„Das Karma der Unwahrhaftigkeit“
13. Mai 2012 at 11:49 am 13 Kommentare
Anthroposophen und ihre Kritiker tun sich aktuell an den Eingeweiden der Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung gütlich. Während ein nichtanthroposophischer Verlag inzwischen die erste historisch-kritische Ausgabe der Steinerschen Werke ankündigt (was eigentlich Aufgabe der Nachlassverwaltung gewesen wäre), schaffen die Dornacher Nachlassverwalter es auch an anderer Stelle nicht, über ihren eigenen Schatten zu springen. Zu dokumentieren wäre mal wieder die anthroposophische Tradition rassentheoretischen Denkens.
Die gute Nachricht zuerst
Der philosophische Fachverlag fromman-holzboog plant, eine achtbändige Kritische Ausgabe der Werke Rudolf Steiners herauszubringen. Damit wird der Guru Jahrzehnte nach seinem Tod endlich in einer Textausgabe präsentiert, wie sie im wissenschaftlichen Kontext Standard ist. Der Verlag verkündet:
„Die kritische Edition ausgewählter Schriften Rudolf Steiners (1861–1925) bietet die Grundlagentexte der Anthroposophie, der wohl bedeutendsten esoterischen Bewegung des 20. Jahrhunderts, zum ersten Mal in textkritischer Ausgabe. Steiners zentrale Schriften zwischen 1884 und 1910 werden in ihrer Textentwicklung durch die verschiedenen Neubearbeitungen hindurch verfolgt, im Rahmen von Steiners intellektueller Biographie kontextualisiert und hinsichtlich ihrer Quellen und Bezüge umfassend transparent gemacht. So wird ein neuer Editionsstandard für das geschriebene Werk Steiners gesetzt, welcher der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Anthroposophie eine unverzichtbare textuelle Grundlage schafft.“
Der Frommann-Holzboog-Verlag ediert auch die Schriften Fichtes, Schellings, Jakob Böhmes oder des Rosenkreuzers Johann Valentin Andreae. Die „Kritische Ausgabe“ (KA) Steiners steht hier also unerwartet in durchaus prominenter Nachbarschaft. Wie kam es dazu? Christian Clement, Assistant Professor für Deutsch und deutsche Literatur an der mormonischen Brigham Young University (vgl. FAZ), hatte den Verlag von dem Projekt überzeugt. „Das war freilich für jemanden auf meiner Stufe der akademischen Karriereleiter sehr gewagt“, findet Clement: „…und ich gebe zu, dass ich selbst überrascht war, als der Verlag tatsächlich positiv antwortete … Mit Blick auf die Zukunft sehen wir die KA als mögliche Grundlage einer voll ausgewachsenen historisch-kritischen Ausgabe“. Nach seinem Interesse an der Anthroposophie gefragt, betonte Clement, er sehe sich „selbst durchaus als ‚Insider'“ und sei an der Anthroposophie als „Erbin“ esoterischer Traditionen „existentiell interessiert“. Die Verklärung der Anthroposophie zum „Religionsersatz“ sei ihm allerdings suspekt. Die „KA“ soll die Deutungshoheit über Steiners Werk deshalb „den Händen der erklärten Anhänger bzw. Gegner“ entreißen (Interview mit Clement in: Info3, 05/2012, 54ff.). Clement hat sich bereits in seiner Dissertation (2007) sowie durch das „Rudolf Steiner Online Archiv“, das auf dem Server der Brigham Young University liegt (anthroposophie.byu.edu), um die Verbreitung der Anthroposophie bemüht. Anscheinend gab es auch hier und da bereits Kontakte zu den prominenten Repräsentanten einer liberalen Anthroposophie (RSL-Archiv).
Für die anthroposophische Szene bedeutet die „KA“ zuallererst willkommene Publicity: „Damit ist das Werk Steiners wiederum einen Schritt mehr im kulturellen Kanon angekommen und wird in Zukunft auch in der wissenschaftlichen Welt kaum mehr zu übersehen sein.“ (Info3, 05/2012, 53). Kritiker dürften sich freuen, dass die oft kaschierten Umbrüche in Steiners Denken, die sich auch in den verschiedenen Auflagen seiner Werke zeigen, endlich in verlässlichen Ausgaben sauber dokumentiert werden. Renommierte Publizisten wie Gerhard Wehr, lutherischer Theologe, Mystikforscher und „Vater der kritischen Steiner-Forschung“ (so Zander: Rudolf Steiner, 476) haben Vorwörter beigesteuert, und das bedeutet in der Außenperspektive zunächst einmal eines: Die Herausgabe und Kommentierung der Werke Steiners ist nun zumindest in Teilen der (anthroposophisch geführten) Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung in Dornach bzw. dem ihr angegliederten Steiner-Verlag entrissen. Keine Abschiedsträne vergießt darüber anscheinend der Chefredakteur der Zeitschrift Info3, Jens Heisterkamp: „Steiner ist im Kanon angekommen und braucht keine Gralshüter mehr.“ Heisterkamp glaubt „tatsächlich das Knarzen eines Sargdeckels zu hören, der sich über dem Werk Steiners schließen will.“ Für ihn kein Problem, denn „der freie Geist Rudolf Steiners ist entwichen und weht, wo er will.“ (Jens Heisterkamp: Das Rad der Geschichte zurückdrehen?“, in: Info3, 05/2012, 11).
Dass der wo auch immer wehende, aber stets apodiktisch argumentierende Steiner einer „kritischen Ausgabe“ seiner sorgsam behüteten Werke sympathisch begegnet wäre, würde ich bezweifeln. Aber wie auch immer: Auch das übertrumpfte Steiner-Archiv will bei der Kritischen Ausgabe noch ein Wörtchen mitreden. Deren Präsident Cornelius Bohlen sieht jedenfalls „die Notwendigkeit einer Mitwirkung des Steiner-Archivs. Eine solche Ausgabe bedürfe auch des Rückgriffs auf die Vorstufen der Schriften von den Manuskripten [sic], eine Aufgabe, die wiederum im Steiner-Archiv anzusiedeln wäre.“ (NNA).
Wo die wilden Kerle wohnten
Der erste von acht Bänden soll noch 2012 erscheinen. In der Zwischenzeit haben AnthroposophInnen wie üblich auch ganz andere Gründe, übereinander herzufallen, die auf Außenstehende allenfalls befremdend wirken. In ungewohnter Harmonie protestierten kürzlich die „anthroposophischen Medienschaffenden“ im Kollektiv gegen das Rudolf-Steiner-Archiv. Dort hat man vor Kurzem und nach langem Streit zwei langjährige Mitarbeiter, Walter Kugler und Vera Koppehel, vor die Tür gesetzt. Kugler und Koppehel hatten das Steiner-Archiv in den letzten Jahren einerseits für wissenschaftliche Recherchen geöffnet, andererseits erfolgreich Kunstmuseen in aller Welt dazu gebracht, Wandtafelzeichnungen Rudolf Steiners auszustellen (vgl. „Kreative Fundgrube“). Dass es sich bei diesem Popularisierungserfolg in der Kunstwelt allein um „gezielte“ Propaganda und „Täuschung der Öffentlichkeit“ (NWA) handelte, wie Anthrogegner vermuteten, kann man nur mit Einschränkungen gelten lassen.
Tatsächlich brachen in den letzten Jahren „Ausstellungen über okkultistische Sujets wie nach einem Dammbruch über uns herein. Die Vorboten dieser Entwicklung waren eine Ausstellung in Los Angeles über ‚The Spiritual in Art‘ (1986/87) und in Frankfurt eine über ‚Okkultismus und Avantgarde‘ (1995). Es folgten Ausstellungen im Jahresrhythmus, Tendenz bislang steigend, und es ist unklar, ob wir die Bugwelle hinter uns haben. Im Hintergrund steht unter anderem eine Revision unserer Konzeption von ‚Hochkultur‘, da in der Forschung zunehmend klar wird, dass sich häufig ‚okkultistische‘, ’spiritistische‘ und ‚hermetische‘, heute meist ‚esoterisch‘ genannte Strömungen nicht in ein Getto der Marginalität verfrachten lassen.“ (Helmut Zander: L’europe des esprits ou la fascination d’occulte 1750-1950, Journal für Kunstgeschichte, Jg. 15, 4/2011, 265).
Die Popularisierung Steiners innerhalb dieser kunstgeschichtlichen „Revision“ gehört zu den offenkundigen Arbeitserfolgen Kuglers und Koppehels – und selbstverständlich eigneten sich die Ausstellungen auch, um mediale Aufmerksamkeit für Anthroposophistan zu bekommen. Dass ausgerechnet diese beiden aus dem Archiv ausscheiden mussten, wirft Fragen auf. „So liegt es nahe, im Hintergrund all dieser Vorgänge auch einen Machtkampf zu vermuten.“ (Die Drei, 8-9/2011, 90). Oder das liebe Geld. Immerhin hatte Kugler 2010 um die 240000 € für eine Ausstellung zum „Kosmos Rudolf Steiner“ ausgegeben (NWA). Dass das Unmut auslöste, kann man nachvollziehen. Die Nachlassverwaltung kündigte jetzt an, sich künftig weniger um Medien- und Museumspräsenz als vielmehr um die eigentlichen Archivaufgaben zu kümmern.
