürfnissen und Verlangen nach tieferer und eventuell übersinnlicher Erkenntnis, gerade im Hinblick auf existenzielle Grundfragen, nicht die Existenzberechtigung abgesprochen.
In einer Beurteilung und Vergleich der drei kürzlich erschienenen Biographien zu Steiner betont Heisterkamp in diesem Zusammenhang, dass derartige Strömungen als wirklich hilfreich und weiterführend für einige Menschen anzusehen seien. Das ist sicherlich richtig. Zu unterscheiden ist ein derartiges Bedürfnis und Bestreben jedoch von wissenschaftlichem Forschen. Dies ist gekennzeichnet durch Falsifizierbarkeit, Überprüfbarkeit und Nachvollziehbarkeit, sowie der generellen Möglichkeit einer Veränderung von Betrachtungsweisen und damit Wahrheiten.
Ein leidiges Thema: Die Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie
Damit bereits angesprochen ist Steiners Wissenschaftsverständnis und die Beurteilung des Autors derselben:
„Zwischen der «essentialen» Wissenschaft Steiners … und der Forschungspraxis sowie dem theoretischen Selbstverständnis der modernen Wissenschaften besteht eine unüberbrückbare Kluft. … Im Gegensatz zur bewussten methodischen Selbstbegrenzung, zur Pluralität und prinzipiellen Unabschließbarkeit moderner wissenschaftlicher Forschung wollen Rudolf Steiner und seine Schüler weiterhin die Welt als ein wohlgeordnetes Ganzes gleich einer ewig unwandelbaren Wahrheit erkennen. Sie wollen in der Form der zwingenden Wissenschaft das erkennen, was sich gerade so nicht wissen lässt. Ihre Denkform ist … philosophierende Weltanschauung … .“ (S. 109- 110)
Damit kann wieder der Bogen zur historischen Einordnung und die zeitgenössische Reaktion auf historische Begebenheiten geschlagen werden. Ganz der sogenannten Reformpädagogik entsprechend, will die „Steinersche Erkenntnislehre Kritik an der neuzeitlichen Vernunft sein“ (S. 110). Dem Pluralismus und der modernen Unsicherheit wird remythologisierend und romantisierend begegnet und eine Versöhnung von Wissenschaft, Religion und Kunst angestrebt. Ullrich unterscheidet hier zwei Richtungen in Steiners Lehre, den zuvor erwähnten Goetheanismus, welcher Steiners erkenntnistheoretischem Frühwerk entspräche und die darauf folgende anthroposophische Geisteswissenschaft, die sich u.a. durch die Vision übersinnlich anschaubarer Wesenheiten und kosmisch-geistiger Kräfte auszeichnet und die Basis für die späteren lebensreformerischen Initiativen darstelle. In diesem Zuge wird unter anderem auf die Lehre der Drei- sowie Viergliederung und auf sich aus diesen beiden Konzepten ergebende Widersprüchlichkeiten eingegangen. Statt z.B. entwicklungspsychologischer Ansätze aufzugreifen, griff Steiner u.a. „auf eine antik-mittelalterliche Denk- und Ordnungsform zurück: hier die mythologisch begründete Hebdomadenlehre der frühen Griechen.“ (S. 151) Auch gerade bei diesem Aspekt ergibt sich bezogen auf die durch den Autodidakten entwickelte Pädagogik:
„Doch im Gegensatz etwa zu den zeitgenössischen Ansätzen John Deweys und Maria Montessoris, die ihre Neue Erziehung auf die empirische Kinderpsychologie gründeten, entwarf Steiner den Plan der Erziehung gänzlich aus seiner kosmisch-spiritualistischen Anthropologie“, in seinen eigenen Worten ausgehend „von einer Betrachtung der verborgenen Natur des Menschen“ (S. 152).
Dass Steiners Hebdomaden- sowie Temperamentenlehre als Anachronismus anzusehen ist, ist aus einer erziehungswissenschaftlichen Perspektive nicht verwunderlich. Ob der Verweis auf mögliche Ursprünge dieser Ideen Steiners in der zeitgenössischen Ratgeberliteratur und der «Geheimlehre» Blavatskys etwas am Festhalten Steiners an der „alteuropäischen Jahrsiebtenlehre und am hippokratisch-galenischen Viererschema der Temperamente“ (S. 183) ändert, sei dahin gestellt. Die erneute Betonung der angeblichen Unantastbarkeit überzeitlich geltender Wahrheiten, die durch die „Verlagerung der «wahren Erkenntnis» ins Übersinnliche und ihre Bindung an das Absolvieren eines meditativen Schulungsweges“ (S. 184) scheinbar fundiert ist, ist in diesem Kontext richtig. Das Fazit Ullrichs zur Wissenschaftlichkeit der Geisteswissenschaft Steiners als „ein Versuch der Rehabilitierung mythischer Denk- und Lebensformen“ (S. 191) wird von anderen, Ullrich kritisierenden, Rezensenten verneint und kann allerhöchstens aus einer begrifflichen Diskussion über den Mythos nachvollzogen werden. So stellen die anthroposophischen „Bilder und Analogien“ nicht eine anschauliche Basis für eine fundierte philosophische Theorie dar (vgl. Preußner 2003b), sondern entsprechen der behaupteten Erkenntnis.
Von Hagiographien und Polemiken
In dem Kapitel Rezeption und Kritik geht Ullrich zuerst auf die Schwierigkeit der Rezeption, bei einer gleichzeitig unüberschaubaren Fülle an Literatur von und über Steiner, ein. Dabei verwendet er u.a. die Begrifflichkeit der Hagiographie, womit die unkritische Darstellung eines Heiligen bezeichnet wird. Der verehrenden Haltung auf der einen Seite werden polemische Kritiken auf der anderen Seite, mit dem leicht spöttisch anmutendem Hinweis, gegenübergestellt:
„Sowohl die anthroposophische Würdigung Steiners als auch die nichtanthroposophische Kritik kranken an einem Übermaß von Betroffenheit und Parteinahme.“ (S. 175)
Die Beantwortung der Frage, ob dieses Übermaß an Betroffenheit tatsächlich auf die Thematik der „«letzten Fragen» nach dem Grund und dem Sinn des Lebens“ (S. 175) zurückzuführen ist, möchte ich den so gerne diskutierenden Leser_innen überlassen. Aber nun weiter zum Thema der Rezeption und Kritik der Lehre Steiners: Vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Bescheidenheit und damit verbunden der Einsicht in die geschichtlich und menschlich bedingten und begrenzten Erkenntnismöglichkeiten, betont Ullrich die Fragwürdigkeit der Steinerschen Erkenntnislehre, welche dem Menschen unbegrenzte Erkenntnismöglichkeit der ewigen Ideen andichtet. Dies steht im Zusammenhang mit dem Begriff der Freiheit, welcher
„sich streng genommen als ein Determiniert-Sein durch die Welt der Ideen [erweist], wenngleich sich diese Determination … weder als ein Müssen noch als ein Sollen, sondern als ein Selber-Wollen dieses Allgemeinen erkennen lassen sollte.“ (S. 177-178)
Einmal mehr stellen derartige Feststellungen keine großartigen Neuigkeiten dar, jedoch werden unmissverständlich mit der Anthroposophie verbundene Probleme aufgezeigt. Z.B. die bereits genannte mangelnde ethische Ausrichtung und die Determiniertheit der Freiheit: Freiheit bedeutet schlussendlich die „Erkenntnis über den Weltzusammenhang“, eine „Freiheit zum vorgegebenen Gesetz“ (S. 179).
