Heiner Ullrichs „kritische“ Einführung in die Waldorfpädagogik
17. März 2016 at 10:01 am 2 Kommentare
Auf socialnet habe ich eine Rezension zu Heiner Ullrichs 2015 erschienenem Buch „Waldorfpädagogik. Eine kritische Einführung“ geschrieben.
Heiner Ullrich ist Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Mainz und hat seit seiner Dissertation „Waldorfpädagogik und okkulte Weltanschauung“ (1984) eine ganze Reihe von Publikationen zu diesem Thema vorgelegt, auch empirische Forschung dazu betrieben und eine Biographie des Waldorfschulpropheten Rudolf Steiner (1861-1925) geschrieben, der ab 1900 seine anthroposophische Esoterik entwickelte. Weite Teile des neuen Buchs stellen komprimierte Übernahmen aus Ullrichs vorangehenden Publikationen dar. Die Studie begründet ihre Aktualität im ersten Kapitel knapp und treffend: Waldorfschulen expandieren weltweit. ….
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1.
Andreas Lichte | 17. März 2016 um 2:43 pm
zwei Passagen die mir mir besonders gut gefallen haben, und deren Gültigkeit über den Anlass „Rezension“ hinausgeht:
„Der empirisch nachweisbaren Erfolg der Waldorferziehung, d.h. ihre Wertschätzung durch beruflich erfolgreiche Absolventen wird so zur Grundlage der wissenschaftlichen Anerkennung. Dieser Erfolg wird nicht näher gesellschaftlich hinterfragt oder auf die in ihm zum Ausdruck kommende Reproduktion sozialer Ungleichheit zurückbezogen. Den anthroposophischen Lifestyle von der Waldorf-Krippe zur demeter-Milch und Weleda-Heilsalbe muss man sich leisten können.“
„Allerdings entspricht der spirituell-individualistische Anspruch ‚lebenslangen Lernens‘, wie ihn Waldorfpädagogen formulieren, zugleich präzise dem neoliberalen Kreativitäts- und Flexibilitätspostulat, in welchem man auch eine schöngeistige Begleitmusik von Prekarisierungsprozessen sehen muss. Die an Waldorfschulen zunehmend beliebten Portfolios, in denen Schüler sich, statt klassische Zeugnisse vorzuzeigen, selbst durch individuelle, persönliche Dokumente bei Arbeitgebern präsentieren sollen, zeigen, wie perfekt anthroposophischer und bildungsökonomischer Zeitgeist ineinander passen können. Auch dieser Umstand illustriert, wie wenig der organisch-romantische Anstrich des Steinerschen Weltgebäudes im Widerspruch zur kapitalistischen Moderne steht.“
2. Waldorf heute: Vom “Eingeweihtenwissen” zum “akademischen Diskurs”? Ein Interview mit Jost Schieren | Waldorfblog | 21. März 2016 um 11:08 am
[…] Schieren. Letzterer widersprach neulich dem Mainzer Erziehungswissenschaftler Heiner Ullrich, der in einer neuen Waldorf-Einführung ausführte, die Anthroposophie sei die dogmatische Grundlage der Waldorferziehung. Gegen diese kaum […]