In einer „Wiener Erklärung“ artikulierte das Gros anthroposophischer Öffentlichkeitsarbeiter und Zeitschriftenherausgeber ihre „Sorge über den neuen Kurs der Nachlassverwaltung“. Die Unterzeichner fragen in ihrer an den Vorstand der Nachlassverwaltung gerichteten Erklärung, ob „dieser unerwartete Paradigmenwechsel im Bewusstsein der Tatsache erfolgt, dass die Präsenz Rudolf Steiners im gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Diskurs damit zukünftig gefährdet ist“. In meiner unbedarften Außenperspektive scheint diese Erklärung gewaltig übertrieben. Dass sie einen durch Lobbyarbeit erreichten Popularisierungsgrad Steiners als befriedigende „Präsenz Rudolf Steiners im gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Diskurs“ beschreibt, ist erstaunlich.
Zum einen war diese „Präsenz“ Rudolf Steiners teilweise nicht mehr denn z.B. eine geschmacklose Anbiederung an einen Gegenaufklärer wie Peter Sloterdijk (vgl. „Inhalte überwinden“). Zweitens dementierte umgehend Cornelius Bohlen die Meldung, das Archiv wolle zukünftig keine Leihgaben mehr an Museen austeilen: „Ich habe das sofort korrigiert … selbstverständlich wird es weiterhin Originale aus dem Archiv als Leihgaben für Ausstellungen geben“ (NNA). Drittens hat der Steiner-Verlag auch weitere Publikationsvorhaben, etwa die erste vollständige Veröffentlichung von Steiners Briefwechsel. Damit ist er auch in Zukunft schlicht finanziell darauf angewiesen, weiterhin Exponate zu liefern. Dass Kugler und Koppehel, bei allen Verdiensten, die einzigen im Archiv waren, die an die „Notwendigkeit“ glaubten, „Rudolf Steiner im Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung zu positionieren“ (Wiener Erklärung), möchte ich ernsthaft bezweifeln. Und Walter Kugler repräsentierte durchaus keinen Hort der Liberalität, wenn es um die Offenheit gegenüber Steiner-Kritikern ging. Im Gegenteil (vgl. Kugler: Vorwort, in: Lorenzo Ravagli: Zanders Erzählungen, Berlin 2009, 11-16), in dieser Hinsicht wären andere Mitarbeiter und Projekte zu loben (wie Taja Gut, von dem sich übrigens gerade Kugler distanzierte).
„Zeitgeschichtliche Betrachtungen“
Wäre nicht Kuglers Kurs schon die progressivere Gegenposition zur versteinerten Introspektion früherer Steiner-Archivare gewesen, man müsste sich gegen die „Sorgen“ dieser anscheinend mediengeilen „Medienschaffenden“ fast schon auf die Seite einer neuaufgestellten Steiner-Nachlassverwaltung schlagen. Kritiker der Anthroposophie wüssten es ohnehin zu schätzen, wenn Archiv und Verlag sich manchen ihrer Aufgaben etwas passionierter widmen würden. Die Bundeprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) hat 2007 festgestellt, dass zwei Vortragsbände Steiners „in Teilen als zum Rassenhass anreizend bzw. rassendiskriminierend anzusehen“ seien. Einer Indizierung beider Bände konnte die Steiner-Nachlassverwaltung durch die Zusage entgehen, innerhalb eines Jahres kommentierte Neuauflagen auf den Weg zu bringen. Das geschah aber erst 2011 und auch erst bei einem der beiden Bücher – und der Kommentar war eine einzige Verharmlosung der monierten rassistischen Theoreme Steiners (vgl. dazu ausführlich Die Rache des Steiner-Verlags).
Die Reaktionen auf die ausbleibende Kommentierung waren schon im Vorfeld giftig gewesen (vgl. Bundesprüfstelle an der Nase herumgeführt). Jüngst legte der sachkundige Religionswissenschaftler Helmut Zander nach, der ein weiteres, vom Steiner-Verlag mit Stolz beworbenes Editionsprojekt unter die Lupe nahm: 2010 wurden Band 173 und 174 der Steiner-Gesamtausgabe neu herausgegeben, die Vorträge Steiners aus den Kriegsjahren 1916/17 enthalten. Der Band wurde in drei Bücher unterteilt, die wohlklingenden Titel: „Wege zu einer objektiven Urteilsbildung“ (GA 173a), „Das Karma der Unwahrhaftigkeit“ (GA 173b) und „Die Wirklichkeit okkulter Impulse“ (GA 173c). Die Vorträge widmen sich unter dem Titel „Zeitgeschichtliche Betrachtungen“ dem Ersten Weltkrieg, stellen tagespolitische und völkerpsychologische Spekulationen an. Seitenweise zitiert Steiner darin politische Traktate der Kriegsparteien, versucht, die deutsche Militärführung zu entschuldigen, raunt über die heimliche Wirksamkeit „okkulter Logen“ hinter den Kulissen des Weltgeschehens.
Diese Vorträge nun wurden ausgehend von den Originalmanuskripten neu transkribiert und mit hunderten Seiten von Erläuterungen und Herausgeberkommentaren versehen. Mit Blick auf das BPjM-Verfahren schreibt Zander: „…in diesem Horizont ist die vorliegende Edition (GA 173) auch ein Lackmustest für die Bereitschaft und die Fähigkeit der Herausgeber der Gesamtausgabe, mit Steiners Rassentheorien kritisch umzugehen.“ Anschließend hat er auch Lob für das Editionsprojekt übrig:
„Bemerkenswert ist vorderhand, dass die Erläuterungen und Materialien mehr Platz als die 24 Vorträge Steiners einnehmen. Dies ist ein Indikator, in welchem Ausmaß auch Anthroposophen zunehmend Kommentare benötigen. Das dabei zusammengetragene Material ist beeindruckend, die Herausgeber haben mit großem Fleiß Informationen zu teilweise sehr abgelegenen Personen und Sachverhalten ermittelt.“ (Zander: Anthroposophische Aufarbeitungen der anthroposophischen Geschichte, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, Jg. 64, 01/2012, 68).
Das ist erst einmal richtig. Befriedigt darf man verzeichnen, dass die Kommentatoren durchaus auch historische Abhängigkeiten und Zeitgebundenheiten Steiners nicht mehr in Abrede stellen: „Es ist offensichtlich, dass Rudolf Steiners Deutung der deutschen Haltung durch Mitteilungen beeinflusst ist, die er im Verlauf seiner Gespräche mit General Helmuth von Moltke im November 1914 in Bad Homburg geführt hatte.“ (GA 173a, 299). Ein so klares Eingeständnis fällt vielen Anthroposophen bei Steiners ‚höheren Erkenntnissen‘ nach wie vor schwer (vgl. Zanders Zitate-Zauber, Steiner „spirituell“, Anthroposophische Geschichtsschreibung, Bilder und Sachen, Leitmotiv Zertrümmerung, Ravagli, die ‚Rassen‘ und die Rechten).
Auch Steiners Position innerhalb der theosophischen Weltkriegsdeutungen und völkerpsychologischen Spekulationen wird dokumentiert (vgl. etwa GA 173a, 355ff., GA 173c, 608f.) Dankbar nimmt man beispielsweise wiederholte Hinweise der Herausgeber auf den Theosophen C.G. Harrison zur Kenntnis. Der hatte, wie Steiner, versucht, den theosophischen Kanon ‚philosophisch‘ zu begründen und auf ‚westliche‘ Theoreme wie die Hierarchienlehre Dionysius‘ Aeropangitas, auf Hegel oder Goethe hingewiesen. Der Anthroposoph Arfst Wagner hat (allerdings nicht historisch-kritisch, sondern normativ-exegetisch) auf weitere Detail-Übereinstimmungen Harrisons mit Steiner hingewiesen (Die Achte Sphäre). Und nun zeigen die Steiner-Herausgeber, dass Steiner seitenweise Positionen Harrisons wiedergibt, nämlich in politisch-okkultistischen Fragen (vgl. exemplarisch GA 173a, 279, 340, 363, 367, GA 173b, 328ff., 332, 335f., 355f.). Sie kommentieren:
„Auffällig ist, dass Rudolf Steiner in seinen Mitgliedervorträgen nie den Namen Harrison genannt hat, obwohl eindeutig nachgewiesen werden kann, dass er seine Schrift gut kannte – die von ihm mit vielen Anstreichungen versehene deutsche Erstausgabe findet sich in seiner Bibliothek – und deren Inhalte öfters darstellte. Das ist insofern außergewöhnlich, als er in der Regel die Quelle angibt, die er für seine Forschungen benutzte.“ (ebd., 275)
Nunja…
Die Kriegsschuldfrage
Die liebevollen Erläuterungen sind aber in einigen Fällen fragwürdig. Ein Beispiel: In einem Vortrag warf Steiner dem französischen Präsidenten Raimond Poincaré (1860-1934) vor, „auf ‚rumänische‘ Art Prozesse zu zu führen“ (GA 173a, 54). Die Kommentatoren erklären eifrig:
„Rudolf Steiner meint mit dieser Wendung eine unehrliche, auf Lügen gebaute Prozessführung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts besaßen die Rumänen in den Augen der Deutschösterreicher, vermutlich, weil sie mit den ‚Roma‘, dem Volk der ‚Zigeuner‘ gleichgesetzt wurden, das Stigma von Lügnern und Betrügern. Die von Rudolf Steiner gewählte Ausdrucksweise war von ihm sicher nicht diskriminatorisch [sic!] gemeint, sondern er wollte lediglich – in der damals üblichen Ausdrucksform – ein bestimmtes Verhalten charakterisieren.“ (GA 173a, 322)
Es folgen allen Ernstes anderthalb kleingedruckte Seiten über Poincaré als Anwalt in einem Prozess gegen die 1858 gegründete Suezkanal-Gesellschaft (vgl. ebd., 322ff.). Ein weiterer Fall: Steiner doziert über das „Geistesleben“ Polens (mit „einer außerordentlichen Schwung- und Tatkraft“ ausgestattet, GA 173a, 70) und Englands („im eminentesten Sinne politisch veranlagt“, ebd.). Die Herausgeber halten es lediglich für angebracht, im Kommentar zu dieser Stelle auf John Locke als politischen Philosophen aus England hinzuweisen (ebd., 385). Steiners essentialistische ‚Volksseelen‘-Lehre durch weit hergeholte Verweise auf dafür irrelevante Philosophen irgendwie plausibel machen zu wollen, ist kaum überzeugend. Überhaupt haben die Kommentatoren so ihre Schwierigkeiten, sich normativ von Steiners Deutungsvorhaben und Suggestionen abzugrenzen. So wird erwähnt, dass der Theosoph und Steiner-Fan Edouard Schuré im Ersten Weltkrieg „zum fanatischen Deutschenhasser“ geworden sei (ebd., 325, vgl. GA 173c, 562f.). Tatsächlich war Schuré von Steiners deutschnationalem Kulturchauvinismus abgeschreckt worden (vgl. Christoph Lindenberg: Rudolf Steiner und die geistige Aufgabe Deutschland, in: Die Drei, 12, 1989, 892, Helmut Zander: Anthroposophie in Deutschland, Göttingen 2007, 1023f.).