Waldorfpädagogik
Bevor hier weiter auf die Darstellung der Waldorfpädagogik bei Ullrich eingegangen wird, sei am Rande ein Aspekt der Waldorfschule erwähnt, die Ähnlichkeit zur Hamburger Lebensgemeinschaftsschule. Auch wenn eine historische Einordnung an der Genialität und Einzigartigkeit des Urhebers rüttelt (darauf kommt Vögele in seiner Rezension immer wieder zu sprechen, z.B. so: „Im historischen Kontextualisieren will er es offensichtlich Zander (2007) gleichtun, indem er kaum eine Schöpfung Steiners als ursprünglich oder originär gelten lässt“) wäre es interessant, diesen Aspekt noch etwas näher zu Beleuchten, ebenso wie die Frage, ob Steiner weitere Anleihen aus reformpädagogischen Schulprojekten seiner Zeit nahm. In einer groben Darstellung der verschiedenen Facetten der Waldorfpädagogik (vom Klassenlehrer, über den Epochenunterricht, die Temperamentserziehung, die Zeugnisgestaltung bis hin zur räumlichen Gestaltung der Waldorfschule) geht Ullrich auch auf das Thema der Waldorfschule als „eine Schule mit einer besonderen pädagogischen Prägung“ (S. 206) im Gegensatz zu einer Weltanschauungsschule ein.
So werde Anthroposophie nicht als Fach und Inhalt gelehrt, sondern es stehe nur das „Wie“, also die anthroposophische Methode im Mittelpunkt. An diesem „Wie“ sind die genannten Aspekte der Waldorfpädagogik ausgerichtet. Allerdings lässt sich damit Fragen, inwieweit nicht doch auch Inhalte und Betrachtungsweisen der Anthroposophie (z.B. vermittelt über die „Behandlung“ der Temperamente, was Waldorfschüler_innen durchaus bewusst ist) vermittelt werden. Ullrich geht in diesem Kontext beispielhaft auf die inhaltliche Nähe der an der Waldorfschule vermittelten Pflanzenseelenkunde zum Geist der Anthroposophie ein. Bei dieser beziehe der_die Waldorflehrer_in „in seine «goetheanistische Naturauffassung» eine spirituelle Dimension mit ein“ (S. 217).
Ähnlich anderen sogenannten reformpädagogischen Konzepten (wie z.B. dem von Maria Montessori), ist auch bezüglich der anthroposophischen Pädagogik und pädagogischen Theorie zu betonen, dass dieses „(spirituell-)naturalistische … Erziehungsverständnis … weder ethisch noch empirisch-psychologisch fundiert“ ist (S. 158). Ganz im Sinne des Pathos vom «heiligen Kinder» erscheint nach Ullrich die Erziehung auf Basis der anthroposophischen Lehre als Inkarnationshilfe und geistige Erweckung. Dabei wird „der Erzieher … zum Priester und Seelenführer des Kindes“ (S. 158). Dass dieses Verständnis von Erziehung und der Aufgabe der Pädagogik die Basis der 1919 gegründeten Freien Waldorfschule ist, betont Ullrich im weiteren Verlauf erneut:
„Die in der pädagogisch interessierten Öffentlichkeit weit verbreitete Ansicht, die Freie Waldorfschule sei eine Schule mit einer besonderen reformpädagogisch-kindorientierten Prägung, greift zu kurz. Sie unterscheidet sich von den anderen Schulen der klassischen Reformpädagogik des frühen zwanzigsten Jahrhunderts – und erst recht von den Alternativschulen der zeitgenössischen Reformpädagogik – durch den hohen Grad der «Spiritualisierung» und Ritualisierung in allen Bereichen ihrer Schulkultur. Ihr Ausmaß an weltanschaulicher Geschlossenheit sucht hierzulande noch ihresgleichen.“ (S. 223)
Empirische Studien
Zu guter Letzt geht Ullrich auf drei empirische Studien von Dahlin, Barz & Randoll, sowie Helsper & Ullrich ein. Nicht verwundern dürfen Ergebnisse, wie die der schwedischen Evaluationsstudie, dass „Waldorfeltern in Schweden eine relativ homogene soziale Gruppe darstellen“ (S. 234). Gekennzeichnet ist diese u.a. durch ein Mittelschicht-Einkommen, eine eher ökologisch linke politische Einstellung und eine mehrheitlich religiös oder spirituell bestimmte weltanschauliche Orientierung. Dadurch trägt die Waldorfschule – auch wenn das nicht Intention sein mag – natürlich zu sozialer und kultureller Segregation bei.
Dieses Ergebnis entspricht auch der Studie von Barz & Randoll, nach der Waldorfschüler_innen auch in Deutschland „überwiegend aus der gehobenen, akademisch gebildeten Mittelschicht stammen“ (S. 236) mit einem hohen Anteil von Akademikerfamilien, was sich auch auf die Anzahl von Waldorfabsolvent_innen mit einer Hochschulausbildung auswirkt (46,8 % gegenüber 12 % der Gesamtbevölkerung). In der erstgenannten Studie wurden auch Schulleistungstests mit einbezogen, wobei der Sinn derartiger Vergleiche meiner Meinung nach generell in Frage gestellt werden kann. Entgegen des Nichterreichens vorgegebener Standards, insbesondere im Fach Mathematik, müssen durchaus die anderen erhobenen Aspekte positiv erwähnt werden: Waldorfschüler_innen fühlen sich wohler an ihrer Schule als Schüler_innen an Regelschulen, ihre sozialen Kompetenzen sind höher, demokratische Leitziele werden eher erreicht und es herrscht vermehrt Offenheit und Toleranz gegenüber Außenseitern. „Insgesamt legen die Antworten die Schlussfolgerung nahe, dass die Waldorfschulen mehr aktive, verantwortungsbereite, demokratische junge Bürger hervorbringen als die Regelschulen.“ (S. 235) Jedoch muss dabei darauf hingewiesen werden, dass derartige Ergebnisse „bei der sozialen Herkunft von Waldorfschülern aus der gehobenen, akademisch gebildeten Mittelschicht kaum erstaunen“ (Widulle) können.
Insgesamt scheint sich nach Ullrich die Waldorfpädagogik en gros ausschließlich auf sich selbst zu beziehen. Entgegen der Rezeption und Übernahme von Anregungen reformpädagogischer Konzepte, wie beispielsweise das Material von Montessori in einigen staatlichen Grundschulen, hat die Waldorfpädagogik demnach kaum einen „Effekt auf die Reform und Entwicklung der staatlichen Schulen gehabt“ (S. 244). Trotz des von ihm genannten Dialoges zwischen Erziehungswissenschaftler_innen und Waldorfpädagog_innen ist diese Möglichkeit, bei dem überwiegend uneingeschränkten und unkritisch verbleibenden Bezug auf Rudolf Steiner durch seine Anhänger_innen, auch nur schwer denkbar. Für einen wirklichen Austausch müsste gerade auch die „Waldorfschule teilhaben, jedoch mit dem Bewusstsein der zeitlichen Bedingtheit und Möglichkeit, auch vermeintlich bewährte Aspekte zu überdenken.“ (Geuenich 2009, S. 152) Wird weiterhin beispielsweise an der kosmisch begründeten Höherentwicklung des Menschen, der Stellung Rudolf Steiners als Eingeweihter esoterischen Wissens, sowie fraglichen Konzepten wie der Einteilung in Temperamente festgehalten, kann meiner Meinung nach „die esoterisch begründete Waldorfschule weiterhin nur neben einer exoterisch zu begründenden öffentlichen Schule stehen“ (ebd). Das sieht ein weiterer Rezensent ähnlich, wenn er schreibt:
„Dialog und Öffnung der Waldorfpädagogik werden … vermutlich prekär bleiben und wie in bereits bekannten Fällen der Kritik an der Anthroposophie, z.B. der Polemik von Ravagli gegen Zanders „Anthroposophie in Deutschland“ (2007) werden sie von den Hütern der reinen anthroposophischen Lehre wohl erschwert werden.“ (Widulle)
Die positiven, auch von Ullrich genannten Beispiele, bieten jedoch Anlass, die Hoffnung nicht aufzugeben.