An einer weiteren Stelle mit Seitenhieben gegen Schuré verteidigen die Kommentatoren Steiners Schrift „Gedanken während der Zeit des Krieges“ (GA 24), die Steiner 1915 veröffentlicht hatte. Darin spircht Steiner die Mittelmächte des Ersten Weltkriegs von jeglicher Schuld am Kriegsausbruch frei und zitierte zustimmend, der Weltkrieg sei ein „Vertilgungskampf gegen die germanische Rasse“ (GA 24, 305). Steiner, dessen (Halb-)Wissen über die Kriegsvorgänge sich aus den sog. ‚Farbbüchern‚ speiste, lag damit zwar im breiten Mainstream einer damals kriegsbegeisterten deutschen Bevölkerung, hat sich aber schlicht und leicht nachweisbar in soziemlich allen Punkten an den falschen Behauptungen der Kriegspropaganda orientiert. Auch er selbst hat diese Ansichten nach Kriegsende zumindest in Teilen revidiert, er sah nun eine deutliche Mitschuld vor allem des deutschen Militarismus gegeben:
„Die Welt will ein ehrliches Wahrheitsbekenntnis des deutschen Volkes … Und diese Wahrheit: sie ergibt, recht gelesen, die restlose Verurteilung der deutschen Politik. Eine Verurteilung, die schärfer nicht sein könnte. Eine Verurteilung, die auf noch ganz andere Dinge hinweist, als diejenigen sind, die bei Freund und Feind angenommen werden.“ (GA 24, 387)
Und er gab sogar – und das hat bei Steiner seltenheitswert – zu, dass er schlicht falsch gelegen hatte:
„Ich muß sagen, ich schrecke nicht zurück, dieses zu bekennen, daß es mir erst später klar geworden ist. Denn es war überhaupt nicht leicht, historisch und wahrheitsgemäß und zu gleicher Zeit so, daß das Betreffende richtig im betreffenden Zeitpunkte getan wurde innerhalb dieser katastrophalen Zeit, sich zu verhalten … Ich habe dazumal dieses Büchelchen «Gedanken während der Zeit des Krieges» vor allen Dingen geschrieben für die Menschen Mitteleuropas, nicht um irgend etwas zu erreichen der Welt gegenüber, sondern für die Menschen Mitteleuropas, und es stellte sich mir, bald nachdem ich dieses Büchelchen geschrieben hatte, heraus, wie die Situation war infolge der Marne-Niederlage. Und ich habe mich mit Händen und Füßen gesträubt, jemals eine weitere Auflage dieses Büchelchens erscheinen zu lassen, trotzdem es mir selbstverständlich nicht nur nahegelegt wurde, sondern ja auch der Anreiz gut vorhanden war.“ (GA 185a, 46)
Auch Anthroposophen haben Steiners Vereinnahmung durch den Blutrausch des Ersten Weltkriegs erkannt und benannt. An erster Stelle wäre hier die eher zurückhaltende Kritik Christoph Lindenbergs zu verzeichnen, der dafür plädierte, man müsse Steiners „Gedanken während der Zeit des Krieges“ als „eine einseitige und auch parteiliche Deutung der Geschichte sehen. Nirgends wird hier gefragt, ob nicht Deutschland etwas dazu beigetragen hat, dass es in der Welt scheel angesehen wurde.“ Die Ausführungen Steiners seien als „zeitbedingte Aussagen mit einem Fragezeichen [zu] versehen und die Reaktion eines Edouard Schuré, der Steiner Chauvinismus vorwarf, ist zumindest verständlich.“ (Lindenberg, a.a.O.). 1996 fand der Anthroposoph Michael Loeckle (damals unter heftigem Protest von Jens Heisterkamp) im „Jahrbuch für anthroposophische Kritik“ deutlichere Worte zur Kontextualisierung von Steiners Pangermanismus:
„Stil und Sprache Steiners in den damaligen Jahren unterscheiden sich nur wenig von den völkisch-alldeutschen Traktaten und Utopien, wie sie um die Jahrhundertwende in Gang gesetzt und von breiten Schichten der deutschen und österreichischen Bevölkerung aufgesogen wurden … Steiner hätte es besser wissen müssen, denn die ‚europäischen Notwendigkeiten‘, von denen er sprach, bestanden für das Kaiserreich spätestens seit 1878 in einer imperalistisch-expansionistischen Gewaltpolitik zwecks Gleichberechtigung und Gleichrangigkeit neben den Weltmächten, wozu den kaiserlichen Annexionisten der Aufbau einer Kriegsflotte als unverzichtbar galt … So ähnlich [wie in Steiners ‚Gedanken während der Zeit des Krieges‘ – AM] las man das auch in den Manifesten des reaktionären Alldeutschen Verbandes und seiner eingangs erwähnten Präzeptoren, die in den Alldeutschen Blättern während des Ersten Weltkrjeges ständig annexionistische Forderungen erhoben. Ob Steiner den späteren Überfall der NS-Bellizisten auf Polen und den Genozid an sechs Millionen Juden auch als tragisch oder womöglich als ‚Fehler der Weltgeschichte‘ bezeichnet hätte?“ (Michael Loeckle: Anmerkungen zu Rudolf Steiners Deutschlandrezeption, in: Lorenzo Ravagli (Hg.): Jahrbuch für anthroposophische Kritik 1996, 143ff.)
Die fundierten Einschätzungen Lindenbergs und Loeckles haben die Kommentatoren der neu herausgegebenen Kriegsvorträge Steiners offenbar nicht zur Kenntnis genommen. Nicht einmal die Selbstkritiken Steiners und seine Weigerung, das Buch später wieder auflegen zu lassen, werden von ihnen erwähnt (sehr gewissenhaft wird allerdings dokumentiert, dass Steiner ähnliche Bedenken auch gegenüber den „Zeitgeschichtlichen Betrachtungen“ hegte, vgl. GA 173a, 263-267). Über das Buch „Gedanken während der Zeit des Krieges“ heißt es im Kommentar zu GA 173a nur:
„Mit der Veröffentlichung dieser Schrift hoffte Steiner, einen Beitrag zur allgemeinen Völkerverständigung zu leisten. Durch einen vorurteilslos-sachlichen Blick auf die in Europa herrschenden Gedankenrichtungen wollte er Verständnis für die mitteleuropäische Situation und die Bedeutung des deutschen Geisteserbes erwecken.“ (GA 137a, 449)
Das 36. Jahrhundert nach Christus
Helmut Zander beurteilt die neu herausgegebenen Bände denn auch als wissenschaftlich „desaströs“: „Von neueren Reflexionen zu Rassentheorien und zur Kulturgeschichte des Imperialismus, von Entaglement bis Orientalismus, sind diese Kommentare unberührt. Man legt diese Bände, die im Internet als „editorischer Meilenstein innerhalb der Gesamtausgabe“ beworben werden, irritiert zur Seite. Es scheint, als sei den Herausgebern die Brisanz von Steiners kultureller Evolutionstheorie und seinen politischen Positionen nicht bewusst.“ (Zander: Anthroposophische Aufarbeitungen…, a.a.O., 69). Der bereits zitierte Präsident der Steiner-Nachlassverwaltung, Cornelius Bohlen, antwortete auf diesen Vorwurf, „dass es überhaupt nicht Aufgabe der Edition sei, gültige Interpretationen zu liefern. Es gehe vielmehr darum das Werk des Autors in seinem Kontext so gut wie möglich zur Verfügung zu stellen, damit es interpretiert werden kann.“ (NNA).