Ein kurzes Fazit
Das Buch von Ullrich kann sowohl für mit dem Thema Vertraute als auch für „Neueinsteiger“ empfohlen werden. Manch eine_r mag die Polemik vermissen, den anderen ist es wahrscheinlich zu historisch kontextualisierend. Gerade deswegen bietet es aber einen prägnanten, gut lesbaren und ideologisch unabhängigen Überblick über das Leben Steiners, seine theoretischen Konzeptionen und lebensreformerischen Konzepte. Auch wenn nicht viel Neues angeführt wird, stellt Ullrich die genannten Aspekte fundiert dar. Entsprechend der Aussagen von Kiersch, nach denen Ullrich hier „eine ungewöhnlich faire Darstellung gelungen“ sei, – wobei der Rezensent in diesem Fall einerseits den wissenschaftlichen Anspruch Ullrichs selbst in Frage stellt, sowie andererseits auf die Intention Steiners, keine Wahrheiten anzupreisen rekuriert – kann ich nur bestärken, dass er dem Anspruch der „größtmöglichen Fairness“ vor dem Hintergrund seiner eigenen Herkunft gerecht werden kann. Dazu soll Ullrich selbst noch einmal zu Wort kommen:
„Die Rezeption der Anthroposophie war von Steiners Lebzeiten an bis heute äußerst kontrovers. Die Art und das Ausmaß der Kritik und der Anerkennung hängen zum großen Teil vom disziplinären Standpunkt des Betrachters ab. Die Vertreter der akademischen Philosophie akzentuieren vorwiegend die erkenntnistheoretischen und ethischen Begründungsschwächen der Anthroposophie. Die wissenschaftstheoretischen Analysen fokussieren dagegen die unübersehbaren Affinitäten zwischen der anthroposophischen Weltanschauung und Formen des vorwissenschaftlichen, speziell des mythischen Denkens. Religionsphilosophische und theologische Arbeiten betonen schließlich die enge Verwandtschaft der Steinerschen Anthroposophie mit der Mystik und insbesondere mit dem Traditionsstrom der Gnosis. Die vor kurzem vorgelegte monumentale ideengeschichtliche Analyse Helmut Zanders (2007) leistet eine weit ausgreifende historische Kontextualisierung der Gedankenwelt und der lebensreformerischen Initiativen Rudolf Steiners innerhalb der Kulturkritik um 1900“ (S. 201).
Wird eben diese verschiedenartige Betrachtungsweise berücksichtigt, kann das hier rezensierte Buch mit einem Augenzwinkern durchaus als ein Geschenk zum neuen Jahr betrachtet werden.
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Zum Autor: Stephan Geuenich, M.A.-Pädagoge, Lehrbeauftrager am Institut für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung der Uni München und tätig als Behindertenassistent, Autor des Buches „Die Waldorfpädagogik im 21. Jahrhundert. Eine kritische Dikussion.“
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Quellen:
– Geuenich, S. (2009). Die Waldorfpädagogik im 21. Jahrhundert. Eine kritische Diskussion. Münster: Lit.
– Heisterkamp, J. (2011). Drei neue Steiner-Biographien. Aufgenommen in den Kanon. [27.01.2011].
– Kiersch, J. (2011). Der springende Punkt. Heiner Ullrichs Argument gegen die Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie. [26.01.2011].
– Preußner, A. (2003a). Mystik. In: W. D. Rehfuss (Hrsg.), Handwörterbuch Philosophie, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
– Preußner, A. (2003b). Mythos. In: W. D. Rehfuss (Hrsg.), Handwörterbuch Philosophie, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
– Ullrich, H. (2011). Rudolf Steiner. Leben und Lehre. München: C.H. Beck.
– Vögele, W. G. (2011). Anthroposophie als Black Box. [26.01.2011].
– Widulle, W. (2011). Heiner Ullrich: Rudolf Steiner. Leben und Lehre. [26.01.2011].
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Zu den anderen beiden neuen Steiner-Biographien: Der Besuch der toten Tante sowie Miriram Gebhardt über die Waldorfpädagogik heute.
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1.
Andreas Lichte | 2. Februar 2011 um 2:09 pm
@ Stephan Geuenich
ich finde es ungeheuerlich, dass die Schule des Hellsehers, Rassisten, und psychisch kranken Rudolf Steiner staatliche Förderung erhält.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie dazu kommentierten – beim blog „Ruhrbarone“ – siehe:
………………………..
„150 Jahre Rudolf Steiner – „Aber ich hab’ doch nichts davon gewusst!“
Am 27. Februar 2011 feiert Rudolf Steiner, Begründer der Waldorfschulen, seinen 150 Geburtstag. Doch nicht überall huldigt man dem „Universalgenie Steiner“. In der Neuen Zürcher Zeitung, NZZ, erschien eine Artikelserie, die es Steiner- und Waldorf-Anhängern unmöglich macht, weiter zu behaupten: „Aber ich hab’ doch nichts davon gewusst!“ Von unserem Gastautor Andreas Lichte.
Endlich! Endlich schreibt auch eine „normale“ Tageszeitung Klartext über Rudolf Steiner. Andreas Hirstein, Ressortleiter Wissen der NZZ, legt eindrucksvoll dar, was bereits auch bei den Ruhrbaronen zu erfahren war: Dass Steiner ein selbsternannter Hellseher und notorischer Rassist ist. (…)“
weiter: http://www.ruhrbarone.de/150-jahre-rudolf-steiner-–-„aber-ich-hab’-doch-nichts-davon-gewusst“/
Antwort von Stephan Geuenich
Lieber Herr Lichte
Wie auch der Titel zeigt, geht es vorweg um eine Rezension des Buches
von Heiner Ullrich. Dieser geht auf eben diesen Aspekt nicht ein. Auch
ich finde diesen Aspekt nicht so aufregend, um dies in diesem Zusammenhang anzuführen.
Es stimmt, dass die Waldorfschulen zu etwa 80% vom Staat finanziert
werden. Aber ich würde unbedingt dazu raten zwischen der Theorie
Steiners und den Waldorfschulen zu unterscheiden. So kann sicherlich
nicht behauptet werden, dass die aktuellen Waldorfschulen Schmieden des Rassismus seien. Trotzdem gilt es zu betonen, dass eine zumindest
teilweise fragliche Welt- und Menschenanschauung dahinter steht, welche bis in den Schulalltag hineinwirkt.
Ich bin zwar auch der Meinung, dass die Waldorfschule sich weiter öffnen und die dahinterstehende Ideologie historisch und kritisch bearbeiten sollte. Damit würde eine Basis geschaffen werden ideologiefrei über Vor- und Nachteile sprechen zu können. Nun aber nach Vater Staat zu rufen, geht mir persönlich zu weit. Dieser finanziert auch Montessorischulen, hinter welchen eine auch kritisch zu betrachtende Theorie steht, die vor allem auch eugenisch ausgerichtet ist. Auch werden Regelschulen finanziert, die sich durch Selektion, Leistungsdruck und Anpassung auszeichnen, ebenso wie ein System der Ausgrenzung, Abschiebung und Repression.
2.
Heide | 3. Februar 2011 um 7:44 am
Eine tolle, ausführliche Rezension – werd mir das erste Buch voraussichtlich kaufen!
Heide
3.
A.M. | 3. Februar 2011 um 2:33 pm
Andreas – du hast es irgendwie immernoch nicht so besonders drauf damit, auf die jeweils zur Diskussion stehenden Artikel zu antworten, oder?^^
Trotzdem. Für deine „Frage“ vlt relevant noch ein Zitat aus Stephan Geuenichs Buch „Die Waldorfpädagogik im 21. Jahrhundert“ zu Wolfgang Treher und dessen These von Steiners „Geisteskrankheit“:
„Es geht um Ehrfurcht, Verehrung, innere Zirkel und einen geliederten Pfad der Einweihung, woran sich Titulierungen wie ‘Menschheitsführer’, ‘Christusbote’ und der fünfte Evangelist für Steiner durch seine Anhänger_innen anschließen.
…
In diesem Zusammenhang erwähnenswert sind die Überlegungen Trehers. Er geht davon aus, dass sich gerade in der Akasha-Chronik von Steiner zeigt, dass dieser unter Schizophrenie litt. Bezogen auf die Ansprüche Steiners, ein Gottesbote oder Führer zu sein, schreibt Treher: ‘Dieses zum Bereich der schizophrenen Elevations-(oder Levitations-)phänomene gehörende Erlebnis des immer höher Gehobenwerdens erscheint uns als bedingt und erzeugt durch das Verfallen, Verkümmern und Zerfalle jener dumpfen, ‘geistlosen’ Masse, von der gesagt wird, dass sie sich selbst zerstört wird, weil sie ‘egoistisch’ darauf verzeichte, mittels Unterrichts ihres Führers die Denkkraft auszubilden.’ (Treher 1990, S. 56) Dies sei hier nur am Rande erwähnt, jedoch nicht als mögliche Argumentation in der Auseinandersetzung mit der Anthroposophie und der Waldorfpädagogik und -schule verstanden, da ich es schwierig finde, diese Theorie und Praxis Basis einer Krankheitszuschreibung gänzlich abzuurteilen, ebenso wie ich das dualistische Denken von krank-gesund, gut-böse, schwarz-weiß etc. generell als überdenkenswürdig ansehe (vgl. u.a. Schmidt 2007, S. 29).“
Ich fürchte, das ist für dich nicht so besonders gut vermarktbar, aber vlt solltest du mal in Treher reinlesen.
Ein schönes Wochenende 😉
4.
Andreas Lichte | 3. Februar 2011 um 3:59 pm
@ Stephan Geuenich
noch ungeheuerlicher als die Tatsache, dass die Schule des Hellsehers, Rassisten, und psychisch kranken Rudolf Steiner staatliche Förderung erhält, finde ich Ihre Antwort darauf:
„Wie auch der Titel zeigt, geht es vorweg um eine Rezension des Buches von Heiner Ullrich. Dieser geht auf eben diesen Aspekt nicht ein. Auch ich finde diesen Aspekt nicht so aufregend, um dies in diesem Zusammenhang anzuführen.“
„nicht so aufregend“:
was ist denn für Stephan Geuenich und Heiner Ullrich „aufregend“? Darf ich demnächst eine völlig unaufgeregte Besprechung der Adolf Hitler Schulen und der Napolas erwarten – selbstverständlich unter Ausklammerung ideologischer Aspekte, weil diese in der Praxis nur eine untergeordnete Rolle spielen?
Anmerkung AM
Andreas, Andreas – du hast es mal wieder geschafft, nicht nur den Artikel, sondern auch Inhalt und Aussage von Stephan Geuenichs Antwort völlig zu ignorieren (vom „nicht so aufregend“ abgesehen). Genau wie die alte „psychisch krank“ Behauptung, die du, obwohl sie interessant wäre, niemals argumentativ belegst. Und dann wieder dieser völlig inadäquate Nazivergleich, der auch von Anthros immer dann kommt, wenn die Argumente alle sind. Sehr überzeugend, nur stimmt ja: du hast gar nicht argumentiert.^^ Ich nehme also an, du hast dazu auch weiterhin nichts zu sagen und sicher besseres zu tun, als hier rumzuspammen, bzw., um es mit deinen Worten (zu Ibach) zu sagen:
„das kannst du gerne auf deinem blog tun. Hier nicht.“
Ganz besonders liebliche Grüße
5.
Andreas Lichte | 3. Februar 2011 um 4:06 pm
@ Stephan Geuenich
P.S.: verraten Sie mir bitte noch, wie Sie zu Ihren Einblicken in die Waldorfschulen kommen:
– haben Sie eine Ausbildung als Waldorflehrer?
– haben Sie in Waldorfschulen unterrichtet?
Ich schon, lese:
„Wundersame Waldorf-Pädagogik oder Atlantis als Bewusstseinszustand“
http://www.novo-magazin.de/71/novo7138.htm
6.
Andreas Lichte | 6. Februar 2011 um 5:58 pm
@ Ansgar Martins
„Und dann wieder dieser völlig inadäquate Nazivergleich …“
Tatsache ist: Rudolf Steiner ist ein Rassist. Du weisst das, deshalb kannst du nicht mehr behaupten: „Aber ich hab’ doch nichts davon gewusst!“
Tatsache ist: Stephan Geuenich verharmlost die Tatsache, dass Steiner Rassist ist, dass die Lehre der Waldorfschulen ausschliesslich auf dem Rassisten Rudolf Steiner beruht.
Diese Verharmlosung ist altbekannt, findet sich beispielsweise im Kapitel „9. Nachschrift: Zur Kritik der Waldorfkritik“ als „perspektivierende Dimension“ …
(ich finde es bizarr, dass du auf einen Kommentar antwortest, der nicht an dich gerichtet ist: musst du Stephan Geuenich bevormunden, kann er nicht selber für sich sprechen?)
Anmerkung AM
Aber Andreas, wie kommst du denn darauf wieder. Ich habe ihn lediglich zitiert, Antworten (oder auch: nicht antworten) kann er davon ja ungehindert nach Lust und Laune – und tut er auch.
Bizarr sind hier nur deine unangemessenen (und unsinnigen) Nazi-Vergleiche, aber seltsam ist auch, dass du dir plötzlich einbildest, ich würde jetzt oder irgendwann in Richtung „ich hab doch nichts davon gewusst“ argumentieren, wo du zu anderer Gelegenheit auf meine Artikel verlinkt hast^^ Das ist groteske Verleugnung und Verdrängung deinerseits.
Dein Argument ist altbekannt, findet sich zum Beispiel bei dem süßen Herr Grandt, aber es zieht nur schwer. Um deine vielfältige Behauptungen zur Abwechslung mal durch ein Argument untermauert zu sehen: Bitte tu uns doch mal den Gefallen, und erkläre uns hier mal die waldorfpädagogischen Acht- und Zwölftklass-Theaterprojekte oder Abläufe in der Eurythmie aus Steiners Rassentheorie. Ich freu mich 😀
Haec mihi sola ennaratio vera, ceterea falsae videbuntur 😉
7.
Andreas Lichte | 6. Februar 2011 um 6:02 pm
Diese Verharmlosung ist altbekannt, findet sich beispielsweise im Kapitel „9. Nachschrift: Zur Kritik der Waldorfkritik“ als „perspektivierende Dimension“ …
bei Klaus Prange, „Erziehung zur Anthroposophie“.
siehe auch: http://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-curriculum-und-karma-das-anthroposophische-erziehungsmodell-rudolf-steiners/
„Waldorfschule: Curriculum und Karma – das anthroposophische Erziehungsmodell Rudolf Steiners
Die anthroposophische Pädagogik ist eine Mogelpackung für Herrschaft. Sie beutet das vielfach anzutreffende Orientierungsbedürfnis aus, um die Herrschaft einer selbsterwählten Elite zu begründen. Von unserem Gastautor Klaus Prange. (…)“
Anmerkung AM
Nun hat Prange an dieser Stelle keinen Einwand gegen die geforderte Differenzierung vorgebracht – im Gegenteil gesteht er deren Berechtigung (anders als du), wenn auch nicht ohne Ironie, zu. Aber es „bleibt gleichwohl die Frage, ob die von Winkel empfohlene Differenzierungsregel und Doppelstrategie auch für die wissenschaftliche Praxis, die Praxis der Theorie gilt … die Frage, ob das konziliante oder gleichgültige Sowohl-Als-Auch von fundierender und perspektivierender Dimension zu Recht besteht.“ (2000, S. 178) Das ist jedenfalls komplexer und diffiziler als deine verkürzte „psychisch kranker Rassist“-Argumentation.
8.