Das ist zwar ein berechtigter Einwand, dessen Anspruch diese „Edition“ aber keineswegs erfüllt: Steiner wird hier fortlaufend (und durchgehend entlastend) interpretiert. Wenn es, wie oben zitiert, heißt, Steiner habe bestimmte Ausdrücke nicht ‚diskriminatorisch‘ gemeint, wenn man versucht, Philosophen wie Locke oder beliebige historische Entwicklungen (vgl. z.B. auch GA 173b, 348, GA 173c, 527) zur Plausibilisierung von Steiners völkerpsychologischen Typologien heranzuziehen, ist Interpretation eigentlich noch eine euphemistische Bezeichnung. Die Interpretation geht, wie bereits in der neu herausgegebenen GA 107, gar soweit, dass Steiners Texte nicht nur apologetisch gedeutet, sondern schlicht und einfach umgeschrieben werden. Während dies in GA 107 nicht einmal kenntlich gemacht wurde (vgl. Die Rache des Steiner-Verlags), wird dies in den Kommentaren zu GA 173 nun lang und breit gerechtfertigt:
In Steiners Vortrag vom 1. Januar 1917 liest man:
„Nicht wahr, es sind ja nicht alle Menschen gleichzeitig berufen, die Kultur der fünften nachatlantischen Zeit in sich aufzunehmen. aber zunächst sind jetzt alle Angehörigen des weißen Teils der Menschheit dazu berufen, die Kultur der fünften nachatlantischen Zeit in sich aufzunehmen.“ (GA 173b, 182)
In der älteren Ausgabe war nicht vom „weißen Teil“ der Menschheit, sondern von „weißen Rassen“ die Rede (GA 174, 15). Der Kommentar erläutert:
„Da es sich in der vorliegenden Stelle nicht um die Abgrenzung zwischen Menschen mit unterschiedlichen Rassemerkmalen handelt, sondern um verschiedene Kulturkreise, wurde der in der Nachschrift verwendete Ausdruck ‚weiße Rassen‘ durch den Begriff ‚weißer Teil der Menschheit ersetzt. Es soll dadurch von vornherein Missverständnissen vorgebeugt werden, die heutzutage leicht entstehen können, wenn der Bedeutungsgehalt bestimmter Begriffe nicht historisch gesehen wird.“ (GA 173b, 403).
Auch die Textänderung ist freilich ein hoffnungsloses Unterfangen. Sie verbirgt nicht, dass Steiner hier ‚die Weißen‘ unmissverständlich zur Avantgarde der Menschheit erklärte, also einmal mehr seinen evolutionären Rassismus ausbreitete. Der Hinweis der Herausgeber, der „Bedeutungsgehalt“ des Rassenbegriffs müsse „historisch gesehen“ werden, ist zwar treffend: Aber dieser historische Bedeutungsgehalt ist eben ein rassistischer. Nicht die möglichen Leser, sondern die Kommentatoren unterliegen hier „Missverständnissen“, indem sie annehmen, Steiner habe diesen Begriff ganz anders gebraucht und man dürfe ihn folglich durch eine angeblich weniger rassistische Formulierung ersetzen. Letzteres ist übrigens eine nicht nur in Anthroposophistan altbekannte, makabere Vorgehensweise:
„Die Stelle erlaubt Einblick in die subtilen Mechanismen der Anpassung der Rassentheorie an die veränderte politische Lage. Anstelle der »weißen Rasse«“ steht „die »abendländische Kultur« … Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch.“ (Theodor Adorno: Schuld und Abwehr, in: Gesammelte Schriften, Bd. 9/2, 277)
Die Situation ist umso misslicher, als Steiner sehr wohl zwischen „Rassen“ und „Kulturen“ unterschied (aber das ist Anthroposophen größtenteils und Kritikern mit Ausnahme von Jana Husmann bisher anscheinend ganz entgangen). Erstere holte er dann spätestens 1910 zumindest teilweise aus dem Schatten der evolutionären Wurzelrassenlehre heraus und verlieh ihnen eine eigenständige Begründung durch geographische bzw. astronomische Spekulationen. Die Herausgeber verzerren Steiners Rassen- und Evolutionstheorie in eine problematische Unschärfe, indem sie beide Begriffe austauschen. Damit nicht genug, denn der Kommentar erklärt anschließend noch, wie Steiner seine Rassenlehre ‚wirklich‘ gemeint habe.
„Es ist auch nicht zutreffend, wenn man glaubt, Rudolf Steiner hätte die Überlegenheit der weißen Menschen für die heutige Zeit vertreten. Wenn er vom ‚fünften nachatlantischen Zeitraum‘ spricht, so meint er damit einen ganz spezifischen Kulturzeitraum – die die heutige Zeit prägende moderne Kultur. Die Moderne hat nach seiner Auffassung ungefähr mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts eingesetzt und wird bis in die Mitte des 36. Jahrhunderts hinein dauern.“ (GA 173b, 403)
Hier zeigt sich erneut die (absichtliche oder aus der Not zwanghafter Apologie geborene?) Verfälschung von Steiners Rasse- und Kulturbegriff. Im Vergleich mit den böswilligen, aber immerhin eindeutigen Elaboraten à la Ravagli oder den nachsichtigen Ausführungen anthroposophieinterner Rassismuskritiker ist dieser Kommentar überhaupt unangenehm unernst. Steiners Position zur „Überlegenheit der weißen Menschen“ unterlag zwar über die Jahre z.T. erheblichen Transformationen, war aber im und nach dem Ersten Weltkrieg halbwegs präzise: Erstens behauptete Steiner, die „Rassen“ als Medium der kosmischen Evolution seien im Wesentlichen überholt, sie würden gegenwärtig an Bedeutung verlieren und in der (fernen) Zukunft ganz verschwinden. Die politisch-völkische Berufung auf „Rassen-, Volks- und Blutsideale“ – einstmals progressiv – arbeite seit dem Bedeutungsverlust der Rassen nun den „Geistern der Finsternis“ zu (GA 177, 220). Zweitens hob aber diese Ablehnung rassistischer Praxis seine Rassentheorie nicht auf, die weiterhin von der Ungleichheit der Rassen ausging. Darin bezeichnete er die ‚weiße Rasse‘ als die „zukünftige“, da „am Geist schaffende Rasse“ (GA 349, 67) – und zwar nicht im Sinne einer schon gegebenen Auserwähltheit, sondern eines spirituellen Imperativs. Dazu schrieb er 1920 in einem Gedicht für Richard Teschners Bilderserie „Drei Kulturrassen“:
„Der weißen Rasse neues Morgenrot
Wird im Erdgebiet sich offenbaren
Erst wenn dieser Rasse Wissende
Erfühlen der Seele Band mit dem Geist;
Und in ihnen wirken wird
Empfindung von der Schande,
Die Seelen schwärzt, wenn sie
Das Menschenwesen durch Materien-Sinn
Begreifen wollen.“ (GA 40, 293)
Die Kommentatoren beenden ihre Geschichte, indem sie zwei scheinbar kulturrelativistische Äußerungen Steiners zitieren: „jedes Volk hat seine besondere Aufgabe“ (GA 121, 168) und: „Das, was der gesamten Menschheit gegeben wird, gegeben werden muss, kann zwar an diesem oder jenem Ort [d.h. bei einem bestimmten Volk – AM] entspringen, gegeben werden muss es aber der gesamten Menschheit“ (ebd., 197). Das klingt zwar sehr schön, doch entstehen die Hierarchisierungen in Steiners Modell dadurch, dass im Lauf der kosmischen Evolution eben bestimmte Völker und ‚Rassen‘ ihre Aufgabe hinter sich oder erst vor sich haben sollen. Da hilft es auch nicht, dass die Kommentatoren den amerikanischen Religionshistoriker James Santucci mit der Aussage zu zitieren, dass die theosophische Rassenlehre „not racist in intent“ sei (vgl. Santucci: The Notion of Race in Theosophy, in: Nova Religio, Vol. 11, Issue 3/2008, 37). Zum einen ist Santuccis Aufsatz stark apologetisch, zum anderen beschäftigt er sich vor allem mit dem Rassenbegriff der Blavatsky-Theosophie.
Wenn die Anthroposophie von Kritikern unter theosophische Strömungen subsummiert wird, ist die anthroposophische Reaktion meist lautstarke Empörung. Dem entlastenden Urteil Santuccis sind die Herausgeber der GA aber anscheinend so dankbar, dass sie gern in den mütterlichen Schoß der reingewaschenen Adyar-Theosophie zurückkehren. Santuccis Aufsatz befindet sich in derselben Ausgabe der Zeitschrift „Nova Religio“ wie ein Aufsatz von Peter Staudenmaier mit dem Titel „Race and Redemption. Racial an Ethnic Evolution in Rudolf Steiner’s Anthroposophy“, in dem die rassentheoretischen Sequenzen der Steinerschen Evolutionslehre klar zur Sprache kommen (ebd., 4-36). Santucci zur Theosophie zur zitieren und den benachbarten Aufsatz von Staudenmaier zu ignorieren ist, milde gesagt, dreist. Insbesondere, weil man keineswegs auf den Theosophen Santucci zurückgreifen muss, um die Feststellung zu finden, dass Steiner „not racist in intent“ war:
„Wenn Rassismus die Bindung wichtiger Elemente der Anthropologie an augenblicklich existierende Rassen bedeutet, seien diese biologisch oder spirituell definiert, dann kann man Steiner als Rassisten bezeichnen. Es wäre hilfreich, wenn manche Anthroposophen zugestehen würden, daß dies keine schlicht polemische Aussage ist, sondern in der kontextualisierenden Deutung des historischen Materials gründet. Zugleich aber gibt es bei Steiner Versuche, die deterministischen Konsequenzen dieses Denkens zu brechen, und es wäre gut, wenn viele Kritiker zur Kenntnis nehmen würden, daß Steiner kein Rassist sein wollte; aus diesem Grund spreche ich lieber von Steiners Rassentheorie als von Rassismus. Aber diese abgemilderte Begrifflichkeit birgt für die politische Debatte das Problem einer möglicherweise voreiligen Salvierung Steiners. Denn es gibt neben philanthropischen Anthroposophen solche, die rassistisch denken, wie es bei den Kritikern verständnisvolle neben blindwütigen gibt.“ (Zander: Anthroposophie in Deutschland, a.a.O., 636 – Hervorhebung AM)
„It is certainly true that Zander notes that Steiner did not want to be a racist (I note the same thing myself, for what it’s worth), but this simply has nothing to do with whether some of Steiner’s statements about race are racist. Racist beliefs do not become racist because the people who hold them „want to be racist“. In order to determine whether a particular set of ideas about race is racist, we need to look at the content of those ideas, not at the intentions or wishes of the person who espoused them.“ (Peter Staudenmaier, waldorf critics, 6.3.2009)
Auch dieses Missverständnis ist freilich nicht spezifisch anthroposophisch (vgl. die Reaktionen auf Günther Grass‘ „Was gesagt werden muss“). Nahezu typisch für anthroposophische Bücher zu diesem Thema ist aber die ungläubige Ratlosigkeit, die die Lektüre dieser neu herausgegebenen Kriegsvorträge hinterlässt. Der Eindruck ist noch gravierender, weil diese Kommentare mit einer profunden Detailkenntnis geschrieben sind, immerhin stellenweise historisch-kritische Maßstäbe erfüllen und eine wertvolle Auswahl an eigens recherchiertem Kontext- und Hintergrundmaterial bieten. Diese Mischung aus präziser Sachkenntis und absoluter Kritiklosigkeit ist nebenbei auch eines der irritierenden Merkmale im Auftreten von Walter Kugler.