Andreas Lichte | 12. Februar 2011 um 12:12 pm
@ Ansgar Martins
wenn du meinst, Prof. Klaus Prange befürwortete die „perspektivierende Dimension“ der Waldorf-Opportunisten, hast du Prof. Prange offensichtlich krass missverstanden …
Anmerkung AM
Besonders witzig finde ich, dass du Prange immer mit dem „Professor“ erwähnst, Ullrich, Zander etc. aber nie. Hat das rhetorische oder Ehrfurchtsgründe?
Keine Panik, ich will dir deinen „Professor“ nicht nehmen. Lies doch zur Abwechslung mal, was ich schreibe, und antworte darauf, statt frei zu assoziieren.
9.
Andreas Lichte | 12. Februar 2011 um 12:18 pm
@ Ansgar Martins
es ist nicht meine Aufgabe, zu beweisen, wie jede einzelne Aktivität der Waldorfpädagogik auf Rudolf Steiner zurückgeführt werden kann.
Es ist die Aufgabe der Waldorfpädagogik zu beweisen, dass die Aktivitäten der Waldorfschule unabhängig von Rudolf Steiner erfolgen.
Anmerkung AM
Nun, weißt du: Normalerweise muss nicht der Angeklagte seine Unschuld, sondern Ankläger die Schuld beweisen. Aber immerhin weiß ich jetzt, warum du deine Darstellungen nicht belegst.
10.
Andreas Lichte | 12. Februar 2011 um 12:21 pm
… das ist die entscheidende Aussage, die gegen eine Schule spricht, die auf Rudolf Steiner beruht:
http://www.ruhrbarone.de/150-jahre-rudolf-steiner-–-„aber-ich-hab’-doch-nichts-davon-gewusst“/comment-page-3/#comment-75816
#128 | Andreas Lichte sagt am 11. Februar 2011 um 11:34
@ Tom Mellett, Los Angeles, CA
Andreas Hirstein, NZZ, „Rassistische und antisemitische Tendenzen“, Zitat:
“Will man das [anthroposophische] Rassendenken loswerden, droht das gesamte [anthroposophische] Gedankengebäude zusammenzubrechen.”
Tom Mellett zum anthroposophischen Rassismus, Zitat: “Take away the racism, and you have no anthroposophy left.”
………………………………………………………………
http://www.dcscience.net/?p=3853#comment-8979
Hollywood Tomfortas // Jan 4, 2011 at 23:10
(…) I fully acknowledge the charge that Rudolf Steiner was a racist and taught racist doctrine.
He is guilty as charged. In fact, not only do I acknowledge all the particulars of the racism charges, I even go farther and admit that I — as an anthroposophist for the last 34 years — can categorically state that racism in anthroposophy is not just INCIDENTAL to the doctrine; it is actually FUNDAMENTAL to the doctrine. Take away the racism, and you have no anthroposophy left. (…)
Tom Mellett
Los Angeles, CA”
………………………………………………………………
kannst du, Tom Mellett, für die Leser der Ruhrbarone begründen, wie du zu dieser Aussage kommst?
Anmerkung AM
Komm doch ausnahmsweise mal auf den Punkt. Niemand hier bestreitet, dass Steiner seine Rassentheorie durch seine Esoterik begründet hat und eine Evolutionstheorie reproduzierte, die „Rassen“ als Medien der Evolution ansah.
Dein Gedröhne erhält aber nur dann Relevanz, wenn du zeigen kannst, wo und wie die Waldorfpädagogik sich auflöst, wenn Steiners Rassismus als solcher benannt und zurückgewiesen würde. Wie oben beschrieben: Demonstriere das doch mal am Beispiel von Theaterprojekten in Klasse 8 und 12 oder an der Eurythmie – wieso macht sie ohne „triebgesteuerte Neger“ usw. keinen Sinn mehr?
Wenn du nur auf Allgemeinplätzen herumhüpfen kannst, bleiben deine Spamkommentare so aussage- und bedeutungslos wie eh und je.
11.
Andreas Lichte | 14. Februar 2011 um 8:24 pm
@ Ansgar Martins
Das ist eine Frage der Logik:
Die Waldorfschulen machen Pädagogik auf der Basis von Steiner. Das sagt der Bund der Freien Waldorfschulen selber.
Jetzt verlangst du von mir, dass ich belege, dass der Bund der Freien Waldorfschulen Recht hat …
(ich könnte das belegen – habe es für dich auch schon oft genug getan)
Anmerkung AM
Aber darum geht es doch nicht. Es geht um deine Aussage (bzw. dein Hirstein-Zitat: http://www.nzz.ch/nachrichten/hintergrund/wissenschaft/rassistische_und_antisemitische_tendenzen_1.9107645.html), ohne Steiners Rassismus würde die Anthroposophie nicht mehr funktionieren bzw der Rassismus sei auch für die Waldorfpädagogik (als anthroposophischem Praxisfeld) essentiell – deshalb dürfe sie nicht staatliche gefördert werden. So jedenfalls hatte ich deinen ersten Kommentar verstanden. Dann müsste es dir doch ein Leichtes sein, auch einzelne tragende waldorfpädagogische Elemente auf den Rassismus zurückzuführen. Wenn du das kannst, dann demonstriere es doch einfach an Theater und Eurythmie – ansonsten bleibt deine Behauptung leider wieder nur eine übliche Kurzschlusspolemik.
12.
Gertrud Kiefer-Volkert | 8. Februar 2011 um 6:24 pm
Aufgrund der speziellen Naturauffassung von Steiner, die er auf Goethe zurückführt, dürfen die Waldorfkinder von klein auf (im Kindergarten) ausschließlich mit möglichst unverarbeiteten Naturmaterialien spielen, sind Plastikbausteine verboten, wird Konstruktionsspielzeug gemieden, werden vor allem funktionsgebundene Spielsachen geächtet, sind aus dem großen Spektrum von Aktionsmöglichkeiten nur wenige zugelassen. Viele Bilderbücher, Brett- und Kartenspiele, Memories und Puzzles müssen aus Waldorfkindergärten draußen bleiben, technisches Spielzeug wird als tendenziell schädlich eingestuft – so meine Erfahrung. Als Identifikationsfiguren dient die Schar der Elementarwesen und Naturgeister (Feen, Zwerge. Kobolde) und die eher weltfremden Märchen werden zur Moralerziehung herangezogen.
Auf diese Art wird Kindern ein wichtiger Teil dieser Welt vorenthalten, wird auf sträfliche Art der Realitätsbezug hintergangen, wird Kindergartenkindern eine klischeeverhaftete Scheinwelt vermittelt, die in das Refugium Waldorfschule einmündet, insgesamt eine Welt, die sich selbst unterhält. Die Frage, wieso dieses selbsterbaute Idyll sich so hartnäckig hält, weshalb keine staatliche Intervention erfolgt, und wie es möglich ist, dass es um die zahlenmäßig scheinbar irrelevante Gruppe der Waldorfanhänger so viel Aufwand getrieben wird, dass es bald so viele Veröffentlichungen wie Waldorfschüler gibt, ist noch nicht beantwortet.
Immerhin ist die Waldorfpädagogik ein Exportprodukt aus dem deutschen Kulturraum – sie sollte weiterhin genauestens beobachtet werden. Doch die Waldorflehrer, die können einem leid tun: sie arbeiten nach einem pädagogischen Konzept, das
sie selber nicht wirklich vertreten und genausowenig abändern können. Trotz Schulautonomie ist es die Unüberschaubarkeit der anthroposophischen Szenerie, die ein wesentöiches Entwicklungshemmnis darstellt; viele Waldorflehrer und -eltern ermuten eine wie auch immer geartete tiefe Weisheit hinter der Geheimnistuerei, die sich einem irgendwann erschließen möge, etwa durch asketische Lebensführung, beständiges Studium der Schriften Steiners und Befolgen seiner Meditationsvorschriften (alles zusammen als anthroposophischer Schulungsweg bekannt)
Diesem autoritären Gefüge kann man sich entziehen, dann gehört man nicht mehr dazu, man kann es auflösen durch Information und Aufklärung, und man kann eingreifen – letzteres scheint politisch unmöglich zu sein.
13.
Herrmann Finkelsteen | 14. Februar 2011 um 9:34 am
Sehr geehrter Herr Lichte!
Besuchen Sie uns in Uribistan wir machen gerade die erste öffentliche Penislesung im Netz.Da braucht man hellseherische Kräfte.
@ danke Herr Martin für den Buchtipp.
Herzlichst
Herrmann Finkelsteen
Anmerkung AM
Martins bitte, ansonsten danke und viel Spaß bei der Lesung.
14.
A.L. | 14. Februar 2011 um 6:08 pm
Sehr geehrter Dr. humoris causa Finkelsteen,
ich hab anderes zu tun …
15.
Herrmann Finkelsteen | 14. Februar 2011 um 6:47 pm
Lieber Herr Martins!
Mir passiert das auch immer ein Buchstabe wird buchstäblich immer unterschlagen.
Natürlich sind Sie auch herzlich zur Lesung eingeladen.
Herr Lichte verfehlt das Thema ständig. Lassen wir ihn nachsitzen und als Strafarbeit ein Wachsfarbenbild malen oder einen Stabreim wie “ Erwacht in den Wolken ist Waffengerassel!“ eurythmisch mit Kupferstäbe darstellen um seine Aggressionen besser zügeln zu lernen.
Wir lassen uns die Geburtstagsparty von Herrn Steiner nicht verderben.
Herzlichst
Herrmann Finkelsteen ( Zweigmitglied in Hamsheyk, Uribistan)
Anmerkung AM
Naja geht so – Auf Strafarbeiten und Waffengerassel bin ich nicht so scharf. Das Waldorfbild würde ihn wohl übermäßig strapaziös foltern, ich bin zufrieden, wenn er einfach belegt, was er sagt.
16.
Cardinal | 15. Februar 2011 um 11:33 pm
Da hab ich ja was verpasst Ansgar, gleich drei neue Artikel in diesem Jahr. Der von Geuenich gefällt mir (die andern kenn ich noch nicht) – mal schauen, ob ich mir das „Geschenk“ zulege.
17. „Licht, mehr Licht!“ – zu Jana Husmann… « waldorfblog | 19. Mai 2011 um 10:43 am
[…] wie dessen spirituelle Dramen für seine künstlerische Tätigkeit.“ (Heiner Ullrich: Rudolf Steiner, S. […]
18.
Andreas Lichte | 24. Juli 2011 um 5:18 pm
@ Stephan Geuenich
nicht schön, nicht angemessen, dass Sie jeder Diskussion aus dem Weg gehen …
Hier finden Sie, was Ihr „Kollege“, der Bildungswissenschaftler Prof. Hopmann von der Waldorfpädagogik hält – vielleicht antworten Sie ihm …:
………………………………………………..
„Waldorfschule: „Man kann nicht nur ein »bisschen« Waldorf sein“
Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, über Waldorfschule, Rudolf Steiner und die Anthroposophie. Das Interview führte Andreas Lichte für die Ruhrbarone (…)
Hopmann: Wir leben in einer freien Gesellschaft. Also hat jede/r das Recht, jeden Unfug zu glauben. Nur sollten sich Eltern, die ihr Kind einer Waldorfschule anvertrauen, darüber im klaren sein, dass sie dann einer Pädagogik vertrauen, die ein heilloses Gebräu esoterischer Glaubenssätze über Drüsen, Zahnentwicklung, astrologischen Einflüsse und ähnliches ist, das von der modernen Kinderpsychologie und der aktuellen Lehr-Lern-Forschung durchweg als durch nichts begründbarer Unsinn abgelehnt wird. Entschiedene Waldorfianer wird das nicht anfechten: Wie alle Sekten sind sie gegen widersprechende Wissenschaft immun (…)“
zum vollständigen Interview beim blog „Ruhrbarone“:
http://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-„man-kann-nicht-nur-ein-»bisschen«-waldorf-sein“/
Anmerkung AM
Was gibt es denn – zum Thema Waldorf – Respektables an Publikationen von Hopmann, die für eine akademische Diskussion berückichtigt werden müssten?
Damit stelle ich keineswegs seine Kompetenz infrage – Hopmann hat Gutes geschrieben! -, ich sehe allerdings nicht, wo in diesem Interview die furiose Neuigkeit liegt, auf die jeder unbedingt noch einmal eingehen muss. Worauf also beziehst du dich.
19.
Andreas Lichte | 26. Juli 2011 um 4:05 pm
@ Ansgar Martins
du solltest es Stephan Geuenich – M.A.-Pädagoge, Lehrbeauftrager am Institut für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung der Uni München – überlassen, das Interview Prof. Hopmanns zu bewerten und darauf zu antworten.
Und auch wenn im Interview keine Namen genannt werden, folgende Antwort Hopmanns beziehe ich direkt auf Heiner Ullrich – Ullrich als jemand, der „den Waldorfianern nahesteht“, mindestens, wenn Ullrich nicht inzwischen selber Waldorfianer ist:
………………………………………
Waldorfschule: „Man kann nicht nur ein »bisschen« Waldorf sein“
Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, über Waldorfschule, Rudolf Steiner und die Anthroposophie. Das Interview führte Andreas Lichte für die Ruhrbarone (…)
Hopmann: (…) Die wenige sonstige empirische Forschung, die es zu Waldorfschulen gibt, stammt fast ausschließlich aus der Feder bekennender Waldorfianer oder ihnen nahestehender. Das liegt freilich daran, dass die Waldorfschulen eine wirklich unabhängige, ergebnisoffene Untersuchung ihrer pädagogischen Praxis nicht zu lassen (…)“
zum vollständigen Interview beim blog „Ruhrbarone“
Anmerkung AM
Wenn Hopmann sich damit auf Ullrich beziehen sollte, dann zu Unrecht. Die von Ullrich mitherausgegebene Studie „Autorität und Schule“ ist im Gegenteil eine der seriösesten und umsichtigsten Analysen zum Thema, was Hopmann dir zweifelsohne bestätigen kann.
Ullrich steht der Anthroposophie inhaltlich nicht nah, seine Studien sind ausgesprochen vielschichtig. Aber er war souverän genug, seine Position zu Waldorf mit und nach den Ergebnissen zu Waldorf zu verändern. Dass du jeder Ansicht, die nicht 100% anti-waldorf ist, bescheinigst, sie sei „Waldorf-nah“, zeigt nur deine subjektive Befangenheit. Weiterhin: Belege deine Behauptungen und analysiere die Fehler dieser Studien, ansonsten bleibt auch dieses Argument nur ein offensichtlicher Versuch, die Argumente der Gegenseite zu umgehen.
Den link hast du inzwischen oft genug gepostet – einmal hätte auch gereicht. Wenn du so eine schlecht geführte Diskussion nur benutzt, um Werbung zu machen, können wir die Diskussion auch lassen.
Stephan Geuenich kann und wird antworten, wenn er Lust hat, keiner hindert ihn daran.
20.
Andreas Lichte | 6. August 2011 um 3:50 pm
@ Ansgar Martins
„Ullrich steht der Anthroposophie inhaltlich nicht nah …“
https://waldorfblog.wordpress.com/2009/10/23/epochenunterricht-zwischen-idee-wirklichkeit-und-individualisierender-neukonzeption/
[erster Kommentar]
„1. CAS | 2. November 2009 um 2:51 am
Geehrter Ansgar Martins,
gestatten Sie mir zu Ihrem Artikel einige Anmerkungen (…)
Nur am Rande: eine Quelle wie „Erziehungskunst“ (gilt auch für Info3) kann ich nicht für voll nehmen, wenn ich darin Interviews mit Naturgeistern oder Berichte über Lichtnahrung oder Channeling lese. Es gibt Waldorfpädagogen, die glauben das wirklich – erschreckend.