Dass die Steiner-Nachverwaltung eine kritische Ausgabe der Steinerschen Werke bisher (aus welchen Gründen auch immer) nicht auf den Weg gebracht hat, ist bedauerlich, aber politisch unproblematisch. Die Affirmation von Steiners Rassenlehre spielt in einer anderen Liga – hier wird ein evolutionärer Sozialdarwinismus nicht nur kolportiert, sondern kulturalistisch neu legitimiert. Noch steht die Herausgabe des von der BPjM inspizierten Vortragsbands GA 121, „Die Mission einzelner Volksseelen“ aus, was Bohlen bewusst (und unangenehm) ist:
„Als Beispiel für einen Rückstand in der Editionsarbeit des Archivs nennt Bohlen die Tatsache, dass bisher nur ein Band der kommentierten Ausgabe des Volksseelen-Zyklus von Rudolf Steiner vorliegt, die bereits 2008 von der deutschen Prüfstelle für jugendgefährdende Medien gefordert worden sei. ‚Wir hatten zugesagt, das so zügig wie möglich zu erstellen. Da sind wir jetzt am Anschlag, das hat oberste Priorität.'“ (NNA)
Da darf man gespannt sein, aber interpretative Kurswechsel sind höchst wahrscheinlich nicht mehr zu erwarten.
Entry filed under: Anthroposophie & Rassismus, Christian Clement, Erster Weltkrieg, SKA, Verschwörungsdenken.
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1.
Martin | 17. Mai 2012 um 7:47 pm
Hallo Ansgar,
ein sehr interessanter Artikel, obwohl er für mich teilweise schwer auszuhalten war.
Wo liegt deiner Meinung die Abgrenzung zwischen Rassismus mit Auswirkungen und einer Rassentheorie?
Siehst du die Rassentheorie Steiners ( deine Einschätzung) und die mitunter antisemitischen Aussagen Steiners ursächlich für die Greueltaten der Nazis oder wie weit empfindest du sie als wirklich gefährdend für die Jugend?
Ohne es herunterspielen zu wollen, ich habe dabei etwas die Befürchtung einer konstruierten self fulfilling prophecy, respektive kann ich mir nur schwer vorstellen, dass viele „Glatzen“ Steiner lesen.
Welche anderen Ursachen würdest du für die Entstehung der Verbrechen im Nationalsozialismus noch benennen wollen?
Anmerkmung AM
Hallo Martin,
Der Unterschied zwischen einer Rassentheorie und Rassismus mit Auswirkungen sind die Auswirkungen – wenn ich annehme, dass Du mit Auswirkungen Mord und Totschlag meinst. Das halte ich aber für missverständlich, weil es ja auch ideelle Auswirkungen im Sinne von REZEPTION gibt. Im Falle der Steinerschen Rassentheorie waren die Auswirkungen sehr breit und in der Praxis widersprüchlich: So konnte man unter Berufung auf Steiner Waldorfschulen in Südafrika während der Apartheid gründen, um den armen ‚Kindern aus Afrika‘ bei ihrer Kulturentwicklung zu helfen (ein Kulturchauvinismus, wie er in vielen karitativen Organisationen bis heute auftaucht). Oder man konnte, wie Max Stibbe (eine wichtige Figur in der niederländischen Waldorfbewegung), ebenfalls unter dem Eindruck des Steinerschen Rassedenkens, im Gegenteil die Apartheid gutheißen.
Man konnte, wie Ita Wegman, den Nazismus ablehnen und als verderbt, verlogen und unterdrückerisch erkennen, oder ihn, wie Richard Karutz, begeistert affirmieren. Und all das sind schon „Auswirkungen“. Die anthroposophische Rassenlehre Steiners stand in Spannung zu seiner Ich-Philosophie und beide im Kontext der „Weltentwickelung“ zum universalen Geistigen. Dieses Evolutionspanorama konnten Anthroposophen naheliegenderweise politisch so deuten und auslegen, wie es zu ihren konkreten politischen Einstellungen passte, die oftmals außeranthroposophische Wurzeln hatten. Staudenmaier hat hier als treffendes Paar einerseits Hugo Bergman, bekennender Zionist, und Karl Heise, Verschörungsdenker und Antisemit, genannt – beide fanden in der Anthroposophie „eine geistige Heimat“ und es ist Blödsinn, so zu tun, als sei die Anthroposophie ‚in Wahrheit‘ anti- bzw. profaschistisch.
Zwischen Steiners Rassentheorie und den Nazis sehe ich keine direkten Verbindungen. Es gab Nazis, die Anthroposophen und Anthroposophen, die Nazis waren (und viele Zwischengrade) aber weder war in der Vorgeschichte der NSDAP die Anthroposophie bedeutsam noch umgekehrt. Dafür sind die Rassenpassagen in Steiners Werk auch zu marginal. Allerdings war Steiners „Deutschtums“-Emphase für sehr viele Anthroposophen eine Einstiegsdroge, die sie den Nationalsozialismus befürworten ließ (während wiederum andere Anthroposophen die Nazis unter Berufung darauf ablehnten). Auffälligerweise waren am Holocaust deutsche Anthroposophen nicht beteiligt, während sich die Kollegen aus Italien in der antisemitischen Rassegesetzgebung engagierten. Überhaupt halte ich die Annahme, der Faschismus sei durch okkulte Quellen angeregt worden, für verschwörungstheoretisch, siehe Ulrich Linse, Nicholas Goodrick-Clarke et al.
Anzunehmen, durch Steiners Bücher würden Jugendliche zu „Rassisten“ werden, halte ich für eine Beleidigung von Jugendlichen, wie ich auch in meinem verlinkten Artikel „Die Rache des Steiner-Verlags“ geschrieben habe. Ich glaube kaum, dass jemand heute ursächlich durch diese Schriften zu Rassenhass kommt (da wäre der Einstieg in rassistisches und antisemitisches Denken bei den diversen antiimperialistisch-linken oder rechten Gruppierungen unserer Tage einfacher). Tatsächlich betrachteten die beiden Anreger des BPjM-Verfahrens ihre beim Familienministerium eingereichten Gutachten (die dann zur Einschaltung der BPjM führten), als “ultima ratio, doch noch eine wirkliche Diskussion zur Anthroposophie und damit zur Waldorfpädagogik in Gang zu setzen” (http://www.stern.de/panorama/waldorfschulen-gruender-der-neger-hat-ein-starkes-triebleben-596962.html). Das pädagogische Anliegen, sofern vorhanden, war also nachgeordnet. ABER das Urteil der BPjM ist treffend, das ist keine Entlastung der Texte Steiners und der scheinbar nachlässigen bzw. völlig unkritischen Herausgeber.
Dezidiert politisch rechte Anthroposophen gibt es durchaus (Haverbeck, Molau, Schaub), die sozialdemokratischen bzw. grünen Elemente überwiegen aber in der Anthroposophie der letzten Jahrzehnte.
Ich denke, Ihre Fragen habe ich schon in früheren Artikeln ausführlich beantwortet, siehe daher auch:
„Ja, gewiss kam es zu Spannungen…“ – Ein Interview mit Peter Staudenmaier. Prof. Peter Staudenmaier über Rudolf Steiners Rassismus und Antisemitismus, deren Stellung im “Mainstream der damaligen Esoterik” und die ideologischen Überschneidungen mit dem Nationalsozialismus.
https://waldorfblog.wordpress.com/2012/05/07/staudenmaier/
————-
Rudolf Steiners Rassenlehre – wie der „Bund der Freien Waldorfschulen“ Steiners Rassismus vertuscht
http://www.ruhrbarone.de/rudolf-steiners-rassenlehre/
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Anthroposophie im Widerstand
https://waldorfblog.wordpress.com/2012/03/20/anthroposophie-im-widerstand/
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Hitler, Steiner, Mussolini – Andreas Lichte, Faschismus und das leidige “Differenzieren”
https://waldorfblog.wordpress.com/2012/02/27/lichte-steiner-mussolini/
2.
Martin | 18. Mai 2012 um 6:45 am
Erstmal Danke für die ausführliche Antwort – Muss ich erstmal „einordnen“ 😉
3.
Andreas Lichte | 18. Mai 2012 um 7:43 am
Sehr geehrter Herr Martins,
Sie schreiben: „Auffälligerweise waren am Holocaust deutsche Anthroposophen nicht beteiligt“
Woher wissen Sie das? Können Sie endgültig ausschliessen, dass deutsche Anthroposophen am Holocaust beteiligt waren?