Als Wissenschaftler [Anm.: gemeint ist Heiner Ullrich] sollte man sich genau überlegen, wo man etwas veröffentlicht, das kann sonst der Reputation schaden – auch bei Erziehungswissenschaftlern.“
Anmerkung AM
Welch feinsinnige Analyse…
welche Thesen hat Ullrich denn in der „Erziehungskunst“ (oder woanders) so verbreitet? Daran allein wäre er zu messen.
21.
Andreas Lichte | 6. August 2011 um 4:10 pm
frag doch einfach „CAS“, warum er das geschrieben hat.
Ich, als Aussenstehender, würde sagen, es ist extrem rufschädigend, in der Esoterik-Postille „Erziehungskunst“ des Bundes der Freien Waldorfschulen zu veröffentlichen.
In der „Erziehungskunst“ gibt es zum Beispiel solche Artikel:
http://www.erziehungskunst.de/artikel/ohne-elementarwesen-laeuft-nichts/
“Ohne Elementarwesen läuft nichts!
(…) Zu Besuch bei Elementarwesen in Susannes Wohnung
Gestern war ich bei Susanne, sie wollte einige Wesen ihrer Wohnung kennenlernen. Ich zeigte ihr im Esszimmer neben der Küchenzeile das Wohnungswesen, das man in einem Durchmesser von etwa siebzig Zentimeter und einer Höhe von etwa 1,50 Meter erleben konnte. Sie stellte sich hinein und fühlte sich geerdet, mit seelischer Wärme durchströmt und konnte sich in der Vorstellung gut in alle Zimmer ausbreiten. Ich bat sie, zwei Schritte weiterzugehen und zu vergleichen. All die Erlebnisse waren weg, der Vergleichsort fühlte sich seelisch leerer an – dort ist eben kein besonderes Elementarwesen. Das Wohnungswesen koordiniert alle Elementarwesen der Wohnung, lebt sehr stark das soziale Leben der Menschen mit und ist deshalb ein geeigneter Ansprechpartner. Deshalb bat ich Susanne, das Wohnungswesen einmal direkt anzusprechen. Sie meinte, sie könne das nicht. Ich sagte: »Du musst es einfach tun und das Wohnungswesen ernst nehmen.« Sie versuchte es und sagte: »Ich habe den Eindruck, dass ich mich erst mit dem Wesen noch mehr anfreunden muss, bevor eine differenziertere Kommunikation möglich ist.« Doch das war schon das erste Gespräch mit dem Wohnungswesen! Susanne tastete dann noch mit den Händen das Wesen, das sich dichter und pelziger anfühlte als die Umgebung (…)“
Anmerkung AM
Naja – CAS sieht das offenbar so, aber ich halte das Kriterium für zu ungenau. Es geht darum, *was* Ullrich vertritt.
Und du bist sicher alles mögliche, aber kaum Außenstehender. Du bist ausgesprochen involviert in diese Debatte. Dass du als strickter Anti-Anthro das so siehst, gehört sich natürlich so.
22.
Andreas Lichte | 6. August 2011 um 4:40 pm
„Anti-Anthro“ geht doch gar nicht: wie kann man gegen etwas sein, das es gar nicht gibt?
„Niemand hat die Absicht, Anthroposoph zu sein“, Lorenzo Ravagli
Pardon, da hab ich jetzt ein Zitat falsch zugeordnet, war das nicht Ulbricht? Obwohl … mit Ravagli gab’s auch was:
http://anthroblog.anthroweb.info/2009/lorenzo-ravagli-im-gesprach/
„Lorenzo Ravagli im Gespräch
(…) Im übrigen engagiere ich mich auch nicht für die Anthroposophie Rudolf Steiners.
(…) Erstens weiss ich gar nicht, was die Anthroposophie eigentlich ist, obwohl ich mich schon lange mit dem Werk Steiners beschäftige. (…)“
Anmerkung AM
Du sagst es.
23.
Andreas Lichte | 6. August 2011 um 5:01 pm
„Du sagst es“
Eben nicht! Bitte um Entschuldigung!
Dauernd bringe ich Dinge durcheinander – Ulbricht/Ravagli – und dann habe ich glatt auch noch vergessen, dass Lorenzo Ravagli Redakteur der „Erziehungskunst“ ist …
Und auf einmal wird alles klar, alle vermeintlichen Probleme lösen sich in Luft auf:
Natürlich kann Heiner Ullrich mit Lorenzo Ravagli zusammenarbeiten! Lorenzo Ravagli ist KEIN Anthroposoph! Und obendrein ist Lorenzo Ravagli einer der seriösesten Journalisten, die wir kennen:
http://www.ruhrbarone.de/waldiwissenschaft-lorenzo-ravagli-an-der-privatuniversitat-wittenherdecke/
Anmerkung AM
Du bringst es auf den Punkt: Ulbricht hat mit Ravagli so viel zu tun wie Ravagli mit Heiner Ullrich (nämlich nichts). Deine Assoziation zu Ulbricht ist derartig verfehlt, dass sich der Rest deiner Unterestellungen auch erledigt 😉 Aber sie ist gut zitierbar. Du könntest ja als nächstes mit Stalin kommen, wie wärs.
24.
Andreas Lichte | 7. August 2011 um 12:21 pm
mmh, ich dachte, ich versuch’s mal mit „Humor“. Aber ist deine Sache nicht. Herr Martins hat’s gern „bierernst“. Bitteschön:
http://www.erziehungskunst.de/artikel/forum/paedagogik-fuer-die-obere-mittelschicht/
„Heiner Ullrich ist Professor am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Mainz.
Er gilt als moderater Kritiker der Waldorfpädagogik und ist dennoch, oder gerade deshalb
gern gehörter Vortragsredner, sei es auf Delegiertenversammlungen des Bundes der Freien Waldorfschulen oder auf Kongressen der Anthroposophischen Gesellschaft am Goetheanum in Dornach.“
Bravo Herr Ullrich! Ich gratuliere zu Ihrem Erfolg! Eine besondere Ehre, bei einer – Zitat Prof. Hopmann – „Sekte“ auftreten zu dürfen!
Anmerkung AM
Da musst du’s weiter versuchen: Vergleiche mit Diktatoren finde ich weniger lustig denn mal wieder lalala-langweilig. Aber in der Tat: Ullrich hat mit Ravagli so viel zu tun und gemein wie Ravagli mit Ulbricht, nämlich ziemlich nichts. Wobei Ravagli in den Neunzigern doch sogar mal ein Buch geschrieben hat, um ihn zu widerlegen. Aber egal. Weiterhin kann Waldorfkritik nichts besseres passieren, als das Waldorfpädagogen sie zur Kenntnis nehmen bzw. weitervermitteln. Denn, auch wenn es dir darum nicht geht: Nur so ändern sich die Zustände in Anthroposophistan. Weiterhin würde mcih interessieren, was du an seinen konkreten Thesen, Kritiken und Untersuchungen an anthroposophischem Gedankengut findest, dass du da mal wieder ausweichst, ist aber auch informativ 😉
25.
Andreas Lichte | 10. August 2011 um 10:33 am
„Nur so ändern sich die Zustände in Anthroposophistan.“
Wie sich die Zustände in Anthroposophistan „geändert“ haben, beschreibst du selber:
https://waldorfblog.wordpress.com/2011/07/21/die-rache-des-steiner-verlags/
„Die Rache des Steiner-Verlags
(…) Nichtsdestominder ist die Kommentierung der neu erschienenen GA 107 inhaltlich (leider!) schlicht falsch und gewährleistet keineswegs, dass Jugendliche oder irgendjemand anderes Steiners Rassentheorien auf ihrer Basis einordnen oder gar „kritisch“ betrachten können oder werden.