Peter Staudenmaier wählt – als Historiker, Wissenschaftler – in diesem Zusammenhang eine vorsichtigere Formulierung:
Peter Staudenmaier, „Der deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit völkischer Bewegung und Nationalsozialismus“, Seite 16:
„Anders als im faschistischen Italien waren deutsche Anthroposophen OFFENBAR nicht an Judenverfolgungen beteiligt.“
–
Dazu meine per mail an Peter Staudenmaier gestellten Fragen (nach der Antwort können Sie ihn selber fragen, ich veröffentliche keine mails von Peter Staudenmaier):
»3.) auf Seite 16 heisst es:
„Anders als im faschistischen Italien waren deutsche Anthroposophen offenbar nicht an Judenverfolgungen beteiligt.79“
Lese ich das „offenbar“ richtig als: „wir wissen es (noch) nicht“?
Ich bin jedenfalls überrascht, nach allem was wir inzwischen über die italienischen Anthroposophen wissen …
Steht „nicht an Judenverfolgungen beteiligt“ nicht im Widerspruch zu:
a.) der anthroposophischen Aktivität in den KZs? (siehe meine Frage 2.)
b.) Otto Ohlendorf, Unterstützer der Anthroposophie:
http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Ohlendorf
„1941 übernahm er [Ohlendorf] zusätzlich auf Anweisung von Heinrich Himmler die Leitung der Einsatzgruppe D in der Sowjetunion, die er bis Juni 1942 innehatte. DieSS-Einsatzgruppen hatten u.a die Aufgabe, die in den eroberten Gebieten lebenden Juden und Zigeuner sowie Führungskader der Kommunistischen Partei der Sowjetunion zu vernichten.[1] Ohlendorf war damit verantwortlich für die Ermordung von ungefähr 90.000 Menschen. Ausdrücklich erteilte er den Einsatzgruppen-Chefs den Befehl und bestätigte ihn am 1. August 1941, „dass in Zukunft alle erfassten Juden aus rassischen Gründen zu erschießen seien“.[2]“«
–
zu „(siehe meine Frage 2.)“
2.) auf Seite 18 heisst es:
»Pohl war für das Netzwerk biologisch-dynamischer Höfe bei verschiedenen Konzentrationslagern zuständig, u. a. in Dachau und Ravensbrück.88 Das Dachauer Gut wurde von dem Anthroposophen und SS-Offizier Franz Lippert beaufsichtigt, der vorher Obergärtner bei Weleda gewesen war.“ (…)«
Anmerkung AM
Sehr geehrter Herr Lichte,
wie Sie wissen, steht und fällt Geschichtsschreibung mit den Quellen. Wenn eine auftaucht, die eine anthroposophische Beteiligung an der antisemitischen Rassegesetzgebung o.ä. schlagend nachweist, ist diese Frage beantwortet. Angesichts der Tatsache, dass wir über Anthroposophen im NS-Faschismus um ein vielfaches besser informiert sind als über Anthroposophie im italienischen Faschismus, würde es mich, anders als Sie, allerdings überraschen, wenn solche wichtigen Fakten bisher einfach übersehen worden wären – haben Sie Indizien, die dafür sprechen? Meines Wissens gibt es trotz einer sehr differenziert erforschten Geschichte der Anthroposophie im Nationalsozialismus zumindest bisher keine Belege dafür, und das, obwohl wir eine Menge anthroposophischer Biographien dieser Zeit im Detail kennen.
Fest steht: 1933 war die deutsche Bevölkerung von rechts bis links in beträchtlichem Maße antisemitisch eingestellt, das war keine Sache der späteren Nazi-Eliten. Auch Anthroposophen schwammen hier voll im Mainstream und waren damit Teil des ideologischen Bodensatzes, auf dem die Rassengesetze aufbauten.
Otto Ohlendorf war eine immens gebildete, mit reichem Allgemeinwissen um sich werfende Figur. Die Anthroposophie war eine von vielen geistigen Strömungen, mit der er sich beschäftigt hatte und die ihm anscheinend sympathisch war. In Littells „Die Wohlgesinnten“ wird er sehr treffend und in der ganzen makaberen Bildungspracht dargestellt. Ohlendorf ist ein erschreckendes Beispiel dafür, wie reflektiert, humanistisch gebildet usw. die Massenmöder des Nazistaats sein und agieren konnten. Er war allerdings kein Anthroposoph.
Ein weiteres Problem ist, zu entscheiden, wie spezifisch anthroposophisch der Rassenhass der engagiert faschistischen Anthroposophen war: Scaligeros Rassentheorie beispielsweise stimmt in den Grundlagen vollständig mit der von Julius Evola überein, von der ausgehend er Steiner interpretierte, Richard Karutz war als Ethnologie-Professor mit seinem widerlichen Rassismen auch schon unterwegs, bevor er 1920 auf die Anthroposophie stieß. Hier finde ich Staudenmaiers Ausdruck der „Gemengelage“ zwischen verschiedenen völkischen und esoterischen Ideologien passend.
Pohl oder Lippert – für eindrucksvoller halte ich Sigmund Rascher, der sich von der Anthroposophie distanzierte, während er die biodynamische Landwirtschaft Himmler schmackhaft machen wollte – sind bekannte Beispiele. Ob sie ihre Gärten allerdings aus Judenhass betrieben, wage ich zu bezweifeln. Sie waren wie viele Anthroposophen und noch mehr Nicht-Anthroposophen in den Nazistaat eingebunden, aber den Rang und den Vernichtsungswillen eines Martinoli, geschweige denn ein vergleichbares Engagement sehe ich da nicht. Heydrichs Duldsamkeit gegenüber der biodynamischen Landwirtschaft rührte dabei eben auch von seiner Überzeugung her, dass das Gros der demeter-Landwirte „von der eigentlichen Lehre der Anthroposophie nicht ergriffen wurde“. Er glaubte, die anthroposophische „Verseuchung“ dadurch rückgängig machen zu können, dass „den führenden Vertretern der Anthroposophie eine weitere anthroposophische Betätigung unmöglich gemacht wird.“ (vgl. Heydich an Darré, 18.10.1941, in: Arfst Wagner: Dokumente und Briefe zur Geschichte der anthroposophischen Bewegung und Gesellschaft in der Zeit des Nationalsozialismus, Rendsburg 1992, Bd. 3, 35).
Eine Forschungsfrage, die ich tatsächlich weder bei Uwe Werner noch Peter Staudenmaier beantwortet finde, ist, wie weit die Weleda-Akteure von den Verbrechen Sigmund Raschers wussten. Dessen Versuche unterlagen strikter Geheimhaltung, die Weleda-Frostschutzcreme wurde nicht nach Dachau, sondern an Raschers Privatadresse geliefert und ob und wem er trotz Verbots von deren Anwendung bei Menschenversuchen möglicherweise berichtet hat, ist nicht dokumentiert, lässt sich also erst einmal nicht entscheiden. Gegen die Behauptung, die Weleda habe Rascher nur beliefert, um ihren Fortbestand zu sichern, argumentiert Werner, dass deren Fortbestand bereits 1942 gesichert gewesen sei. Staudenmaier hält zwar das Argument, die Weleda habe von den Menschenversuchen nicht gewusst, für „plausible“, aber weist auf weitere Kontakte der Weleda zu SS und Wehrmacht im Kontext Rascher hin.
4.
Andreas Lichte | 18. Mai 2012 um 4:03 pm
Sehr geehrter Herr Martins,
Sie schreiben: „Angesichts der Tatsache, dass wir über Anthroposophen im NS-Faschismus um ein vielfaches besser informiert sind als über Anthroposophie im italienischen Faschismus, würde es mich, anders als Sie, allerdings überraschen, wenn solche wichtigen Fakten bisher einfach übersehen worden wären – haben Sie Indizien, die dafür sprechen?“
Ich habe Peter Staudenmaier eine plausible Frage gestellt, die er wie eine plausible Frage beantwortet hat. Anders als Sie. Aber wir gesagt, ich veröffentliche keine vertraulichen mails von Peter Staudenmaier, fragen Sie ihn selber.
Sind wir, wie Sie suggerieren, über die Anthroposophie im Nationalsozialismus tatsächlich umfassend informiert? Peter Staudenmaier vertraue ich als Quelle, dem Anthroposophen Uwe Werner nicht:
Ich habe Ihnen kürzlich als Ko-Adressat eine mail an Uwe Werner geschickt, mit Fragen zur Aufarbeitung der Rolle des Anthroposophen Massimo Scaligero im italienischen Faschismus:
Finden Sie den ursprünglichen biographischen Eintrag der „Forschungsstelle Kulturimpuls“ zu Massimo Scaligero objektiv, vertrauenswürdig?
Nach Erscheinen meines Artikel
„Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute“, http://www.ruhrbarone.de/hitler-steiner-mussolini-anthroposophie-und-faschismus-gestern-und-heute/
war die Biographie von „Massimo Scaligero“ plötzlich „in Überarbeitung“:
http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1363
Anmerkung AM
Sehr geehrter Herr Lichte,
Dann sollten Sie sich ein Beispiel an Staudenmaier nehmen und meine an Sie gerichtete Frage beantworten, statt sie (wie so oft) einfach zu übergehen.
Sie schreiben: „Sind wir, wie Sie suggerieren, über die Anthroposophie im Nationalsozialismus tatsächlich umfassend informiert?“ Würden Sie lesen, was ich geschrieben habe, könnten Sie sich diese Frage selbst beantworten. Ich schrieb: „Angesichts der Tatsache, dass wir über Anthroposophen im NS-Faschismus um ein vielfaches besser informiert sind als über Anthroposophie im italienischen Faschismus…“. Über einen Sachverhalt „um ein vielfaches besser informiert“ zu sein als über einen anderen, heißt, wie Ihnen klar sein dürfte, nicht, dass man darüber „umfassend informiert“ wäre. Denn über Anthroposophen im Nationalsozialismus SIND wir doch in groben Zügen und vielen Details informiert (was, noch einmal extra für Sie, nicht heißt, dass wir alles wissen 😉 ). Es liegt auch über die Arbeiten von Staudenmaier 2010, Werner 1999, Bierl 1999, Zander 2001 hinaus einiges an anthroposophischen und nichtanthroposophischen Arbeiten und Detailfunden vor. Das ist bei Anthroposophen im Italienischen Faschismus schlicht viel dünner. Und nebenbei handelt es sich dabei keineswegs, wie Sie irrtümlich schreiben, um „Quellen“, sondern es handelt sich um Sekundärliteratur. Quellen gibt es sicher noch einige und vielleicht ist da ja auch noch was nach Ihrem Geschmack dabei. Zu Anthroposophen im Italienischen Faschismus gibt es dagegen, wie gesagt, bisher nur wenige Arbeiten.
Werners Buch ist eine detaillierte und gewissenhafte Recherche, die vielfach ausführlicher ist als Staudenmaiers Diss., aber einseitig, da sie sich vor allem auf organisatorische Schritte beschränkt und beispielsweise Staudenmaiers Hauptfokus, die Diskursüberschneidungen zwischen Okkultismus und Faschismus, zu wenig berücksichtigt, und etwa Rittelmeyer zu entlastend interpretiert. Dafür greift er auf viele anthroposophische Nachlässe und Archive zu, die Staudenmaier nicht berücksichtigen konnte, ob Ihnen das nun gefällt oder nicht. Leider hat er zu Rascher und der Weleda eben auch nicht viel mehr zu sagen als Staudenmaier.
Ihr Argument, Anthroposophen seien als „Quellen“ nicht ernstzunehmen, greift schlicht zu kurz: Ohne die Arbeiten von Robin Schmidt (ebenfalls Forschungsstelle Kulturimpuls) über die Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft wäre auch die kritische Steinerforschung über viele Vorgänge noch im Unklaren – der Scaligeroartikel hin oder her. Das gilt auch für Arbeiten von Emil Bock, Selg, Lindenberg oder Kugler, wie auch immer problematisch deren Urteile über das zutage geförderte Material sein mögen.
Sie schreiben: „Finden Sie den ursprünglichen biographischen Eintrag der „Forschungsstelle Kulturimpuls“ zu Massimo Scaligero objektiv, vertrauenswürdig?“. Auch diese Frage könnten Sie sich selbst antworten, würden Sie lesen, was ich schreibe. Zum Scaligero-Eintrag siehe auf diesem Blog:
https://waldorfblog.wordpress.com/2012/03/18/die-unendliche-geschichte/
Historische „Objektivität“ halte ich allerdings für eine bestenfalls asymptotische Kategorie.
5.
Andreas Lichte | 18. Mai 2012 um 5:23 pm
Sehr geehrter Herr Martins,
ich erinnere mich sehr wohl daran, was Sie zur Biographie von „Massimo Scaligero“ bei der „Forschungsstelle Kulturimpuls“ gesagt haben.
Vor allem erinnere ich mich aber daran, dass ich Ihnen selbst den ursprünglichen Eintrag der „Forschungsstelle Kulturimpuls“ zu „Massimo Scaligero“ geschickt habe, den ich, um eine Vertuschung zu verhindern, archiviert hatte.
Uwe Werner ist Mitarbeiter der „Forschungsstelle Kulturimpuls“:
http://www.kulturimpuls.org/index.php?id=467
Wenn Sie Uwe Werner nach der Scaligero-Affäre weiterhin als vertrauenswürdigen Historiker betrachten, ist das Ihre Entscheidung, die ich allerdings nicht nachvollziehen kann.
Anmerkung AM
Wenn Sie sich daran erinnern, umso besser. Diese Scaligero-Biographie liegt allerdings auch weiterhin gedruckt vor, nämlich in Bodo von Plato (Hg.): Anthroposophie im 20. Jahrhundert. Ein Kulturimpuls in biographischen Porträts, Dornach 2003, 695ff. Das buch steht anscheinend nicht in Ihrem, sehr wohl aber meinem Regal.
Werners Buch enthält eine Vielzahl von Informationen und druckt sehr viele Originaltexte dieser Zeit ab, an denen weder Sie noch Massimo Scaligero etwas ändern können. Es geht hier nicht um Werners Person, sondern um eine bestimmte Publikation. Die ist ergänzungsbedürftig und jetzt vor allem mit der Diss. von Staudenmaier abzugleichen, aber zur Information über das Thema „Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus“ außerordentlich hilfreich.
6.
Andreas Lichte | 18. Mai 2012 um 5:48 pm
„Es geht hier nicht um Werners Person, sondern um eine bestimmte Publikation. Die ist ergänzungsbedürftig und jetzt vor allem mit der Diss. von Staudenmaier abzugleichen …“
Wenn Sie meinen, ein anthroposophischer Historiker habe nur unbeabsichtigt einen kleinen Fehler gemacht, muss ich Ihnen deutlich widersprechen, Zitat Lichte:
„(…) Rezeption [von Massimo Scaligero] heute
In Wikipedia, der Enzyklopädie mit der grössten Reichweite, gibt es keinerlei Hinweis auf Scaligeros faschistischen Hintergrund (siehe oben), und das obwohl es eine breite Forschungsarbeit zur Geschichte der faschistischen Rassenpolitik gibt, die Scaligeros Rolle in der rassistischen Kampagne diskutiert.
Scaligeros faschistische Texte finden sich auf Websites der italienischen Neofaschisten, so beispielsweise auf einer Literaturliste des „Centro Studi La Runa“, zu dessen Mitgliedern Gianluca Casseri – der “italienische Breivik”, rassistischer Mörder von Florenz gehörte.
Es ist also schlicht unmöglich, Scaligeros Faschismus zu „übersehen“. Das ist Absicht, denn wie sollten Anthroposophen sonst Scaligeros Leben und Werk feiern, wie es die „Anthroposophische Gesellschaft Italiens“ im Dezember 2006 zu Scaligeros hundertstem Geburtstag tat?
Aber wie sollte eine historische Aufarbeitung auch aussehen? Scaligeros Rolle im Faschismus liesse nichts anderes zu, als sich vollständig, unmissverständlich, und endgültig von ihm zu distanzieren. Dann bestünde aber die Gefahr eines „Domino-Effekts“, denn Scaligero führt „nur“ das Werk seines Vorbilds, des Rassisten Rudolf Steiner, fort. Wenn Scaligero stürzt, fällt dann auch Rudolf Steiner? (…)“
Quelle: “Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute”, http://www.ruhrbarone.de/hitler-steiner-mussolini-anthroposophie-und-faschismus-gestern-und-heute/
Anmerkung AM
Nicht Uwe Werner, sondern Letizia Mancino hat die besagte Scaligero-Biographie verfasst. Ich dagegen spreche von Uwe Werner: Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus, München 1999. Selbst wenn (wenn!) Werner für die Endredaktion in von Platos Biographien-Projekt verantwortlich gewesen wäre, sagte das erst einmal nichts über die Diskussion und Kritik seines Buchs aus.
Wie Sie wissen, ist mir Ihr nun schon zum zweiten Mal verlinkter Artikel bekannt. Scaligeros Rassenlehre und Aristokratismus stimmen allerdings übrigens weit weniger mit Steiner überein als mit seinem früheren Lehrer Julius Evola, auf dessen Basis er auch Steiner interpretierte. Siehe:
https://waldorfblog.wordpress.com/2012/02/27/lichte-steiner-mussolini/
7.
Andreas Lichte | 18. Mai 2012 um 6:22 pm
Sehr geehrter Herr Martins,
Massimo Scaligero war bis vor kurzem – bis zum Erscheinen meines Artikels – eine „Galionsfigur“ der Anthroposophie, ein Vorzeige-Anthroposoph. Genauso war auch die Biographie der „Forschungsstelle Kulturimpuls“ geschrieben.
Nun kommen Sie daher, und sprechen Massimo Scaligero kurzerhand ab, dass er Anthroposoph war … es gilt ja Schaden von der Anthroposophie abzuwenden!
Ich habe auch Jana Husmann Ihr Vorgehen geschildert – was denken Sie, wie darauf reagiert hat?
Anmerkung AM
Ich spreche Scaligero nicht ab, dass er Anthroposoph war. Warum auch. Seine Rassenlehre lässt sich allerdings nicht aus der Steiners, sondern Evolas plausibel ableiten. Ihre Behauptung, Scaligero führe „nur“ Steiner weiter, ist schlicht und simpel falsch. Hier geht es nicht um Be- oder Entlastung, sondern ideengeschichtliche Rekonstruktion. Wenn die Ihnen persönlich unlieb ist, ist das Ihre Sache. Wenn Ihnen an authentischer Rekonstruktion nicht so viel liegt wie einer Belastung der Anthroposophie um jeden Preis, ist das ebenfalls Ihre Sache.
Ihre Unterstellung, ich würde Scaligero sein ‚Anthroposoph-sein‘ absprechen, ist eine schlichte LÜGE (natürlich wurde Scaligero zum Anthroposophen und einem überaus einflussreichen obendrein, das habe ich auch nirgendwo bestritten. Ich habe herausgestellt, dass sein Rassismus demjenigen Evolas glich wie ein Ei dem anderen).
Wenn Sie diese Lüge auch Jana Husmann erzählt haben, wird sie natürlich und zurecht alles andere als erfreut gewesen sein.