Noch steht das Erscheinen des zweiten von der BPjM unter Kommentarzwang gestellten Buchs, Band 121 der Steiner-Gesamtausgabe, aus. Von dessen Kommentierung erhoffe ich mir inzwischen reichlich wenig (…)“
——————————-
Wer wie Ullrich mit religiösen Fundamentalisten – „Anthroposophen“ – zusammenarbeitet, macht sich schuldig, weil er ihnen zu Unrecht „Seriosität“ attestiert.
Anmerkung AM
Da verstehst du wieder was falsch: in dem Artikel geht es nicht darum, dass sich etwas „“geändert““ habe, sondern darum, dass der Steiner-Verlag eine Linie fährt, die inzwischen sogar in Dornach ein Bodo von Plato oder Uwe Werner verlassen haben. Und sogar aus dem heiligen Stuttgart berief sich Celia Schönstedt ja neulich auf Zander oder Geuenich, die beide dem Frankfurter Memorandum gegenüber überaus kritisch sind. Insofern wäre eine solidere Kommentierung auch in Anthroposophistan durchaus auf der Höhe der Diskussion. Aber damit weichst du schon wieder vom Thema ab.
Beleg an Ullrichs Schriften, was unseriös sei, oder lass es halt, aber dann bleibt auch diese Anschuldigung von dir substanzlos.
Die „Fundamentalisten“ machen Pädagogik, und da die politisch Realität ist (1000 FWSen weltweit), kann Ullrich überhaupt nichts besseres tun, als seine Kritik an genau die zu adressieren, die sie angeht. Und wenn du weiterhin alles tust, um das *praktische* Standbein der Anthroposophie in der Pädagogik als inexistent bzw. (absurderweise) gar „Propaganda“ wegzureden, wirst du nichts politisch gegen sie ausrichten können.
Wie auch immer: Zeig bitte, welche Argumentation bei Ullrich und was an seinen Studien falsch ist. Die Unterhaltung ist ansonsten hiermit beendet, du brauchst nicht weiter zu antworten.
26.
Andreas Lichte | 26. August 2011 um 8:04 am
Wer wie Ullrich mit religiösen Fundamentalisten – „Anthroposophen“ – zusammenarbeitet, macht sich schuldig, weil er ihnen zu Unrecht „Seriosität“ attestiert:
Ist es seriös, die „Waldorfpädagogik“ auf den Schauungen des „Geschulten Hellsehers“ Rudolf Steiner aufzubauen:
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
„Waldorfschule: Prof. Peter Loebell verkauft Rudolf Steiners Jahrsiebte
Prof. Dr. Peter Loebell, Dozent an der anthroposophischen Freien Hochschule Stuttgart, behauptet, dass die für die Waldorfpädagogik zentrale „Jahrsiebte-Lehre“ Rudolf Steiners mit der empirischen Forschung vereinbar sei (…)
(…) Aha. Das sieht der „geschulte Hellseher“ Rudolf Steiner. Aber warum meint Loebell, sich auf Steiner berufen zu können? Ist Loebell selber „geschulter Hellseher“? Oder plappert er einfach nur nach, was ihm Rudolf Steiner vorgesagt hat? Das möchten wir bei einem „Prof. Dr.“ doch nicht hoffen! (…)“
zum Artikel beim blog „Ruhrbarone“: http://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-prof-peter-loebell-verkauft-rudolf-steiners-jahrsiebte/
Anmerkung AM
…womit du wieder von vorne anfängst, ohne auch nru ein Argument gegen meine Einwände vorgebracht zu haben. Das ist allmählich nicht nur mehr reudndant, sondern albern.
27.
Andreas Lichte | 26. August 2011 um 9:58 am
„Hellseher Rudolf Steiner“ – genau, das steht schon ganz vorne, im ersten Kommentar:
„Dass Steiner ein selbsternannter Hellseher und notorischer Rassist ist“
Ansgar, es ist dein Problem, wenn du es normal findest, dass Anthroposophen den Hellseher Steiner anbeten, die Waldorfpädagogik auf den Schauungen des Hellsehers Steiners „basiert“, und Heiner Ullrich …
Das darfst du gerne richtigerweise als „redundant“ bezeichnen, aber wie sollen wir dann deine totale Leugnung der Tatsachen nennen? „Blinden Glauben“ an die Anthroposophie?
Anmerkung AM
und statt auf meine Kritiken einzugehen, entschlüpfst du heiter zur nächsten banalen Ausweichmöglichkeit. Das ist weniger redundant als langweilig.
Nebenbei: Was bitte ist ein notorischer Rassist?^^ Wie kann man dabei „notorisch“ sein?^^
Es ist dein Problem bzw.: dein aberwitzig offensichtlicher Kurzschluss, wenn du mir Positionen unterschiebst, statt auf meine einzugehen, und dann aus der weder erfüllten noch im entferntesten logisch oder inhaltlich hinreichenden Bemerkung „und Heiner Ullrich“ (was Heiner Ullrich, glaubt er an Hellseherei? Bitte ebenfalls belegen :D) folgerst, ich sei blinder Anhänger der Anthroposophie. Dein Aberglaube, wer die Anthroposophie nicht hasse, sei Anthroposoph, ist nicht mehr als Glaube, bzw. Hybris.
Letzte Chance: beantworte meine Fragen und gib eine wenigstens kursorische Kritik und Analyse von Ullrichs vermeintzlich „anthroposophischer“ Einstellung. Ansonsten ist das Gespräch beendet.
28.
Andreas Lichte | 26. August 2011 um 10:28 am
„Was bitte ist ein notorischer Rassist?“
––––––––––––––––––––––––––––––––
„notorisch“, Duden:
– 1. offenkundig, allbekannt
– 2. berüchtigt, gewohnheitsmässig
––––––––––––––––––––––––––––––––
– zu 1. Es ist „allbekannt“ und „offenkundig“ – ausser natürlich in Waldorfkreisen, die das verdrängen – dass Rudolf Steiner ein Rassist ist:
http://www.ruhrbarone.de/3-jahre-rudolf-steiner-ist-„zum-rassenhass-anreizend-bzw-als-rassen-diskriminierend-anzusehen“/
3 Jahre Rudolf Steiner ist „zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen“
– zu 2: dass Rudolf Steiner „gewohnheitsmässig“ rassistische Aussagen produziert – im Rahmen seiner Darstellung der »Menschheitsentwickelung« – siehe z.B. hier:
https://waldorfblog.wordpress.com/2011/07/21/die-rache-des-steiner-verlags/
„Die Rache des Steiner-Verlags“
Anmerkung AM
War ja klar, dass du die – rhetorische – erste Frage als Feigenblatt nimmst, um der zentralen zu entkommen. Und das nennt sich „Chefkritiker der Anthroposophie“^^
29. Philosophie und Anthroposophie – zu Hartmut Traubs Steiner-Exegese « waldorfblog | 2. Juni 2012 um 7:59 pm
[…] Steiner unter dem Titel “Goetheanismus: Das erkenntnistheoretische Frühwerk” (Ullrich, Rudolf Steiner – Leben und Lehre, 97-110). Traub dagegen […]
30. Die Bösartigkeit des Banalen. Weiter mit Waldorf in Wilhelmsburg « waldorfblog | 20. Oktober 2012 um 6:23 pm
[…] den waldorfianischen Gralshütern aus Stuttgart. Für den Mainzer Erziehungswissenschaftler, Steiner-Biographen und Waldorf-Experten Heiner Ullrich ist das Projekt zum Scheitern verurteilt. Anfangs werde es […]
31. “Die richtige Gesinnung”. Zur ersten empirischen Studie über Waldorflehrer | waldorfblog | 5. April 2013 um 10:42 pm
[…] bereits im Vorfeld rege vereinnahmt. Der Mainzer Erziehungswissenschaftler, Waldorfkritiker und Steinerbiograph Heiner Ullrich hat das Vorwort zu der (nach seiner Einschätzung “weitestgehend repräsentativen”, S. […]