Zum wiederholten Mal: Schreiben Sie eine Gegendarstellung und weisen Sie nach, dass Scaligero vor seiner Begegnung mit der Anthroposophie kein Faschist war, dass er Evola nicht gekannt und dessen Rassenlehre nicht vor der Steiners zur Kenntnis genommen hat. Wenn Sie das plausibel ableiten, korrigiere ich mein Urteil sofort und umstandslos – gerne veröffentliche ich auch eine Korrektur auf diesem Blog. Nach meinem Informationsstand sieht das allerdings anders aus.
8.
A.M. | 18. Mai 2012 um 6:39 pm
Zu Evola und der Anthroposophie siehe auch Staudenmaiers Dissertation:
“Scaligero’s mentor for much of the Fascist period was the established esoteric author Evola, whom he first met in 1930 … In the 1920s and 1930s Evola was at times quite critical of anthroposophy as a rival form of esotericism, but maintained good relationships with various Italian anthroposophists. In the eyes of Fascist authorities, such distinctions sometimes seemed trivial, and Evola was occasionally classified as an anthroposophist himself. The course of Scaligero’s dual affiliation with Evola and anthroposophy is thus difficult to trace with precision. One plausible hypothesis is that Scaligero developed from an acolyte of Evola into an anthroposophist from the mid-1930s to the early 1940s. This analysis is consistent with Scaligero’s published work during the period in question, and is supported by several retrospective anthroposophical sources.”
und H.T. Hakel:
“Evolas zeitweiliger magischer und intellektueller Weggefährte Massimo Scaligero (ps. Antonio Massimo Sgabelloni, 1906-1980), der bisheute eine ansehnliche Zahl von Anhängern um sich schart, meinte in seiner esoterischen Lebensgeschichte Dallo Yoga alla Rosacroce … , dass bei Evola eben „die ursprüngliche innere Qualität, die imaginative Magie, die für den modernen Sucher der Zielpunkt ist“, bereits von Natur aus gegeben war … Dafür wurde er später einer der besten Freunde Evolas und war sogar Teil der Schutzgarde, die Evola gegen faschistische Schlägertruppen verteidigte. Später hat er sich unter dem Einfluss von Giovanni Colazza, den er über Evola kennengelernt hatte, der Anthroposophie angenähert.” (Hakl: Julius Evola and the Group of Ur, Manuskript, S. 7-13, inzwischen veröffentlicht in: Gnostika 12/2011).
9.
Andreas Lichte | 18. Mai 2012 um 7:51 pm
die Tatsache, dass Massimo Scaligero über den BERÜCHTIGTEN Faschisten Evola Berührung mit der Anthroposophie bekam, VERSCHÄRFT den Sachverhalt doch noch erheblich, GEGEN die Anthroposophie
Anmerkung AM
Es spricht in der Tat GEGEN die Anthroposophie bzw. vor allem die konkreten anthroposophischen Autoren, die Scaligero rezipieren, dass sie sich nicht einmal von einer Rassenlehre distanzieren können/wollen, die offenbar ganz andere Dimensionen hat als die von Rudolf Steiner. Die im obigen Artikel beanstandete zwanghafte ‚Not‘ zu reflexionsloser Apologie findet an Beispielen wie Scaligero ihre erschreckendste Manifestation. Ähnlich der Fall Karl Heise – der aus alldeutschen und ariosophischen Kreisen zu Steiner kam und UNTERSTÜTZT durch Steiner dort seine antifreimaurerischen Thesen veröffentlichte – ihren erschreckendsten Niederschlag.
Die Tatsache, dass Scaligero von Anthroposophen in Evolas Umkreis zur Anthroposophie kam, führt allerdings eben auch Ihre Darstellung ad absurdum, dass er „nur“ Steiner fortgeschrieben habe.
10.
Andreas Lichte | 4. Juli 2012 um 7:26 am
Ein e-mail-Austausch mit Uwe Werner, Goetheanum, Autor von „Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus: (1933-1945)“.
Dieser e-mail-Austausch dokumentiert, dass Anthroposophen nicht bereit sind, an der Aufklärung der Rolle der Anthroposophie im Faschismus mitzuarbeiten:
………………………………………………………………………………………….
Von: Andreas Lichte
Datum: 16. Mai 2012 09:29:25 MESZ
An: Uwe Werner, Goetheanum
Kopie: Celia Schönstedt, Pressesprecherin beim Bund der Freien Waldorfschulen / Ansgar Martins
Blindkopie: Peter Staudenmaier
Betreff: Forschungsstelle Kulturimpuls Massimo Scaligero anthroposophische Beteiligung am Holocaust
Sehr geehrter Herr Werner,
als Mitarbeiter der “Forschungsstelle Kulturimpuls”:
http://www.kulturimpuls.org/index.php?id=467
können Sie mir sicher erklären, wie die Biographie von “Massimo Scaligero” entstanden ist:
http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1363
.
Die Biographie von Massimo Scaligero befindet sich “in Bearbeitung” seit mein Artikel über Peter Staudenmaiers Forschung erschien, siehe unten.
.
Hier meine Fragen:
– wie kam der biographische Eintrag der “Forschungsstelle Kulturimpuls” zu “Massimo Scaligero” zustande?
– wer war dafür verantwortlich?
– wer ist für die “Überarbeitung” verantwortlich?
– wann wird der aktualisierte Eintrag veröffentlicht?
– was sagen Sie zur anthroposophischen Beteiligung am Holocaust?
.
Mit freundlichen Grüssen
Andreas Lichte
[hier eine Kopie des Artikels: „Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute“]
………………………………………………………………………………………….
Von: Andreas Lichte
Datum: 25. Mai 2012 09:36:07 MESZ
An: Uwe Werner, Goetheanum
Kopie: Celia Schönstedt, Pressesprecherin beim Bund der Freien Waldorfschulen / Ansgar Martins
Blindkopie: Peter Staudenmaier
Betreff: Ihre Antwort / Stellungnahme
Sehr geehrter Herr Werner,
ich möchte Sie bitten, mir meine e-mail, unten, zu beantworten – als offizielle Stellungnahme.
Prof. Peter Staudenmaier ist über meine Anfrage bei Ihnen informiert. Ihre Stellungnahme werde ich an ihn weiterleiten.
Mit freundlichen Grüssen
Andreas Lichte
.
Anfang der weitergeleiteten E-Mail:
Von: Andreas Lichte
Datum: 16. Mai 2012 09:29:25 MESZ
An: Uwe Werner, Goetheanum
Kopie: Celia Schönstedt, Pressesprecherin beim Bund der Freien Waldorfschulen / Ansgar Martins
Blindkopie: Peter Staudenmaier
Betreff: Forschungsstelle Kulturimpuls Massimo Scaligero anthroposophische Beteiligung am Holocaust
Sehr geehrter Herr Werner,
als Mitarbeiter der “Forschungsstelle Kulturimpuls”:
http://www.kulturimpuls.org/index.php?id=467
können Sie mir sicher erklären, wie die Biographie von “Massimo Scaligero” entstanden ist:
http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1363
.
Die Biographie von Massimo Scaligero befindet sich “in Bearbeitung” seit mein Artikel über Peter Staudenmaiers Forschung erschien, siehe unten.
.
Hier meine Fragen:
– wie kam der biographische Eintrag der “Forschungsstelle Kulturimpuls” zu “Massimo Scaligero” zustande?
– wer war dafür verantwortlich?
– wer ist für die “Überarbeitung” verantwortlich?
– wann wird der aktualisierte Eintrag veröffentlicht?
– was sagen Sie zur anthroposophischen Beteiligung am Holocaust?
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Mit freundlichen Grüssen
Andreas Lichte
[hier eine Kopie des Artikels: „Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute“]
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Von: Uwe Werner, Goetheanum
Datum: 28. Mai 2012 17:52:18 MESZ
An: Andreas Lichte
Betreff: Re: Ihre Antwort / Stellungnahme
Sehr geehrter Herr Lichte,
wenn Herr Staudenmaier Fragen an mich hat, so erwarte ich diese gerne von ihm selbst.
Von meiner Seite können Sie keine “offizielle” Stellungnahme erwarten, denn ich wüsste nicht, in wessen Namen ich diese abgeben sollte, da ich keine Institution vertrete.
Mit freundlichem Gruss
Uwe Werner
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Von: Andreas Lichte
Datum: 28. Mai 2012 17:59:46 MESZ
An: Uwe Werner, Goetheanum
Kopie: Celia Schönstedt, Pressesprecherin beim Bund der Freien Waldorfschulen / Ansgar Martins
Blindkopie: Peter Staudenmaier
Betreff: Re: Ihre Antwort / Stellungnahme
Sehr geehrter Herr Werner,
Sind Sie sicher, dass ich ich Ihre Antwort, unten, veröffentlichen soll?
Sie wirkt wie eine Ausflucht, eine sehr schlechte Ausflucht.
Noch haben Sie Zeit, sich zu meinen Fragen äussern.
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Prof. Peter Staudenmaier wird von mir lediglich informiert.
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Mit freundlichen Grüssen
Andreas Lichte
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Am 28.05.2012 um 17:52 schrieb Uwe Werner:
Sehr geehrter Herr Lichte,
wenn Herr Staudenmaier Fragen an mich hat, so erwarte ich diese gerne von ihm selbst.
Von meiner Seite können Sie keine “offizielle” Stellungnahme erwarten, denn ich wüsste nicht, in wessen Namen ich diese abgeben sollte, da ich keine Institution vertrete.
Mit freundlichem Gruss
Uwe Werner
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Von: Uwe Werner, Goetheanum
Datum: 28. Mai 2012 18:04:55 MESZ
An: Andreas Lichte
Betreff: Re: Ihre Antwort / Stellungnahme
Sehr geehrter Herr Lichte,
veröffentlichen Sie, was Sie wollen. Darum scheint es Ihnen ja zu gehen.
Besten Gruss
Uwe Werner
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